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Börsenausblick 31.10.2016 06:45:00

«Die US-Wahlen stehen im Fokus»

Die EZB hat die Märkte enttäuscht, der Fokus der Anleger richtet sich jedoch auf die bevorstehenden Wahlen in den USA. Ausserdem steht im November ein weiterer wichtiger Termin an.

Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?

Mario Geniale*: Die EZB enttäuschte die Märkte mit der Entscheidung, die Zinsen und das aktuelle Wertschriftenkaufprogramm unverändert zu belassen. Eine mögliche Programmerweiterung wurde dabei auf Dezember verschoben. Im gleichen Monat rechnen die Märkte mit einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank FED. Auf unmittelbare Sicht stehen jedoch ganz klar die US-Präsidentschaftswahlen im Fokus. Nicht zu vergessen ist, dass ebenfalls im Dezember in der drittgrössten Volkswirtschaft Europas ein Referendum abgehalten wird. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hat seinen Verbleib an der politischen Spitze an das Referendum gebunden. Sollte er verlieren, hätte das auch wirtschaftliche Konsequenzen. Ausländische Investoren würden sich zurückziehen und das bereits angeschlagene Land weiter schwächen. Es liegen also einige mögliche Stolpersteine bereit.

Wie wird sich der Schweizer Aktienmarkt kurzfristig entwickeln?
Die hiesige Börse wurde in letzter Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen. Dies aufgrund der schwachen Entwicklung der grosskapitalisierten Unternehmen. Die drei Grossen - Nestlé, Roche und Novartis - verzeichneten dabei unterdurchschnittliche Performances. Letztere litten vor allem unter der Diskussion, dass die Preise der Pharmaunternehmen im Falle eines Wahlsieges von Hillary Clinton wohl unter Druck kommen könnten. Auf kurze Sicht wird sich der SMI, wegen der aktuellen Schwäche und der oben erwähnten möglichen Stolpersteine, weiter in Richtung unteres Ende unserer für die nächsten zwölf Monaten erwarteten Bandbreite von 7700 und 8600 bewegen.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Auf mittlere Sicht sollten die weiterhin äusserst lockere Geldpolitik und die zuletzt markant verbesserten Aussichten für das Gewinnwachstum in den kommenden Quartalen die genannten Risiken kompensieren. So bestätigen die jüngsten Konjunkturdaten aus Amerika das Bild einer anhaltend, wenn auch verhalten wachsenden Wirtschaft. Auch in Europa sprechen die solide Binnennachfrage und die laufende Lockerung der Geldpolitik für eine weitere Konjunkturerholung. Von diesem Umfeld werden auch Schweizer Aktien profitieren können. Der SMI dürfte in zwölf Monaten bei rund 8‘500 Punkten und somit wieder am oberen Ende unserer erwarteten Bandbreite notieren.

Wo sehen Sie Chancen?
Der MSCI Healthcare hat in diesem Jahr die schlechteste Sektor-Performance mit einer relativen Unterperformance von 9% gegenüber dem MSCI World erzielt. Nebst der Verunsicherung über eventuelle Eingriffe bei den Preisen bei einer möglichen Präsidentschaft Clintons sorgten Erhöhungen im Bereich Forschung und Entwicklung und Generikas für Druck auf den Margen. Zusätzlich laufen in nächster Zeit einige Patente für wichtige Medikamente ab. Die relativen Bewertungen sind unterdessen jedoch wieder deutlich attraktiver und wir gehen davon aus, dass die Risiken in den aktuellen Bewertungen enthalten sind. Deshalb sehen wir für diesen Sektor ein grosses Aufholpotential.

Wie entwickelt sich der Franken?
Seit dem Brexit von Ende Juni musste die Schweizer Nationalbank massiv intervenieren, um den Aufwärtsdruck im Franken abzuschwächen. In den letzten 18 Monaten sind die Devisenreserven massiv schneller als die Monate zuvor angestiegen. Würde die SNB mit ihren Interventionen aussetzen, müsste Euro und Franken eher um die Parität gehandelt werden. Solange bei der SNB die Schmerzgrenze der Bilanzausweitung nicht erreicht ist, wird die SNB diesen Kurs aber in einem Band von 1.0750 und 1.0950 halten.

Wie geht es weiter beim Ölpreis?
Am internationalen Energieforum in Algier hat die OPEC unerwartet die Begrenzung der Ölproduktion in einem Band zwischen 32.5 und 33 Mio. Barrel je Tag verkündet. Die Überraschung war perfekt und der Ölpreis schoss in die Höhe (plus rund 7%). Momentan pumpt die OPEC mehr als 33 Mio. Deshalb wird weiterhin ein Überangebot bestehen. Insgesamt wird die Erdöl-Produktion und -Nachfrage graduell konvergieren. Dabei wird der Erdölpreis im Verlauf des Jahres 2017 ein neues Markt-Gleichgewicht finden. Insgesamt sehen wir den Erdölpreis um 50 je Fass Ende 2016 und um 60 Ende 2017.

Lohnt sich aktuell ein Investment in Gold?
Dass Gold ein verlässlicher Schutz gegen Inflation darstellt, ist eine weit verbreitete Meinung. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass lediglich in 60% der Fälle die positive Korrelation zwischen Inflation und Gold hält. Viel wichtiger ist jedoch die Entwicklung des Dollars. Die negative Korrelation zwischen dem Dollar und Gold hält in 75% der Fälle. Aufgrund der aktuellen US-Dollar-Stärke litt deshalb das Gold unter einem leichten Abgabedruck. Für Investoren, welche an Gold interessiert sind, könnte Silber eine interessante Alternative. Wir erwarten aber für die nächsten Jahre wieder einen deutlich höheren Goldpreis.

*Mario Geniale ist als Chief Investment Officer verantwortlich für die Anlagepolitik der Banque CIC (Suisse). Der diplomierte Vermögensverwalter und Finanzexperte verfügt über langjährige Erfahrung im Portfolio Management und Advisory.

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