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Börsenausblick 13.04.2015 12:00:00

«Die Schweizer Börse kann im Weltmarkt mithalten»

Was erwartet Anleger diese Woche, wo bieten sich Chancen und wo Risiken? Jeden Montag gibt an dieser Stelle ein anderer Experte eine Einschätzung über die aktuelle Börsenwoche - heute Anja Hochberg, CIO Schweiz und Europa bei der Credit Suisse.


Gibt es Einflüsse der Vorwoche, welche an der Börse nachwirken werden?
Anja Hochberg*: Ganz klar wird am Montagmorgen die Finanzmarktuhr nicht auf null zurückgesetzt. Wichtige Ereignisse der Vorwoche, wie zum Beispiel das Einhalten der Zahlungsfrist durch die Griechen, eine ausgewogene amerikanische Notenbank, gute Makrozahlen aus der Eurozone und die anziehende M&A-Tätigkeit dürften den positiven Börsenton anhalten lassen.

Welche Ereignisse werden die kommende Woche prägen?
Mit der gerade begonnenen Unternehmensberichtssaison in den USA dürfte sicherlich der Fokus auch wieder stärker auf dieser Region liegen und insbesondere auf der Frage, wie stark bremst der kräftige US Dollar den dortigen Konjunkturaufschwung. Die in der nächsten Woche anstehenden US-Konjunkturdaten, z.B. die Industrieproduktion könnte hier mehr Aufschlüsse geben. Uns erwarten zudem die Einzelhandelsumsätze für die USA, Inflationsdaten aus Grossbritannien und auch die EZB wird sich zu ihrem regelmässigen Meeting treffen. Darüber hinaus beschäftigt die anhaltende Konsolidierung auf dem Ölmarkt den Markt.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Das gute Börsenklima kann sicherlich anhalten. Global kommt die Konjunktur voran und auch die Schweizer Wirtschaft scheint den Wechselkursschock zu verdauen, wie die sich stabilisierende Auftragssituation suggeriert. Mittelfristig dürfte der Schweizer Markt nach der rasanten Aufholjagd im ersten Quartal zwar den Weltmarkt nicht mehr deutlich outperformen können.

Welche Schweizer Unternehmen/Branchen stehen in nächster Zeit besonders im Fokus?
Aufgrund der aktuell zu beobachtenden Aufwertung des Schweizer Frankens zum Euro dürfte auch die Reaktion der SNB darauf wieder intensiver werden und damit auch die Banken beeinflussen. Dank des tiefen Ölpreises und der positiven globalen Konjunkturdynamik dürfte der Bereich der diskretionären Konsumgüter (dauerhafte Konsumgüter wie z.B. Autos) weiterhin im Fokus sein.

Ihr Ratschlag für Anleger - wo bieten sich Chancen?
Nach der kräftigen Aufholjagd bei Schweizer Aktien empfehle ich jetzt den Anlegern, die gerne taktisch agieren, nochmals stärker zu differenzieren. Neben der Länderbetrachtung, in der man Europa und Japan hinzumischen sollte, dürften global der diskretionäre Konsumsektor (dauerhafte Konsumgüter wie z.B. Autos) und der Luxusgütersektor spannend sein. Wer die anstehende US-Berichtssaison nutzen will, der sollte sich Gilead, LyondellBasell, Chevron and Apple ansehen.

Wo sehen Sie Risiken?
Entscheidend ist ganz klar die Frage, wie der Markt mit einem erneuten Fall der Ölpreise umgehen würde. Wachstumstechnisch ist das sicherlich positiv, gerade im Bereich des US-Aktienmarktes und auch bei den hochverzinslichen Obligationen ("high yields") kann dies die Stimmung beeinträchtigen. Auf der anderen Seite könnten aber auch "zu gute" US-Wirtschaftsdaten zu einer Neubeurteilung des potenziellen US Zinspfades führen, was ebenfalls - temporär - Positionierungsanpassungen mit sich bringen würde.

Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Schweizer Börse über die nächsten 12 Monate ein?
Ich bin positiv eingestellt und empfehle, investiert zu bleiben. Die Fortschritte dürften nicht mehr so kräftig sein, wie nach dem 15. Januar 2015. Im Rahmen des Weltmarktes sollte die Schweiz aber mithalten können.

*Anja Hochberg ist Chief Investment Officer für die Region Schweiz und Europa bei der Credit Suisse. Vor ihrem Eintritt in die Bank 2001 war Anja Hochberg in der Volkswirtschaftsabteilung der Landesbank-Hessen Thüring als Analystin tätig. Anja Hochberg hat nach ihrem Studium in Berlin und einem Nachdiplomstudium in Brügge ein Doktorat an der University of Wales gemacht, wo sie auch während vier Jahren als Dozentin im Bereich internationale Finanzmärkte tätig war.

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