Benchmark |
25.06.2015 14:37:00
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Fonds: Die Krux mit dem Vergleichsindex
Vergleichsindizes sollen zeigen, wie gut sich ein Fonds entwickelt. Anleger sollten aber genau hinschauen, an welchem Marktbarometer sich ein Fonds misst. Was eine solche Benchmark aussagt - und was nicht.
Wer in der Schweiz einen Fonds kaufen will, kann aus einer breiten Produktpalette wählen. Mehr als 29'000 in der Schweiz erhältliche Investmentfonds sind in der Datenbank von Swiss Fund Data gelistet, und ständig kommen neue Produkte hinzu. Anleger haben also die Qual der Wahl: Zum einen müssen sie aus der Fonds-Flut das Produkt wählen, das zu ihren Anlagebedürfnissen passt. Zum anderen will natürlich niemand einen Fonds kaufen, der schlecht abschneidet.
Um herauszufinden, wie gut ein ins Auge gefasster Fonds ist, schauen viele Anleger darauf, wie dieser in der Vergangenheit abgeschnitten hat - vor allem gegenüber seinem Vergleichsindex, der sogenannten Benchmark.
Vergleichsindex entscheidet über Erfolg oder Misserfolg
Die Benchmark zeigt die Entwicklung eines bestimmten Index, der als Vergleichsbasis für die Wertentwicklung eines Fonds dient. Diesen Vergleichsindex zu schlagen, ist Ziel eines aktiv gemanagten Fonds. Bestenfalls wollen Fondsmanager ihre Benchmark dauerhaft und kontinuierlich übertreffen. Die Frage, welcher Index für den Vergleich in Frage kommt, birgt allerdings einigen Zündstoff. Denn je nachdem, welchen Vergleichsmassstab Investmentgesellschaften für einen Fonds wählen, sieht dessen Ergebnis besser oder schlechter aus - und das wiederum entscheidet über Erfolg oder Misserfolg eines Produkts.
"Fondsanbieter können über Benchmarks einiges lenken", bestätigt Detlef Glow, leitender Fondsanalyst des Datenanbieters Lipper. Anleger sollten also genau hinschauen, an welchem Marktbarometer sich ein Fonds misst. Auch, weil bei immer mehr Fonds eine sogenannte Performance Fee fällig wird, also eine Extragebühr, wenn der Fondsmanager seinen Vergleichsindex übertrifft. In solchen Fällen sollten Anleger erst recht die Lupe ansetzen.
Kaum besser als ein Zufallsgenerator
Benchmarks lassen sich in gleichgewichtete und kapitalgewichtete Indizes einteilen. In Ersteren haben alle enthaltenen Werte dasselbe Gewicht, sind also in gleicher Anzahl im Index vorhanden. Die Titel in kapitalgewichteten Indizes dagegen nehmen je nach Marktkapitalisierung mehr oder weniger Raum ein. Je höher die Marktkapitalisierung, desto grösser ihr Gewicht im Index. Meist wählen Investmentgesellschaften kapitalgewichtete Benchmarks für ihre Fonds.
Indes könnten gleichgewichtete Vergleichsindizes für aktiv verwaltete Investmentfonds besser als Messlatten taugen als kapitalgewichtete Marktbarometer, hat der US-Indexanbieter S&P Dow Jones Indices herausgefunden. "Gleichgewichtete Indizes spiegeln die Wertentwicklung der durchschnittlichen Aktie wider", sagt Tim Edwards, Indexspezialist bei S&P. Das also, was herauskommt, wenn man die Performance aller Valoren zusammenrechnet und dann durch die Zahl der Aktien teilt.
Fondsmanager oft nicht besser als Zufallsgenerator
Diese Durchschnittsperformance lässt sich laut Edwards allerdings auch mit einem nicht strategisch zusammengewürfelten Portfolio erzielen. Sei also ein gleichgewichteter Index die Benchmark eines aktiv verwalteten Fonds, könne man sehen, ob der Fondsmanager tatsächlich einen Mehrwert erzielt habe - oder ob er das Portfolio gerade einmal so gut verwaltet habe wie jemand, der einfach per Zufallsprinzip Wertpapiere kaufe.
Bei näherem Hinsehen zeige sich oftmals, dass ein Fondsmanager nicht besser agiere als ein Zufallsgenerator. Für Investoren ist das ärgerlich. Investmentgesellschaften können aber noch andere Wege nutzen, um ihre Ergebnisse gegenüber der Konkurrenz aufzuhübschen. Dass gänzlich unpassende Indizes als Messlatte gewählt würden, sei ihr zwar nicht bekannt, sagt Natalia Wolfstetter, Analystin bei der Fondsratingagentur Morningstar. "Aber man kann mit der Benchmark-Wahl schon etwas drehen."
