Generalversammlung |
27.04.2016 16:03:31
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Managerlöhne der CS stossen auf harsche Kritik
Kurz vor der Generalversammlung wächst die Kritik an der Salärpolitik der kriselnden Credit Suisse - Politiker Minder und Ökonom Lampart beziehen deutlich Stellung. Am Freitag kommt es zum Showdown.
Nach einem Verlust von rund 3 Milliarden Franken und dem angekündigten Abbau von 6000 Stellen hagelt es Kritik von links und rechts an der Führung der Credit Suisse. Der Politiker und Unternehmer Thomas Minder spricht von einem «Debakeljahr». «Angesichts der Zahlen wäre selbst eine Nullrunde bei den Boni noch gnädig», sagte der Chef des Schaffhauser KMU Trybol. Denn, so sagt er, der eigentliche Sinn von variablen Lohnanteilen sei eine Bemessung nach Leistung.
«Banken betonen immer, wie leistungsorientiert ihre Vergütungen seien», so Minder. Dies gelte offenbar nur nach guten Jahren. «In kleinen und mittleren Firmen ist es dagegen gang und gäbe, dass die Führungsetage nach hohen Verlusten beim Lohn deutlich kürzertreten muss.» Der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) geht noch weiter: «Die Managergehälter sind unabhängig von Gewinn oder Verlust völlig unangebracht», sagt Daniel Lampart. «In der Finanzkrise wurde die Chance verpasst, die Bankerlöhne auf ein vernünftiges Niveau herunterzubringen.»
«Komplett unverständlich»
Kommt es nun an der Generalversammlung zur grossen Chropfleerete? Die Anlagestiftung Ethos zeigte sich im Vorfeld ebenfalls kämpferisch und kündigte an, sämtliche Anträge bezüglich der Managerlöhne abzulehnen. Zurecht, sagt Minder, Vater der Volksinitiative «gegen die Abzockerei». Dass es organisierte Stimmrechtsvertreter wie ISS gebe, welche die Anträge des Verwaltungsrats annehmen wollten, sei «komplett unverständlich». Grossaktionäre wie die Katar Holding und der norwegische Staatsfonds äusserten sich zuletzt nicht.
Politiker Minder und SGB-Chefökonom Lampart sind seit Jahren bekannt für ihre kritische Haltung gegenüber den hohen Löhnen im Bankensektor. Kurz vor der CS-Generalversammlung an diesem Freitag finden sie nun besonders harsche Worte. Auch viele Kleinanleger sind aufgebracht angesichts des Kursverfalls an der Börse in den vergangenen Monaten - und fürchten um ihre Ersparnisse: Noch im vergangenen Sommer kostete eine Aktie über 25 Franken, bis zum Tiefpunkt Anfang Jahr halbierte sich der Wert fast. Heute ist eine Aktie für rund 15 Franken zu haben.
Keine Chance auf Korrektur
Stossend findet Minder auch das Prozedere bei der GV. «Die CS gibt den Aktionären nicht einmal die Chance korrigierend einzuwirken.» Der Grund: Die variablen Lohnbestandteile werden bereits im Voraus genehmigt. «Um meiner Initiative gerecht zu werden, müsste zwingend eine rückwirkende Abstimmung stattfinden, so dass die Aktionäre die Leistung beurteilen können.»
Dass trotz Annahme der Initiative vor mehr als drei Jahren immer noch eine Bonuspolitik möglich ist, wie sie die Credit Suisse praktiziert, liegt aber laut Minder nicht an dem von ihm formulierten Initiativtext. «Die Verordnung von Bundesrätin Simonetta Sommaruga lässt alles zu.» Dafür könne man nicht die Initiative haftbar machen.
Zusammenhang von Lohn und Leistung
34,6 Millionen Franken Bonus für die Geschäftsleitung und ein Fixsalär von 3 Millionen Franken für Konzernchef Tidjane Thiam sowie 2 Millionen Franken für die weiteren Mitglieder der Geschäftsleitung will die CS von den Aktionären beantragen. Das sorgt auch beim Gewerkschaftsbund für Kritik. Chefökonom Lampart glaubt nicht, dass die besten Manager nur dank immer höheren Löhnen und Boni angelockt oder gehalten werden können.
Bei den Kantonalbanken in Glarus und im Aargau seien die Topgehälter auf politischem Weg auf 480'000 und 600'000 Franken im Jahr gekürzt worden - ohne spürbare negative Folgen bei der Rekrutierung und im Geschäftsgang, wie er sagt. Ähnlicher Meinung ist Minder. «Es gibt keine Korrelation von Lohn und Performance», so der Parteilose.
Thiam stutzte seinen Bonus bereits um 40 Prozent
Wie hoch wäre ein angemessener Lohn für Thiam und die CS-Führung? Minder selbst will keine Zahl nennen. «Diese Frage sollen die Eigner beantworten», sagt er. Wichtig sei aber, dass die Lohnsumme in Zusammenhang mit dem Jahresergebnis stehe und nachhaltig sein müsse. Für Gewerkschafter Lampart ist mit Blick auf die Chefgehälter wie das von Thiam klar: «1 Million Franken reicht vorig». Dies sei keine wissenschaftliche Zahl, so Lampart, sondern ergebe sich aus dem Vergleich mit anderen verantwortungsvollen Berufen geschuldet - zum Beispiel in der Politik oder dem öffentlichen Dienst.
Dass bei der Credit Suisse an diesem Freitag tatsächlich eine neue Lohnpolitik Einzug hält, ist nicht zu erwarten. Ohnehin hat sich Thiam selbst seinen Bonus nach deutlicher Kritik bereits um 40 Prozent gestutzt. Den Kurs von CS-Chef und Verwaltungsrat wollen die Grossaktionäre weiter stützen - und der Führungsriege auch in stürmischen Zeiten eine fürstliche Entschädigung gönnen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei handelszeitung.ch.
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