Flughafen Zürich und Bergbahnen im Höhenflug

Von Georg Pröbstl

Die Titel Flughafen Zürich schiessen ab! Die Aktie des Betreibers des Flughafen Kloten ist im steilen Aufwärtstrend und nicht zu bremsen. Wie an einer Schnur zieht es den Kurs seit vier Jahren nach oben, die Notierung hat sich dabei verdreifacht. Und auch in diesem Jahr bringt der Titel inklusive Dividende bereits ein Plus von 25 Prozent.

Bergbahnen gesucht

Aber auch Jungfraubahn schneidet gut ab. Im schwachen Börsenumfeld - der SMI verzeichnet in diesem Jahr ein Minus von rund zehn Prozent, bringt die Bergbahnaktie ein Plus von zehn Prozent und damit eine Outperformance zum breiten Aktienmarkt von 20 Prozentpunkten. Zwar läuft die Nr. 3 der heimischen Reise- und Tourismusaktien aus dem SPI mit Fokus Schweiz - die Titlisbahnen - als einzige in diesem Jahr mit einem Kursminus von rund zehn Prozent im roten Bereich, doch das ist immerhin noch ein Gleichschritt mit dem SMI.

Die Entwicklung der drei Valoren überrascht. Denn eigentlich würden Anleger solche Kurserfolge im heimischen Sektor weniger vermuten. Denn der starke Franken wirkt nach wie vor. Wie das Statistische Bundesamt vor einigen Tagen meldete, verbuchte die Schweizer Hotellerie im ersten Halbjahr Rückgänge. So fiel die Zahl der Übernachtungen im Land in den sechs Monaten um 1,2 Prozent auf 16,8 Millionen.

Starker Franken schreckt ab

Vor allem Gäste aus China kamen seltener. Mit rund 475'000 lag die Zahl der Logiernächte von Gästen aus dem Roten Reich um 14,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Und auch die traditionell stärkste Besuchergruppe, die Deutschen, hielten sich zurück. Die Zahl ihrer Übernachtungen fiel im Semester um 6,8 Prozent auf 1,9 Millionen. Während die Logierrückgänge bei den Chinesen möglicherweise auf das Konto von verschärften Visa-Bestimmungen für die Bürger des Landes gehen, halten sich die Deutschen offensichtlich nach wie vor wegen des starken Franken zurück.

Immerhin: Schöne Logierzuwächse zwischen 3,3 und 6,8 Prozent gibt es bei US-Bürgern, Briten, Koreanern und Besuchern aus den Golfstaaten. Flughafen Zürich - Passagierzahlen steigen und steigen. Wenig beeindruckt von dieser Entwicklung zeigt sich nicht nur die Aktie von Flughafen Zürich, sondern auch das operative Geschäft der Verkehrsdrehscheibe. Zwar fiel die Zahl der Umsteige- und Transferpassagiere am Airport Kloten in diesem Jahr leicht zurück, doch ein starkes Plus bei Lokalpassagieren, das sind Fluggäste, die Zürich als Ausgangs- oder Endpunkt ihrer Reise haben, nahm deutlich zu.

Titel könnte nach oben ausbrechen

Insgesamt verbuchte der Flughafen so in jedem Monat in 2016 per Saldo steigende Passagierzahlen. Im Mai und Juni etwa gab es bei den Fluggästen ein Plus von 4,8 und 2,8 Prozent und Mitte Juli wurde erstmals in der Firmengeschichte die Zahl von 100'000 Passagieren an einem einzigen Tag geknackt.

Zwar ist die Aktie nach dem Kursaufschwung der letzten Monate mit einem geschätzten 22er-KGV für 2016 nicht mehr ganz günstig, doch zumindest kurzfristig besteht weitere Kursphantasie. So werden die Zahlen der Verkehrsstatistik für Monat Juli am kommenden Monat veröffentlicht und dann stehen die Halbjahreszahlen am 24. August bevor. Anleger setzen angesichts des starken Momentums der Aktie darauf, dass der Titel nach Vorlage der Daten weiter beschleunigt und dann aus dem Aufwärtstrend nach oben ausbricht.

Weitere Wachstumsphantasie

Die obere Begrenzungslinie des Trendkanals verläuft nämlich bei etwa 190 Franken und damit nur knapp über dem aktuellen Kurslevel. Da könnten die Börsenbullen dann auch ganz schnell die wichtige psychologische 200-Franken-Marke ins Visier nehmen. Jungfraubahn - kurzfristiger Stillstand, mittelfristig schöne Wachstumsphantasie. Etwas weniger rasant geht es derzeit zwar bei Jungfraubahn zu. Gab es im vergangenen Jahr bei einem Plus des Betriebsertrags von 8,1 Prozent auf 178,7 Millionen Franken trotz des starken Frankens noch einen Gewinnanstieg um 19,3 Prozent auf 36,2 Millionen Franken - ein neuer Rekord -, so ist in diesem Jahr mit schwächeren Zahlen zu rechnen.

