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Bilanz 24.04.2014 09:50:35

Novartis unter Druck nach Quartalszahlen

Die Aktien des Pharma-Konzerns Novartis sind am Donnerstag in der Eröffnungsphase in einem gut gehaltenen Markt leicht unter Druck. Mit dem vorbörslich vorgelegten Quartalsergebnis hat der Konzern die Konsenserwartungen verfehlt.

AKTIENKURS UND ANALYSE

Die Novartis-Aktie notiert um 09.40 Uhr um 0,8% tiefer auf 75,65 CHF. Der Gesamtmarkt, gemessen am SMI (+0,11%), notiert wenig verändert, ebenfalls die Genussscheine des Mitbewerbers Roche (+0,1%).

Die Umsatzentwicklung des Novartis-Konzerns wird von Analysten bisher einstimmig als etwas unter den Erwartungen bezeichnet, wobei dafür vor allem der Pharma-Bereich verantwortlich gemacht wird. Als enttäuschend wird mehrfach auch die Senkung der Prognose für den Spitzenumsatz des Krebsmedikamentes Afinitor auf 1,5 bis 1,7 Mrd USD von wenigstens 2 Mrd infolge kürzerer Behandlungszeiten bezeichnet. Demgegenüber profitiere der Konzern von weiter ausbleibender Konkurrenz für den Blutdrucksenker Diovan, hiess es.

Demgegenüber hätten die Umsätze von Alcon Sandoz den Erwartungen entsprochen, kommentiert beispielsweise Berenberg. Ähnlicher Meinung ist auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Das Wichtigste sei, dass die neueren Wachstumsprodukte nur bei Gilenya und Afinitor wegen Konkurrenz und kürzerer Behandlungszeiten leicht an Umsatzdynamik verloren hätten, sonst aber alle anderen Produkte intakt seien und so der Umsatzverlust durch Generika kompensiert werden könne, ist Fazit der ZKB. Die im Konzern verbleibenden Divisionen Sandoz und Alcon hätten ein solides Ergebnis gezeigt, heisst es weiter.

Die längerfristigen Aussichten für die Basler sollten dank einer gut gefüllten Produktpipeline und Kostenmassnahmen auch in einem anhaltend schwierigen Preisumfeld und laufenden Patentausläufen intakt bleiben, kommentieren die Experten der Notenstein Privatbank. Nach der deutlichen Temperaturerhöhung bei der Novartis-Aktie in den letzten Tagen und einer im Markt teilweise erwarteten Prognoseerhöhung aufgrund fehlender Diovan-Konkurrenz für das laufende Jahr seien kurzfristig jedoch Gewinnmitnahmen wahrscheinlich.

QUARTALSERGEBNIS

Der Pharmakonzern Novartis ist im ersten Quartal des laufenden Jahres leicht gewachsen. Insbesondere dank des Gewinns aus der Veräusserung der Bluttransfusionsdiagnostik verbesserten sich die Gewinnzahlen weit überproportional. Der Ausblick auf das Gesamtjahr wurde bestätigt.

Der Nettoumsatz des Konzerns erhöhte sich in den ersten drei Monaten auf vergleichbarer Basis um 1% auf 14,02 Mrd USD. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) betrug das Plus 3%, wozu alle fünf Divisionen einen positiven Beitrag leisteten. Insgesamt blieb Novartis bezüglich Umsatz etwas hinter den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten zurück, was insbesondere auf die Hauptdivision Pharma zurückzuführen ist.

Das operative Ergebnis der Gruppe stieg in der Berichtsperiode um 22% auf 3,49 Mrd USD (+31% kWk) und der Reingewinn um 24% (+30% kWk) auf 2,97 Mrd. Die starke Zunahme der Gewinnzahlen ist dabei zur Hauptsache auf den ausserordentlichen Gewinn aus der Veräusserung der Einheit für Bluttransfusionsdiagnostik in Höhe von 0,9 Mrd vor Steuern zurückzuführen. Die Wechselkurse belasteten das operative Ergebnis mit 9 Prozentpunkten.

Novartis spricht in der Medienmitteilung am Donnerstag von einem "soliden" Quartalsergebnis. "Gestützt auf unsere stärkere Fokussierung, Innovationskraft und finanzielle Stärke werden die angekündigten massgebenden Transaktionen unser Unternehmen für zukünftigen Erfolg positionieren", wird CEO Joseph Jimenez zitiert.

PHARMA UND ALCON MIT RÜCKLÄUFIGEM BETRIEBSERGEBNIS

Die zentrale Pharmadivision erwirtschaftete im ersten Quartal einen Umsatz von 7,8 Mrd (-1% bzw. +1% zu kWk). Volumensteigerungen von 6 Prozentpunkten und höhere Preise im Umfang von einem Prozentpunkt seien weitgehend durch Einbussen infolge von Generikakonkurrenz (-6 Prozentpunkte), vor allem für Zometa/Aclasta, aufgehoben worden. Weiter hat gemäss Aussagen von CEO Jimenez in Europa der Preisdruck mit 4 bis 6 Umsatzprozenten belastet, und in Japan wirkte sich die zweijährige Preisfestsetzung negativ aus. Das operative Ergebnis der Division verminderte sich insbesondere als Folge von Restrukturierungsaufwendungen im Umfang von netto 252 Mio um 13% (-7% kWk) auf 2,2 Mrd.

