Volatilität |
26.06.2015 12:06:00
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Gewinne mit Derivaten bei Schaukelbörsen
Die Schwankungen an den Börsen nehmen zu. Dies kommt manchen strukturierten Produkten entgegen. Doch Vorsicht: Zugleich steigt auch das Risiko.
Die Griechen feilschen bis zur letzten Minute, die Konjunktur in China zeigt immer grössere Bremsspuren und der Konflikt in der Ukraine bleibt ungelöst. Diese Gemengelage macht Anleger nervös, was zu höheren Ausschlägen an den Börsen führt. Ein Gradmesser für diese Unsicherheit ist die Volatilität. Sie zeigt die Schwankungsintensität des Kurses eines Basiswertes oder der Märkte innerhalb eines bestimmten Zeitraums an. Je höher der Wert ausfällt, desto stärker pendelt der Preis.
Wie zappelig die Anlegergemeinde zuletzt geworden ist, lässt sich beispielsweise am VSMI ablesen. Der Volatilitätsindex auf den SMI legte in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 80 Prozent zu. Schwankten die 20 heimischen Blue Chips vor einem Jahr nur um rund ein Zehntel innerhalb von 30 Tagen, sind es heute mehr als 18 Prozent.
Hohe Volatilität, hohes Risiko
Je höher die Volatilität, desto riskanter, aber auch chancenreicher ist eine Investition in einen Basiswert. Dies gilt auch im Bereich der strukturierten Produkte, denn die Schwankungsbreite der Basiswerte nimmt zum Teil erheblichen Einfluss auf die Konditionen eines Zertifikats. "Im Bereich der Renditeoptimierungsprodukte ist die Volatilität die wichtigste Renditequelle, beispielsweise bei Reverse Convertibles mit und ohne Barriere", erklärt Manuel Dürr, Derivate-Experte bei Leonteq.
Bei diesen Strukturen setzt sich die Couponzahlung aus dem für die Laufzeit relevanten Marktzinsanteil sowie dem Prämienanteil aus dem Verkauf einer Put-Option zusammen. "Der Marktzins ist im aktuellen Zinsumfeld vernachlässigbar, sodass die erzielbare Rendite aus dem Prämienanteil der Put-Option resultiert", erklärt Dürr. Je höher die implizite Volatilität, desto höher ist die Put-Optionsprämie und somit die erzielbare Rendite bei einem Barrier Reverse Convertible (BRC). "Das sind Produkte, mit denen der Anleger Volatilität verkauft", bringt es Eric Blattman von der Bank Vontobel auf den Punkt und fügt hinzu: "Bei BRC auf Schweizer Einzeltitel werden leicht höhere Coupons als im Vorjahr gezeigt."
Syngenta-Kurs steigt stark Auch bei Bonus-, Outperformanceoder Discount-Zertifikaten spielt die Volatilität eine gewichtige Rolle. Anleger können also mit einer geschickten Produktauswahl an den verbesserten Konditionen profitieren. Fachmann Dürr unterstreicht diese These: "In den vergangenen Wochen gab es zahlreiche vorzeitige Rückzahlungen von Produkten, bei denen die Nachfolgeprodukte tiefere Barrieren und/oder höhere Couponzahlungen bieten als die ursprünglich vor sechs oder zwölf Monaten lancierten Produkte."
Auf einzelne Aktien bezogen ist Syngenta aufgrund der Übernahmespekulationen hinsichtlich der Volatilität sehr interessant. Die Schlacht um den Agrochemiekonzern hat die Vola in dem Titel förmlich explodieren lassen. Liegt die Schwankungsbreite auf Zwölfmonatssicht "nur" bei 28 Prozent, beträgt sie auf Monatsbasis 63 Prozent. Eine Sachlage, die BRC zugutekommt.
Der Vergleich einer aktuellen Neuemission mit einem gebrauchten Papier zeigt den Unterschied. Mitte Mai 2014 legte die Bank Vontobel einen BRC auf Syngenta (Valor 23575888) mit einem Coupon von 4,4 Prozent p.a. sowie einem Risikopuffer von 15 Prozent auf. Die Konditionen des alten Produkts können mit dem neuen nicht mithalten. Dieses bietet bei einem geringfügig niedrigeren Coupon von jährlich 4,04 Prozent einen deutlich höheren Abstand zur Barriere von 30 Prozent. Die Emittentin hat also die höhere Vola insbesondere dazu genutzt, den Puffer zu vergrössern - was angesichts der Turbulenzen bei der Syngenta-Aktie eine gute Wahl sein dürfte.
Deutsche Titel noch volatiler
Zwar ist die Volatilität von Schweizer Titeln gestiegen, jedoch nicht so stark wie jene von deutschen Aktien. "BRC auf deutsche Einzeltitel können nun mit Coupons ausgestattet werden, welche im Schnitt 30 bis 40 Prozent über denen des Vorjahres liegen", sagt Blattmann von der Bank Vontobel.
Rasant geht es im Autosektor auf und ab. Diesen Effekt nutzt derzeit die UBS aus und offeriert einen Multi BRC auf BMW, Daimler und VW. Das "Interieur" des Zeichnungsprodukts besteht aus einem Coupon von 7 Prozent p.a. und einem 41-prozentigen Airbag. Als Sonderausstattung kommt noch die Chance auf eine vorzeitige Rückzahlung hinzu. Derzeit nicht nur steigende, sondern auch höhere Schwankungsbreiten als der Gesamtmarkt zeigt die deutsche Metro. Auf den Einzelhandelskonzern hat die ZKB ein Outperformance-Zertifikat mit einem Hebel von zwei in der Zeichnung.
(Handelszeitung)
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