Fehlende Weitsicht |
30.04.2020 22:21:00
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Virgin Galactic-Vorstand verurteilt Aktienrückkäufe scharf
In einem Interview mit CNBCs "Fast Money Halftime Report" ging Chamath Palihapitiya, Vorstandsmitglied von Virgin Galactic, mit Unternehmen, die über Jahre Aktienrückkäufe tätigten und nun nach staatlicher Unterstützung rufen, hart ins Gericht.
• Finanzielle Weitsicht sollte belohnt werden
• Kein Verständnis für Milliardäre und Hedgefonds, die Hilfe beanspruchen wollen
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der noch immer grassierenden COVID-19-Pandemie hat viele Unternehmen arg in Mitleidenschaft gezogen. Damit eine allgemeine Pleitewelle verhindert werden kann, haben weltweit Regierungen und Zentralbanken ihrer jeweiligen Volkswirtschaft Unterstützung in Milliardenhöhe zugesagt. Dabei haben laut Virgin Galactic-Vorstand Chamath Palihapitiya bei weitem nicht alle Konzerne, die jetzt staatliche Unterstützung einfordern, diese auch tatsächlich verdient.
Virgin Galactic-Chairman mit harschen Worten gegen Aktienrückkaufprogramme
Dabei kritisierte der Tech-Investor und CEO von Social Capital vor allem die zahlreichen Aktienrückkaufprogramme und Dividenden, die von den Unternehmen über Jahre ausgeschüttet worden seien, die nun am lautesten um Hilfe riefen. Dabei fand Palihapitiya deutliche Worte: "Aktienrückkaufprogramme sind das Paradebeispiel für eine wachsende Inkompetenz unter CEOs und unter Vorständen" und weiter "Und hier müssen wir anfangen darüber nachzudenken, wie die Regeln verändert werden müssen".
Angebotsverringerung durch Rückerwerb von Anteilsscheinen
Oft werden Aktienrückkaufprogramme von Unternehmen durchgeführt, um die Anzahl verfügbarer Anteilsscheine zu verringern. Bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage kann so der Preis je Aktie in die Höhe getrieben werden. Dies funktioniert jedoch nicht immer, wie Palihapitiya am Beispiel des US-Techriesen IBM verdeutlicht. So hätte der Computer-Hersteller in den letzten 20 Jahren Aktien im Wert von 140 Milliarden US-Dollar zurückgekauft, die Marktkapitalisierung des Unternehmens belaufe sich nun jedoch lediglich auf 105 Milliarden US-Dollar. Daneben hätte IBM bei der jüngsten Quartalsvorlage den kleinsten Umsatz seit 1998 offenbart, wie der Investor via Twitter zusammenfasst. Von einem Gewinn für das Unternehmen durch Aktienrückkaufprogramme könne hier laut Palihapitiya also keine Rede sein:
For the morons who defend buybacks, consider this:
- Chamath Palihapitiya (@chamath) April 21, 2020
IBM bought back $140 billion of stock over last 20 years
IBM market cap is now $105 billion.
IBM just reported its lowest revenue since 1998.
How is this winning, again?
Aus volkswirtschaftlicher Sicht kann ein Unternehmen sich auch zum Rückerwerb eigener Anteilsscheine entschliessen, um Investoren finanzielle Mittel zu geben, die sie wiederum in andere Teile der Wirtschaft investieren könnten. Wird Kapital in Form eines Rückkaufprogramms oder einer Dividende an Aktionäre ausgeschüttet, könnten diese damit nun wieder ein anderes Unternehmen finanzieren. Allerdings kann das Verteilen von Kapital auf die Anleger auch dazu führen, dass einem Konzern die nötige finanzielle Flexibilität fehlt, um sich auch in schwierigen Zeiten über Wasser zu halten, so wie es jetzt gerade im Zuge der COVID-19-Pandemie geschieht.