So kam es wegen einiger Gruppen-Annullationen nach den Terroranschlägen von Paris und Brüssel und der Einführung des biometrischen Visums für Chinesen bis Mitte April zu einem Rückgang der Fahrgäste um 12,8 Prozent. Und möglicherweise fällt dadurch das Ergebnis vom Rekordlevel von 6,23 Franken je Aktie in 2015 wieder in Richtung 5,50 oder auch etwas darunter. Aber mit 18er-KGV und bei einem Buchwert je Aktie von 82,59 Franken - Kurs/Buchwert-Verhältnis 1,2 - wäre der Titel damit noch nicht zu hoch bewertet.

Attraktives Projekt

Und vor allem: Das Projekt der V-Bahn bietet Phantasie. Geplant ist dabei unter anderem nicht nur eine neue Haltestation, sondern auch der Anschluss an den öffentlichen Bahn-Verkehr. Dadurch sollen sich ab dem geplanten Betriebsstart im Geschäftsjahr 2018/19 die Fahrzeiten zum Jungfraujoch und ins Skigebiet um rund 45 Minuten verkürzen und so die Tourismusdestination noch attraktiver machen.

Zwar läuft die Aktie von Jungfraubahn Holding seit März per Saldo nur seitwärts. Doch dadurch notiert der Titel inzwischen wieder an der unteren Begrenzungslinie des Aufwärtstrends. Von dieser Marke konnte die Aktie in den letzten Jahren schon mehrfach schnell nach oben abheben und dann zehn Prozent und mehr hinzugewinnen. Titlis-Bahnen - Kursrückschlag zum Einstieg nutzen!

Titlis mit Besucherrekord

Dem starken Franken trotzen konnte im vergangen Geschäftsjahr 2014/15 per Ende Oktober auch Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis - kurz Titlis-Bahnen. Im Kerngeschäft des Bahnbetriebs gab es dabei ein Umsatzplus von 14,4 Prozent auf 71,7 Millionen Franken und mit 1,2 Millionen Gästen verbuchte das Unternehmen einen neuen Besucherrekord. Zusammen mit dem Verkauf von Wohnungen aus dem Betriebsvermögen kam es zu einem Gewinnsprung um 26,6 Prozent auf 30,0 Millionen Franken. Rund ein Viertel entfiel dabei allerdings auf das Immobiliengeschäft.

Das aktuelle Geschäftsjahr 2015/16 ist nun aber wie auch bei Jungfraubahn geprägt von Gruppenstornierungen insbesondere durch Gäste aus Übersee infolge Terrorismus und flauem China-Besuch. Immerhin gab es im Gruppengeschäft ein Minus von 23 Prozent. Die Zahl der Gäste fiel in den sechs Monaten insgesamt um 7,1 Prozent und der Umsatz im Kerngeschäft rutschte um 5,0 Prozent nach unten. Im Halbjahr ergab sich so ein Gewinneinbruch von 18,26 auf 4,29 Franken je Aktie. Bereinigt um den Ertrag aus dem Wohnungsverkauf im Vorjahr hat sich das Ergebnis in etwa halbiert. Und auch Mai und Juni brachten noch keine Wende, sondern erneut ein Minus bei den Ersteintritten um elf Prozent.

Vergleichsweise günstige Aktie

Das Semesterzeugnis löste bei der Aktie von Titlis-Bahnen so auch einen deutlichen Rückschlag um rund zehn Prozent aus. Das könnte allerdings eine gute Gelegenheit zum Einstieg sein. Zwar ist in diesem Jahr mit einem Gewinnrückgang von 45 Franken auf geschätzt etwa 25 Franken zu rechnen. Doch mit 14er-KGV ist die Aktie damit vergleichsweise günstig und in der kommenden Wintersaison kommt Rückenwind durch die getätigten Investitionen.

So sollen die Bahnen von Engelberg in diesem November erstmals in dem Monat durchgehend in Betrieb sein und in Trübsee ist wegen des geplanten früheren Saisonstarts im November mit zusätzlichen Ski-Betriebstagen zu rechnen. Immerhin hat die Gesellschaft in die künstliche Beschneiung investiert sowie in die Gastronomie und den Bahnbetrieb. Nach dem Kursrückgang scheinen bei der Aktie die negativen Aspekte eingepreist, die Chancen dagegen nicht berücksichtigt. Angesichts eines nachhaltigen Gewinnlevels im Durchschnitt der letzten fünf Jahre von knapp 30 Franken je Aktie besteht da künftig wieder Luft nach oben. Legt sich die Unsicherheit vor allem hinsichtlich Gruppen- und Chinageschäft, dann sind schnell wieder Kurse von 400 Franken oder auch mehr drin.

Möglicherweise profitieren die heimischen Tourismusziele sogar von einer Rückkehr der Deutschen. Denn die Nachbarn sind wegen der Terrorgefahren verunsichert. Nach einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung GfK gaben jetzt 29 Prozent der Befragten Deutschen an, dass Terror und Reisewarnungen einen Einfluss auf ihre Urlaubsplanung hätten und jeder sechste Befragte will sein Reiseziel ändern. Möglicherweise rückt die Schweiz da als bisher sichere Destination in den nächsten Monaten wieder etwas mehr im Fokus.

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