Schlecht passende Vergleichsindizes
Etwa dann, wenn ein Fondsmanager ausserhalb der Kernbereiche investiert. So wählen viele Fondsgesellschaften den MSCI World Index als Benchmark für global angelegte Produkte. Der MSCI World bildet die Entwicklung von Aktien aus 23 Industrieländern weltweit ab. "Kauft ein Fondsmanager dann viele Nebenwerte oder Titel aus Schwellenländern, kann sich das schon verzerrend auswirken", sagt Wolfstetter.
Ein weiteres Beispiel für schlecht passende Benchmarks seien Obligationenfonds, die einen Staatsanleihenindex als Messlatte haben. "Sind dann viele Unternehmensanleihen oder Hochzinsanleihen im Fonds enthalten, kann er sich schon sehr von der eigentlichen Benchmark entfernen", sagt die Analystin. Anleger sollten deshalb genau hinschauen, was auf dem Etikett eines Fonds und seiner Benchmark stehe und in welche Titel der Fondsmanager tatsächlich investiere, rät sie.
Benchmarks lassen sich indes nicht nur in gleich- und kapitalgewichtet, in Aktien- und Obligationenindizes oder in Standard- und Nebenwerteindizes einteilen. Anleger sollten auch darauf achten, ob es sich beim Vergleichsindex eines Fonds um einen Kurs- oder um einen Performanceindex handelt. So werden bei den Kursindizes Dividendenzahlungen der enthaltenen Valoren nicht mit einberechnet. Deshalb wählen Investmentgesellschaften gern solche Marktbarometer. Vereinnahmt ein Fonds nämlich im Gegensatz zu seinem Vergleichsindex Dividendenausschüttungen, erzielt er allein dadurch ein besseres Ergebnis als der reine Kursindex.
Wahl des Vergleichsindex muss fair sein
Um glaubwürdig zu sein, müssen Fondsanbieter nicht den am schwersten zu schlagenden Index als Benchmark für ihre Produkte wählen. "Aber die Wahl des Vergleichsindex sollte für beide Seiten fair sein", sagt Lipper-Analyst Glow. Die gewählte Benchmark müsse zum Fonds passen, das sei das Wichtigste.
Benchmarks geben nicht nur Aufschluss über die Wertentwicklung eines Fonds. Mithilfe der Vergleichsindizes können Anleger auch erkennen, wie aktiv ein Fondsmanager agiert. Denn ein Fonds kann seinen Referenzindex nur dann übertreffen, wenn er stellenweise von ihm abweicht. Tut er das nicht, können Anleger sich die Kosten für ein aktiv gemanagtes Produkt sparen und einfach einen börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Fund, ETF) kaufen. Deshalb lohnt ein Blick auf statistische Zahlen, die die Abweichung eines Portfolios von seinem Benchmark angeben. Zum einen ist das der sogenannte Tracking Error, der die Abweichung der Differenz zwischen Indexund Portfoliorendite misst. Ist er niedrig, ist der Unterschied zwischen Fonds und Benchmark gering. Ist er hoch, weicht der Fondsmanager stärker ab.
Nur ein Baustein unter vielen
Eine weitere Kennzahl und noch relativ neu ist der sogenannte Active Share. Dieser misst die Aktivität von Fonds, indem er das Fondsportfolio mit dem Portfolio des Referenzindex vergleicht. Heraus kommt ein Prozentwert zwischen 0 und 100: Bei einem Active Share von 100 Prozent stimmt das Fondsportfolio in keiner Hinsicht mit dem Vergleichsindex überein. Gibt es keinerlei Abweichung von der Benchmark, liegt der Active Share bei null.
Solche Kennziffern sind nur ein Baustein unter vielen, die Aufschluss über die Qualität und Beschaffenheit eines Fonds geben können. Schliesslich können gerade aktiv agierende Fondsmanager mit ihren Entscheidungen stark danebenliegen. Anleger sollten neben der Fondsperformance im Vergleich mit seiner Benchmark auch einen Blick auf die Aktivität eines Fondsmanagers werfen, um sicherzugehen, dass sie nicht umsonst hohe Gebühren bezahlen. Zudem lohnt ein Blick darauf, wie der Fonds im Vergleich mit seiner Peergroup, also anderen Fonds seiner Kategorie, abschneidet. Denn auch die Gesamtperformance seiner Peergroup ist ein wichtiger Massstab für den Erfolg eines aktiv gemanagten Anlagefonds.
(Handelszeitung)
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