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Interview 25.06.2015 14:12:00

«Finanzplatz muss gesamthafter auftreten»

Der Schweizer Finanzplatz vermarkte sich unzureichend, sagt Ariane Dehn vom Fondsanbieter Henderson. Im Interview begründet sie auch, wieso die Schweiz bei einer Schwächung des Standorts London durch einen möglichen "Brexit" nicht profitieren könnte.

Von Andrea Marthaler

Fondsanbieter Henderson sitzt in London, ist dort börsenkotiert und hat weltweit 40'000 Anleger. In der Schweiz ist das Haus seit 2002 aktiv. Die hiesige Verkaufschefin Ariane Dehn erklärt im Gespräch, warum sich der Finanzplatz Schweiz unter Wert verkauft.

Henderson hat seit 2002 ein Standbein in der Schweiz. Was hat das Institut mit Sitz in London dazu bewogen, hierher zu kommen?
Ariane Dehn*: Die Schweiz ist ein attraktiver Standort. Es ist der grösste Offshore-Market weltweit und der grösste Cross-Border-Markt in Europa. Für ein Finanzinstitut ist es wichtig, hier einen Standort zu haben.

Was konkret unterscheidet den Schweizer Finanzplatz von anderen?
In anderen Ländern wird vor allem die Masse an Investoren angesprochen, der gewöhnliche Investor. Das Geschäft beschränkt sich zudem stärker auf den Heimmarkt. Das Vermögensverwaltungsgeschäft in der Schweiz ist viel stärker ein exklusives und globales Geschäft, mit Banken, die global tätig sind. Auf europäischer Ebene stehen die Schweizer Grossbanken in direkter Konkurrenz mit beispielsweise einer HSBC oder der BNP Paribas. Ich persönlich bin der Ansicht, dass der Schweizer Standort langfristig noch wichtiger wird.

Könnte der Schweizer Finanzplatz von einem "Brexit" profitieren, sollte Grossbritannien den EU-Austritt beschliessen?
Unser London-Spezialist geht nicht davon aus, dass es soweit kommt. Die Briten denken sehr pragmatisch und wissen, welche Konsequenzen es geben würde. Wirtschaftlich wäre es ein Desaster. Sollte es dennoch zu einem Brexit kommen, denke ich, dass Schweizer Player wie UBS, Credit Suisse und Julius Bär eigene Einheiten zurück in die Schweiz holen würden. Für auswärtige Finanzinstitute wäre dies hingegen schwierig, da die Schweiz nicht im Euroraum ist. Zudem wäre es nicht so einfach, den Finanzplatz London zu ersetzen. Ich denke dabei an die ganze Infrastruktur: So viele Arbeitsplätze und ein solches Umfeld wie London kann kaum ein anderer Standort bieten.

Unabhängig davon sagen Sie, dass sich der Schweizer Standort schlecht verkauft. Wieso das?
Der Schweizer Finanzplatz müsste gesamthafter auftreten und sich auf gemeinsame Standards einigen. Luxemburg präsentiert sich als Finanzplatz beispielsweise viel besser. Kommt hinzu, dass in der Finanzkrise viele Schweizer Banken involviert waren. Zwar gibt es inzwischen die Weissgeldstrategie. Diese müsste aber mehr kommuniziert werden. Es ist noch wenig bekannt, dass in der Schweiz längst höhere Standards im Wealth Management und im Privat Banking gelten. Ich persönliche finde, dass die Schweiz am professionellsten mit internationalen Investoren umgeht.

Hat nicht gerade die Regulierungsflut viele abgeschreckt?
Für uns als internationaler Vermögensverwalter ist die Weissgeldstrategie positiv. Wir wollen dort sein, wo alle Bedingungen an heutige Standards erfüllt werden. Die Kehrseite ist, dass die Produkte beispielsweise für uns als Fondsanbieter teuer geworden sind. Früher war es viel einfacher, im Bereich Vermögensverwaltung selbstständig zu werden. Heute ist der regulatorische Aufwand deutlich grösser, was auch die Kosten in die Höhe treibt, insbesondere für das Risikomanagement.

Ihre Fondsmanager sind vergleichsweise stark in Schweizer Titel investiert. Wieso?
Das Umfeld sowie die Infrastruktur in der Schweiz sind für Unternehmen beispielsweise im Vergleich zu Deutschland besser. Zudem gibt es in der Schweiz ein hohes Mass an Wirtschaftsliberalismus. Durch die direkte Demokratie erhalten Firmen mehr Selbstverantwortung, Unternehmertum wird nicht behindert. Im internationalen Vergleich ist beispielsweise Frankreich am wenigsten unternehmerfreundlich. Unsere Fondsunternehmer sehen sich allerdings nicht die Länder an, sondern betrachten die Firmen: Wie steht ein Unternehmen da, wie ist die regionale Abstützung, wo steht das Unternehmen bezüglich Ebitda und Wachstum? Viele Schweizer Grosskonzerne können im internationalen Vergleich überzeugen.

Ist die Frankenstärke eine Gefahr für die Unternehmen?
Schweizer Unternehmen haben pragmatische Massnahmen ergriffen: Lohnkürzungen oder Verzicht auf Boni. Ich bin positiv überrascht, wie wenig Einfluss der starke Franken bislang gehabt hat.

Wie beurteilen Sie die politische Entwicklung, beispielsweise mit der Einwanderungsinitiative?
Wegen der Einwanderungsinitiative gingen im Ausland die Emotionen hoch - gerade auch im Nachbarland Deutschland. Für den Standort Schweiz ist sie eine Gefahr, denn es wird schwieriger, die besten Leute hierher zu bekommen. Aufgrund der Lohnkosten sind die Angestellten in der Schweiz alles andere als günstig - ergo braucht es die Besten. So ist es umso wichtiger, dass die guten Bedingungen erhalten bleiben. Auch die Erbschaftssteuer hätte die Stimmung bezüglich Unternehmensfreiheit belasten können, wäre sie angenommen worden.

*Ariane Dehn ist Verkaufschefin und Geschäftsführerin für Schweiz und Österreich bei Henderson Global Investors. Henderson ist ein weltweit tätiger Fondsanbieter.

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