Fehlende finanzielle Weitsicht bringt Unternehmen in die Bredouille
Zwar hätte niemand diese globale Krise vorhersehen können, jedoch hätten sich Unternehmen durch Weitsicht und gutes Finanzmanagement auf derart schwierige Zeiten über Jahre vorbereiten können. Schliesslich - so argumentiert der CEO von Social Capital - würde das Auferlegen von Aktienrückkäufen und das Ausschütten von Dividenden eine klare Botschaft senden: "Wenn sie Sachen machen wie Aktienrückkäufe und Dividenden, dann sagen sie im Grunde, dass sie die Hände in die Luft werfen und der Welt verkünden: "Ich weiss nicht, was ich mit diesem Geld anfangen soll". Aber anstatt das überschüssige Geld "für Fusionen und Übernahmen oder Forschung und Entwicklung" auszugeben, hätten die Unternehmen es an den Markt zurückgegeben und wären nun anfällig für die Krise.
Wie Sarah Keohane Williamson, CEO von FCLTGlobal in einem Kommentar bei CNBC schreibt, hätten Rückkäufe und Dividenden jedoch trotzdem ihre Berechtigung, schliesslich spielen sie bei der Entscheidungsfindung von interessierten Anlegern eine wichtige Rolle. Allerdings sollten sie nur dann durchgeführt beziehungsweise ausgeschüttet werden, wenn davon unabhängig ein Polster für finanzielle Durststrecken bestünde. Als Beispiel führt die Finanzexperten den IT-Giganten Apple an, der im Jahr 1995 und dann erst wieder im Jahr 2012 eine Dividende ausschüttete, in der Zwischenzeit jedoch Meilensteine wie das iPhone oder das iPad auf den Markt brachte, um nur einige Beispiele zu nennen. "Grossartige CEOs sind grossartige Verteiler von Kapital", fasst es der Virgin Galactic-CEO zusammen.
Rückverteilung von Gewinn an Aktionäre wird belohnt
Nach Meinung von Palihapitiya sei es demnach unverantwortlich, nun Finanzmittel an gerade die Unternehmen zu verteilen, die eben nicht für schlechte Zeiten vorgesorgt hätten: "Ich denke, dass ich so frustriert bin, liegt daran, dass dieses Verhalten keinen Sinn ergibt, statt es zu bestrafen, wird es noch belohnt". Schliesslich hätten die 500 Unternehmen des S&P in den vergangenen elf Jahren "7 Billionen Dollar in Aktien zurückgekauft oder Dividenden ausgeschüttet, was mehr als 90 Cent eines jeden Dollars Gewinn entspricht, den sie in den letzten mehr als 11 Jahren erwirtschaftet haben". Daneben habe die US-Regierung sowie die Notenbank durch Steuer und Finanzanreize dafür gesorgt, dass "ungefähr 7 Billionen US-Dollar an genau diese Unternehmen, genauso wie an etwas kleinere Unternehmen" zurück transferiert wurden.
Hilfesuchende Hedgefonds und Milliardäre in der Kritik
Statt nun den angeschlagenen Unternehmen zu helfen, die durch fehlende finanzielle Weitsicht in die Bredouille geraten sind, sollten diese laut Palihapitiya nicht gerettet werden, insbesondere, wenn es sich dabei um Milliardäre und Hedgefonds handelt: "Nur um das richtig zu stellen, über wen reden wir hier? Wir reden über Hedgefonds, die eigentlich als Family-Offices einiger Milliardäre dienen? Wen interessiert das?", so der CEO von Social Capital im Interview mit CNBC.
Entscheidungsträger sollten demnach genau überlegen, wem sie Hilfe gewähren würden und ob diese Hilfe auch auf lange Sicht nützen würde. Denn der Virgin Galactic-Chairman befürchtet, dass im September nach Ablauf der Kredit- und Darlehensbedingungen viele der Unternehmen, die Hilfe bekommen, weiterhin Schwierigkeiten haben dürften, über Wasser zu bleiben: "Unglücklicherweise rechne ich damit, dass wir grosse Kündigungswellen, die im Q4 passieren und bis in die Weihnachtszeit 2020 anhalten werden, sehen könnten", so Palihapitiya.
Redaktion finanzen.ch
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