Börsenausblick |
29.02.2016 12:00:00
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"Ölpreisbewegung ist Kurstreiber"
Die Aktienmärkte haben sich in den letzten Tagen beruhigt. Die Investitionsspezialistin Christina Böck ist verhalten optimistisch. Zuversichtlich ist Sie für "Banktitel, die im Vergleich zum Gesamtmarkt extrem günstig sind".
Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Christina Böck*: Die Volatilität aufgrund des Abwertungsdrucks des Yuan und erneuter Sorgen um China geht zurück - heute ist ganz der Ölpreis und seine Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Geldmarktpolitik relevant. Den fundamental analysierenden Anleger verwundert dabei allerdings die momentan fast perfekte Korrelation zwischen Ölpreis und Aktienkursen: Denn ein von einem Angebotsüberhang herrührender niedriger Ölpreis erhöht das verfügbare Einkommen der Konsumenten und die Unternehmensprofitabilität (ausserhalb des Energiesektors) und wäre eigentlich positiv.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Kurzfristig ist die tägliche Bewegung des Ölpreises der Kurstreiber. Diesen sollte man besser nicht genau vorherzusagen versuchen. Das gerade neu angeheizte Thema des Referendums in Grossbritannien zum potenziellen Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft wird gerade in der nächsten Woche die Gemüter beschäftigen. Ein genaues Bewerten dieses Risikos ist schwierig. Mittelfristig sind die Börsen aber durch die Korrektur seit Jahresbeginn wieder deutlich in den überkauften und günstig bewerteten Bereich gerutscht.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Angesichts der recht guten ökonomischen Lage der europäischen Wirtschaft, allen Unkenrufen zum Trotz, aber auch der besonderen Schweizer Situation mit einem extrem starken Devisenkurs, dürfte die Profitabilität der Schweizer Unternehmen im Durchschnitt stabil bleiben, aber mit klaren Gewinnern und Verlieren. Eigentlich müsste somit der Ausblick auf zwölf Monate neutral sein, da sich positive und negative Elemente kompensieren. Das Einstiegsniveau heute ist durchaus günstig - aber die Märkte werden volatil bleiben, daher ist unsere Vorhersage mit 7800 Punkten für den SMI verhalten optimistisch.
Wo sehen Sie Chancen?
Momentan wird der Bankensektor extrem abgestraft, insbesondere in den Peripherieländern und hier vor allem in Italien. Aber auch bei französischen Banken sind wir deutlich positiver eingestellt als der Markt und sehen Chancen für die Grossbanken, die ihren Bedarf an Restrukturierung gründlich angehen. Sieht man sich die Bewertung derr Banktitel im Vergleich zum Gesamtmarkt an, so ist diese momentan extrem günstig.
Wie geht es weiter beim Ölpreis?
Die aus unserer Sicht recht neue Gefahr von leicht sinkender Wirtschaftsaktivität in den USA und die dadurch noch geringerer Nachfrage sehen wir als Faktoren, die für einen noch niedrigeren Ölpreis sorgen könnten. Auch wenn der starke Preisrückgang hauptsächlich Ergebnis des Angebotsüberhanges ist, kann dieser Druck nun durch die zurückgehende Nachfrage noch verstärkt werden. Denn vergessen wir nicht: Die revolutionäre Ölgewinnung aus Schiefer wird uns erhalten bleiben, auch wenn heute nicht alle Fabrikanten mit dieser Technologie profitabel sind.
Welche Massnahmen dürften die Notenbanken treffen und was bedeutet das für die Märkte?
Die Aussichten für die Geldpolitik für das laufende Jahr haben sich rasant geändert. Heute gehen wir von einer Federal Reserve mit stabilen Zinsen bis Ende Jahr aus. Die Europäische Zentralbank hingegen dürfte im März ihre Geldpolitik massiv lockern, in dem sie den Einlagesatz um weitere 10 bis 20 Basispunkte senkt und die Wertpapierkäufe weiter ausweitet. Der ausschlaggebende Indikator ist dabei die heute erwartete Fünfjahresinflation, der in den letzten Tagen das Rekordtief von Anfang 2015 noch einmal unterboten hat.
Wovon wurden Sie jüngst positiv oder negativ überrascht?
Die Konjunktur war seit Jahresbeginn in den USA unerwartet schwach - allerdings längst nicht so schlecht, wie es der Aktienmarkt glauben lässt, diese Korrektur hat andere Gründe. Mässige Zahlen kamen insbesondere aus der amerikanischen Industrie. Das verarbeitende Gewerbe wächst nicht, und die Verbrauchter haben entgegen ihren Gewohnheiten den unerwarteten Reichtum aus den niedrigeren Energiepreisen auf die hohe Kante gelegt, statt ihn in die Einkaufszentren zu tragen. Eine Rezession in den USA halten wir dennoch für äusserst unwahrscheinlich.
*Christina Böck ist Head Solution Strategists Central Europe und CIO Schweiz bei der AXA Investment Managers Switzerland AG. Seit 2012 berät sie institutionelle Kunden in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich. Gleichzeitig ist sie für die Investitionstätigkeiten der AXA Investment Managers Schweiz AG verantwortlich.
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