In den beiden weiteren Kerndivisionen Alcon und Sandoz legte der Umsatz in der Berichtsperiode jeweils um 3% auf 2,6 Mrd bzw. 2,3 Mrd USD zu. Das operative Ergebnis von Alcon nahm insbesondere als Folge des Produktemix um 8% auf 380 Mio ab. Sandoz steigerte das Betriebsergebnis dank niedrigerer Sonderpositionen um 12% auf 282 Mio.

Per März stieg die Nettoverschuldung des Konzerns um 4,7 Mrd auf 13,5 Mrd USD. Die Zunahme ist dabei zur Hauptsache auf die Dividendenausschüttung von 6,8 Mrd, Aktienrückkäufe von 2,4 Mrd und andere Nettoabflüsse von 0,4 Mrd zurückzuführen.

AUSBLICK BESTÄTIGT - EINFLUSS GENERIKAKONKURRENZ AUF 2,7 MRD GESENKT

Mit der Präsentation der Erstquartalszahlen bekräftigt Novartis auch den bisherigen Ausblick auf das Gesamtjahr. So wird auf Konzernebene weiter eine Steigerung des Nettoumsatzes im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich (kWk) erwartet. Dabei sollen die Einbussen durch Generikakonkurrenz wettgemacht werden. Diese werden für 2014 neu auf voraussichtlich bis zu 2,7 Mrd USD veranschlagt, und damit etwas weniger hoch als die bisher angenommenen bis zu 3 Mrd USD. Dabei wird zu Prognosezwecken nun davon ausgegangen, dass ein Generikum der Diovan-Monotherapie in den USA zu Beginn des dritten Quartals und nicht wie bisher angenommen zu Beginn des zweiten Quartals auf den Markt kommen wird.

Die Gruppe rechnet zudem weiter damit, dass das operative Kernergebnis im Geschäftsjahr 2014 stärker steigen wird als der Umsatz.

Sollten sich die Wechselkurse im restlichen Jahresverlauf auf dem Durchschnittsniveau des Monats März halten, rechnet Novartis mit einem negativen Währungseffekt von 1% auf den Umsatz beziehungsweise von 4% auf das operative Kernergebnis des Gesamtjahres.

PRODUKTIVITÄTSGEWINNE VON 540 MIO

Im ersten Quartal wurden zudem Produktivitätsgewinne von 540 Mio USD erzielt, so dass sich das Management auch hier auf Kurs für die im Gesamtjahr anvisierten Verbesserungen von 3% bis 4% des Nettoumsatzes sieht.

Als Teil der Massnahmen zur Verbesserung der Rentabilität sowie zur Freisetzung von Ressourcen soll eine Shared-Services-Organisation unter dem Namen Novartis Business Services (NBS) etabliert werden. In der neuen Einheit mit rund 7'000 Mitarbeitenden werden verschiedene geschäftsunterstützende Dienstleistungen wie IT, Finanzreporting und Buchhaltung konsolidiert, die gegenwärtig über verschiedene Divisionen verteilt sind.

VERSCHLANKUNG

Im Rahmen des Produktivitätssteigerungsprogrammes schafft der Novartis-Konzern neu eine übergreifende Dienstleistungseinheit. Die "Shared-Services-Organisation" soll unter dem Namen "Novartis Business Services" (NBS) laufen und die Rentabilität verbessern sowie Ressourcen freigeben, teilte Novartis am Donnerstag mit dem Quartalsabschluss mit.

Die NBS werden gemäss Communiqué verschiedene geschäftsunterstützende Dienstleistungen konsolidieren, die gegenwärtig über verschiedene Divisionen verteilt sind. Dazu zählten IT, Financial Reporting and Accounting, Real Estate & Facility Services, Procurement, Payroll and Personnel Administration sowie die Global Business Services der Division Pharmaceuticals. Damit sollen sich die Divisionen vermehrt auf ihre kundenbezogenen Aktivitäten konzentrieren können.

Mitarbeitende der Divisionen, die veräussert (Vaccines und Animal Health) oder Teil des Consumer Healthcare Joint Venture mit GSK (Novartis OTC) werden, sind von den Aktivitäten der NBS ausgenommen. Bis zum Abschluss der Transaktionen sollen die NBS jedoch weiterhin einige bestehende Dienstleistungen für diese Divisionen erbringen.

André Wyss wurde zum global verantwortlichen Leiter der NBS ernannt. Diese neu geschaffene Geschäftsleitungsfunktion ist direkt dem CEO Joseph Jimenez unterstellt. Wyss hat eine 30-jährige Karriere bei Novartis als operative Führungskraft in Europa, den USA und in Schwellenländern vorzuweisen, heisst es weiter.

rt/gab

(awp)

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