Börsenausblick |
15.02.2016 06:45:00
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«Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren»
Der Ökonom Christof Strässle erwartet in den nächsten Tagen, dass das heftige Auf ubnd Ab anhalten wird. Er ist aber überzeugt, dass «der SMI am Jahresende wieder dorthin zu liegen kommt, wo er vor dem Sturm lag».
Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Christof Strässle*: Die Wachstumsverlangsamung in China und die fallenden Erdölpreise sind die Hauptthemen an den Finanzmärkten. Beide Faktoren sind seit vielen Monaten bekannt und somit kein Grund, die Börsen jetzt einbrechen zu lassen. Neu ist, dass mehr und mehr Marktteilnehmer an der Kraft der Weltwirtschaft zu zweifeln beginnen. Dabei wird übersehen, dass sie angeführt von den USA weiterhin positive Signale sendet. Und auch der Effekt fallender Rohstoffpreise dürfte für die westlichen Volkswirtschaften insgesamt positiv sein.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die zunehmende Verunsicherung führt zu nervösem Treiben und erhöhten Schwankungen. Die Sicht auf die fundamentalen Faktoren wird dadurch zunehmend eingenebelt. Es wird einige Zeit dauern, bis sich dieser Schleier wieder verzieht und einer nüchternen Beurteilung Platz macht. Das heftige Auf und Ab bleibt uns somit noch einige Zeit erhalten.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Früher oder später werden die Marktteilnehmer feststellen, dass sich die Welt in den letzten Monaten nicht so stark verändert hat, wie es sich nach den heftigen Kurseinbrüchen der letzten Wochen vermuten lässt. Diese Einsicht wird den Blick auf die Chancen an den Finanzmärkten stärken und die Risiken in den Hintergrund drängen. Auf Jahresbasis dürfte der SMI in etwa dorthin zu liegen kommen, wo er vor dem Sturm lag.
Wo sehen Sie Chancen?
Wer jetzt dem Herdentrieb folgt und ohne effektive Dringlichkeit aus den Börsen aussteigt, wird sein Vermögen nachhaltig negativ beeinflussen. In hektischen Phasen gilt es, Ruhe zu bewahren und Fehlentscheide zu vermeiden. Darin liegen zurzeit die grössten Chancen.
Wie geht es weiter beim Ölpreis?
Die Preise haben die Tendenz zu überschiessen. Der Ölpreis hat in den letzten zwei Jahren drei Viertel seines Wertes verloren. Teilweise dürfte der Abwärtstrend auf die deutliche Angebotsausweitung zurückzuführen sein. Im Verbund mit einer langsameren Nachfragesteigerung ergab dies einen Angebotsüberhang. Beim aktuellen Preisniveau müssen sich jedoch einige Produzenten mit der mittelfristigen Profitabilität ihrer Förderung auseinandersetzen. Wann die Nachfrage wieder stärker steigt, oder das Angebot sich reduziert, ist schwierig abzuschätzen. Es braucht zurzeit Mut, auf höhere Preise zu wetten.
Was macht der Franken?
Die Krisen der Vergangenheit wurden nicht gelöst, sondern übertüncht. Solange sie nicht wieder an die Oberfläche kommen, braucht es keine Fluchtwährung. Wirtschaftlich entwickelt sich die Schweiz zudem vermehrt im Einklang mit unserem nördlichen Nachbarn. Über alles betrachtet dürfte sich der Franken somit gegenüber dem Euro seitwärts bewegen.
Welche Massnahmen dürften die Notenbanken treffen und was bedeutet das für die Märkte?
Zwei Fragen stehen im Vordergrund. Erstens, wird die US-Notenbank im angekündigten Rahmen an der Zinsschraube drehen und innert Jahresfrist drei bis fünf Erhöhungen vornehmen? Zurzeit gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass deutlich weniger Zinsschritte erfolgen werden. Zweitens, wird die EZB die Geldpolitik weiter lockern, um die drohende Deflation zu bekämpfen? Dies ist wahrscheinlich. Trotz vielen Anläufen sind die gewünschten Effekte bisher ausgeblieben. Daran dürfte auch eine erneute Stimulierung wenig ändern.
*Der promovierte Ökonom Christof Strässle ist Gründer und Managing Partner der unabhängigen Vermögensberatung Strässle & Partner Vermögens-Engineering AG mit Sitz in Luzern. Er verfügt über nationale und internationale Bankerfahrung im Bereich Private Banking und institutionelle Kunden.
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