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31.10.2016 14:30:22

Actelion muss liefern, um Anleger zu erfreuen

Der Biotechkonzern Actelion hat erneut überzeugende Quartalszahlen vorgelegt und die Gewinnprognose angehoben. Dennoch fällt der Aktienkurs. Anleger fürchten den wachsenden Wettbewerbsdruck.

Von Annika Janssen

Umsatz und Gewinn im Plus, beste Wachstumsaussichten, angehobene Prognosen - und dennoch geht der Aktienkurs auf Talfahrt. Der Actelion-Valor hat sich in den vergangenen Tagen eher untypisch entwickelt. Der Biotechkonzern mit Sitz in Allschwil im Kanton Basel präsentierte erst vor wenigen Tagen sein jüngstes Quartalsergebnis, legte erneut einen überzeugenden Zahlenkranz vor: Unter dem Strich bleibt nach dem dritten Quartal 2016 ein Reingewinn von 581 Millionen Franken, fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 1,79 Milliarden Franken.

Mit Blick auf die guten Zahlen hob das Management einmal mehr die Gewinnprognose an: Der bereinigte Betriebsgewinn dürfte dieses Jahr währungsbereinigt um 15 bis 17 Prozent zunehmen, teilte das Unternehmen mit. Zuvor war Actelion von einem Anstieg um 13 bis 14 Prozent ausgegangen.

Zunehmender Wettbewerbsdruck

Solche guten Nachrichten sind für Investoren normalerweise ein Grund, zuzugreifen - in der Hoffnung auf steigende Gewinne und steigende Kurse. Nicht so bei Actelion: Am Tag der Zahlenpräsentation sank der Kurs des Valors um 6,5 Prozent. Damit setzte er seinen Sinkflug fort: Über vier Wochen betrachtet ist der Kurs um 14 Prozent gefallen. Analysten vermuten dahinter zum Teil Gewinnmitnahmen, aber auch eine negative Haltung der Anleger gegenüber dem Biotechkonzern.

Grundsätzlich sollten Investoren die Actelion-Aktie in Zukunft mit etwas mehr Vorsicht geniessen, ungeachtet aller Euphorie des Managements, meinen sie. Denn der Wettbewerbsdruck dürfte im kommenden Jahr zunehmen.


Intaktive attraktive Investmentstory

Zu den Optimisten unter den Analysten gehört Sibylle Bischofberger von der Zürcher Kantonalbank (ZKB): «Der Aktienkurs hat trotz der guten Ergebnisse überraschend stark negativ reagiert», sagt sie. Bischofberger führt dies auf Gewinnmitnahmen zurück. Anders sei der Kursrückgang nicht zu erklären. «Das Management hat die Kosten im Griff und kauft zudem Aktien zurück, um überschüssige Mittel an die Aktionäre zurückzuführen.» Insgesamt bleibe die attraktive Investmentstory von Actelion intakt, sagt die Analystin. Sie rät, den Titel überzugewichten.

Andere Analysten schätzen die Lage des Baselbieter Konzerns weniger rosig ein. J.P. Morgan und die UBS haben die Aktie «neutral» bewertet. Der Kurs hat nach Einschätzung der Analysten zwar noch etwas Luft nach oben, Grund zur Euphorie sehen sie jedoch nicht. Bislang ist Actelion hauptsächlich im PAH-Geschäft gut aufgestellt, bei Medikamenten gegen Bluthochdruck in der Lungenarterie.


Guter Geschäftsgang

Vor allem der eindrückliche Verkaufsstart des in diesem Jahr eingeführten Actelion-Medikaments Uptravi habe die Erwartungen übertroffen und sich positiv auf die Quartalszahlen ausgewirkt. Auch die Nachfrage nach dem PAH-Arzneimittel Opsumit sei nach wie vor stark, heisst es von den Analysten der Privatbank Berenberg.

Das Geschäft läuft. Trotzdem muss Actelion jetzt liefern, um die Aktie langfristig wieder in die Spur zu bekommen, sagen Marktbeobachter. So steht das Unternehmen unter Druck, weil Patente für das meistverkaufte Actelion-Medikament Tracleer ausgelaufen sind.


Harter Wettbewerb

Schon im ersten Quartal 2017 könnten Nachahmerprodukte in den USA auf den Markt kommen, und die Generikahersteller werden den Wirkstoff voraussichtlich wesentlich günstiger anbieten als Actelion. Der Konzern sollte möglichst bald neue, innovative Produkte auf den Markt bringen, um im Wettbewerb weiter zu bestehen, sagen Marktbeobachter.

Tatsächlich hat das Biotechunternehmen mehrere Produkte in der Pipeline, die nicht mehr allzu weit von der Zulassung entfernt sind: Fünf Arzneimittel befinden sich in der klinischen Phase III, sieben in Phase II. Bis neue Medikamente den Weg auf den Markt finden, vergehen mehrere Jahre. «Wir blicken zurückhaltend auf die Produkt-Pipeline», so die Berenberg-Analysten. Das Actelion-Management sei zwar äusserst ambitioniert und habe grosse Pläne für die Zukunft. Ausserhalb des PAH-Geschäfts könne Actelion bislang aber keine besonders beeindruckenden Erfolgsgeschichten vorweisen. Das muss sich ändern.


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