Fondsmanager |
14.06.2016 11:30:00
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«Im ersten Quartal habe ich 35 Prozent verloren»
Der legendäre Investor Bill Miller ist während der Finanzkrise jäh abgestürzt. Jetzt versucht der Manager milliardenschwerer Fonds ein Comeback. Erneut wählt er Aktien, an die niemand glaubt.
Ist jetzt eine gute Zeit, um Aktien zu kaufen?
Bill Miller*: Auf alle Fälle - insbesondere, wenn man sie mit Anleihen vergleicht. Anleihen haben Aktien 30 Jahre lang abgehängt. Aber das ändert sich jetzt. Zehnjährige US-Staatsanleihen werfen nur 1,75 Prozent Rendite ab - da bringt der S&P-500 allein mit der Dividendenrendite mehr. Die US-Wirtschaft gewinnt an Fahrt, monatlich werden 200 000 neue Jobs geschaffen. Die Zinsen werden steigen und Anleihekurse fallen.
Der Tipp kommt recht spät. Wir hatten seit sieben Jahren eine Aktienrally.
Vergleichen sie die Aktienhausse mal mit dem Kursanstieg der Anleihen, der seit Jahrzehnten anhält. Staatsanleihen rentierten 1981 mit 14 Prozent. Da kommt einem die Aktienrally noch sehr zurückhaltend vor.
Mit den niedrigen Zinsen kurbelte die US-Notenbank Fed die Wirtschaft lange Zeit an. Hat sich da mit dem billigen Geld nicht schon eine Aktienblase gebildet?
Die quantitative Lockerung der Geldpolitik war notwendig, sie verhinderte in der Finanzkrise eine Depression. Es war sogar das ausgemachte Ziel, die Preise von Vermögenswerten zu verteuern - nur so konnten die US-Unternehmen ihre Verschuldung zurückfahren. Und was die Bewertung von Aktien betrifft: Auf Facebook, Google und Amazon hatte das billige Geld keinerlei Effekt. Die Autowerte haben sich erholt - aber die Bewertung beim Fünffachen der Gewinne ist nicht überteuert. Die Aktien sind nicht aufgeblasen.
Ein solches Gefühl kommt einem nicht, wenn man nach Silicon Valley schaut. Dort nennen sich Start-ups Einhörner, wenn sie mehr als eine Milliarde Dollar wert sind. Der Begriff bürgerte sich ein, weil es so viele gibt. Ist das auch keine Blase?
Da gibt es wirklich erstaunliche Übertreibungen. Die Vorreiter Facebook und Uber haben so viel Wert geschaffen, dass der Enthusiasmus auch bei anderen Firmen gross geworden ist, obwohl die vielleicht nie einen solchen Erfolg hinkriegen können. Aber sie notieren nicht an der Börse.
An der Börse notiert Twitter, eines der früheren Unicorns. Dort stürzte es jämmerlich ab. Sie haben sich gerade mit Twitter-Aktien eingedeckt.
Mit 17 Dollar kommt mir der Kurs sehr günstig vor. Facebook hat nur fünfmal mehr Nutzer als Twitter, aber die 30-Fache Marktkapitalisierung. Bei Twitter gibt es viel Raum für Verbesserungen. Und falls diese nicht erreicht werden können, wird etwa von Facebook oder Google übernommen. Die Aktie kann sich verdoppeln.
Sie schwimmen gerne gegen den Strom. So haben Sie auch eine Pharma-Aktie gekauft, von Valeant, der Betrug vorgeworfen wird, was den Hedge Fund Manager Bill Ackman beinahe Kopf und Kragen kostet.
Das Valeant-Drama scheint endlos zu sein. Jetzt ist ungewiss, ob die Firma ihre Zahlen rechtzeitig veröffentlichen kann. Gerade hat der NYU-Professor und Bewertungs-Guru Aswath Damodaran seine Bewertung für Valeant wegen grösser Unwägbarkeiten auf 43 Dollar gesenkt - und selbst Aktien gekauft. Denn der Preis ist schon auf 30 Dollar gefallen. Ich persönlich glaube, dass er im vergangenen November mit seiner alten Bewertung von 77 Dollar richtiger gelegen hat. Vielleicht wird sich die Valeant-Aktie verdoppeln: Das Unternehmen wird überleben, indem es mehr in die eigene Forschung investiert - es muss nicht einmal frühere Zukäufe wieder abstossen.
Sie sind derselbe aggressive Investor, der Sie vor der Krise gewesen sind. Wo nehmen Sie dieses Selbstbewusstsein her, nachdem Sie 2008 über Nacht 55 Prozent verloren haben?
Auch dieses Jahr habe ich im ersten Quartal 35 Prozent verloren, doch auf lange Sicht habe ich immer eine Performance erzielt, die den Markt deutlich hinter sich lässt. Ich habe jede Menge Erfahrung in allen Marktlagen. Mein Denkansatz geht auf - das lässt sich beweisen. Jeder hasst Valeant und Twitter. Aber - keiner kann wissen, was der Markt tun wird. Ob man Recht hat oder nicht, findet man immer erst raus, wenn es zu spät ist.
Das Interview erschien im Original auf handelszeitung.ch. Lesen Sie dort im vollständigen Artikel, welche Lehren Bill Miller aus 2008 gezogen hat und wie er künftig Erkenntnisse aus der Erdbebenvorhersage für seinen Fonds nutzen will.
* Der 66-jährige Bill Miller blickt auf eine lange Karriere zurück. Bis 2006 schaffte er es als einziger Fondsmanager überhaupt, 15 Mal in Folge mit seinem Fonds Legg Mason Value Trust besser abzuschneiden als der S&P 500 - diesen Rekord hält er noch heute. Die miserable Performance seines Fonds während der Finanzkrise ruinierte seinen Ruf - aus dem Value Trust flossen Milliarden ab. 2011 trat er nach einem neuerlichen Verlust vom Fonds-Management zurück. Aktuell verwaltet Miller noch den Legg Mason Opportunity Trust für Legg Mason und hat mit dem Fondshaus gemeinsam das Joint Venture LMM gegründet, an dem er die Mehrheit besitzt. Hier betreut er die Fonds LMM Opportunity Equity und LMM Income Opportunity Strategy. Jetzt startet er eine neue Initiative, um die hohe Volatilität in seinen Fonds besser in den Griff zu bekommen, indem er einen Algorithmus aus der Erdbebenforschung einsetzt. Seine beiden neuen Hedge Funds, Miller Value Partner und Seismic Value Partners, gründet er komplett eigenständig unter der Firma Miller Value Partners.
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