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Analyse 07.07.2016 10:59:46

CS muss sich nach Kurssturz vor Übernahme schützen

Die grösste Herausforderung für die Credit Suisse nach dem gestrigen Börsensturz unter die Marke von 10 Franken ist eine feindliche Übernahme, analysiert ein Bankexperte. Doch das Institut steht vor zwei weiteren Problemen.

Von Mathias Ohanian

Das gab es noch nie: Die Aktienkurs der Credit Suisse (CS) rauschte am gestrigen Mittwoch unter die Marke von 10 Franken. Das zwischenzeitliche Tief war bei 9,76 Franken erreicht. Damit ist die zweitgrösste Schweizer Bank an der Börse nur noch Kleingeld wert. Zu gross scheint die Angst der Investoren vor den Risiken, die in der Bilanz des Finanzinstituts schlummern könnten. Nun droht auch der Rauswurf aus dem europäischen Aktienindex Stoxx Europe 50.

Zwar steht die CS nicht allein da. Auch andere grosse Banktitel leiden in diesen Tagen massiv: Die Aktie der Deutschen Bank stürzte am Mittwoch ebenfalls auf ein Rekordtief. Doch der Fall der zweitgrössten Schweizer Bank ist vor allem hausgemacht. Der Brexit dürfte besonders die Erträge im Investment Banking schmälern, analysierte Thomas Heller, Investmentchef der Schwyzer Kantonalbank. Dies treffe die CS härter als die UBS. Entsprechend halten sich die Gerüchte um eine weitere Kapitalerhöhung hartnäckig - doch damit würde der Aktienkurs noch weiter an Höhe verlieren.

«Die Konsequenzen sind sehr ernst»

Laurent Bakhtiari ist Aktienanalyst bei der Genfer IG Bank. Für handelszeitung.ch hat er die drei seiner Ansicht nach grössten Herausforderungen der Credit Suisse zusammengefasst. Er ist überzeugt: Die grösste Aufgabe ist mittlerweile existenzieller Natur. Nun geht es hauptsächlich darum, sich vor einer Übernahme zu schützen, sagt er. Die Marktkapitalisierung der zweitgrössten Schweizer Bank von 20 Milliarden Franken sei «ungeheuer gering» - und aktuell vergleichbar mit jener von SMI-Titeln wie Givaudan oder Swisscom.

Nach Jahren schlechter Führung wäre es keine Überraschung mehr, sollte die Credit Suisse aufgekauft werden, so der Analyst. Zum Vergleich: Microsoft kaufte erst kürzlich das Karriereportal Linkedin für knapp 26 Milliarden Franken - legte also mehr Geld auf den Tisch, als die CS heute an der Börse wert ist. «Die Konsequenzen eines so tiefen Preises sind sehr ernst.»

«Die Profitabilität ist gering»

Die zweite grosse Herausforderung sei nun, so Bakhtiari, den Trend umzukehren und eine bessere Strategie auf die Beine zu stellen. «Die Profitabilität ist gering, der Aktienkurs fällt, die Mitarbeiter verlassen das Unternehmen - gewollt und ungewollt.» Die Fokussierung auf Asien und das Privatbankgeschäft ist nach Ansicht des Experten grundsätzlich richtig.

Dies habe das Beispiel der UBS gezeigt, die diesen Weg bereits vor einigen Jahren eingeschlagen habe. «Doch es scheint, dass die Umsetzung grauenhaft läuft.» Sonst wären Ergebnisse und Aktienkurs heute nicht so schlecht.

«Die Quoten sind zu niedrig»

Die dritte Herausforderung ist juristischer Natur - mit Einfluss auf die Kapitalausstattung. «Die Quoten sind zu niedrig», sagt Bakhtiari, sie müssten steigen. Das jedoch könnte den Anteilspreis belasten. Und genau das scheint angesichts des aktuellen Preisverfalls an der Börse nicht akzeptabel - der Ausweg scheint nun vor allem über sinkende Verbindlichkeiten zu gehen. Einen Weg muss die Credit Suisse finden.

Dieser Artikel erschien im Original bei Handelszeitung Online.

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