Interview |
23.01.2015 07:50:00
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«Exportorientierte Firmen sind die Verlierer»
Als Reaktion auf die Massnahmen der EZB fiel der SMI weiter ins Minus und fand seither keine klare Richtung. Er dürfte noch stärker unter Druck geraten, sagt Laurent Bakhtiari, Market Analyst der Genfer IG Bank, im Interview.
Interview von Andrea Marthaler
Was sind die Folgen der angekündigten Massnahmen?
Laurent Bakhtiari: Die Europäische Zentralbank entschied sich dafür, ein starkes QE-Programm zu starten. Die Märkte werden sich heute bewegen, hohe Volatilität ist die Folge. Allerdings wurde das meiste dieser Neuigkeiten schon erwartet und ist bereits im aktuellen Aktienkurs eingerechnet. Über längere Zeit sollte deswegen keine fundamentale Änderung stattfinden.
Welchen Einfluss haben die Massnahmen auf die Schweizer Börse?
Nun, da die Schweizer Nationalbank den Währungskurs fallengelassen hat, gibt es weniger Verknüpfungen zwischen der Schweizer Wirtschaft und jener der Eurozone. Hingegen gibt es einen Einfluss auf den Euro/Franken-Wechselkurs, dem Schlüssel zur Exportwirtschaft, weil die Eurozone nach wie vor der wichtigste Handelspartner der Schweiz ist. Deswegen werden die Massnahmen der EZB wohl trotzdem die Schweizer Aktienkurse beeinflussen. Ich gehe davon aus, dass der SMI noch stärker unter Druck gerät.
Wo sehen Sie den Wechselkurs kurz- und mittelfristig?
Kurzfristig wird der Euro knapp unter Parität bleiben. Mittelfristig ist es aber schwierig zu sagen, wie sich der Kurs entwickelt. Das hängt auch davon ab, ob die Schweizer Nationalbank interveniert oder nicht. Die Massnahmen der EZB werden den Euro aber eher noch zusätzlich schwächen, vieles davon ist allerdings schon in den aktuellen Kurs integriert.
Wie sollen sich Schweizer Anleger nun verhalten?
Investoren, die in Fremdwährungen handeln, sollten sehr vorsichtig bezüglich des Euro/Franken-Wechselkurses sein. Da der Talboden erreicht ist, hat die EZB aber mehr Spielraum zur Umsetzung ihrer Politik, insbesondere weil die SNB nicht mehr massenhaft Euros kaufen muss, um den Mindestkurs zu halten. Eine Chance sehe ich im Dax. Denn die Deutsche Wirtschaft wird als Lokomotive der EU am stärksten von den EZB-Massnahmen profitieren.
Wovon sollen sie lieber die Finger lassen?
Ich wäre vorsichtig bezüglich Fremdwährungen über eine kurze Zeitspanne. Mit den kürzlichen Entscheidungen der EZB und der SNB haben wir immer noch keinen fairen Wechselkurs erreicht. Es gibt immer noch zu viel Spekulation. Vorsichtig wäre ich auch bezüglich exportorientierten Titeln. Nestlé, Richemont und Swatch dürften zu den Verlieren zählen.
Gibt es in der momentanen Situation Alternativen zu Aktien?
Die Ölpreise sind ein heisses Thema. Diese fielen zuletzt massiv und meiner Ansicht nach gibt es keinen Grund, weshalb dies bald ändern sollte. Die Voraussetzungen - niedrige Nachfrage, Sanktionen gegen Russland, Uneinigkeit der Opec - bleiben die gleichen. Eine Short-Position auf Öl könnte deshalb interessant sein.
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