«Die SNB wird gezwungen sein zu handeln»

Die Europäische Zentralbank hat die Grossinvestoren an den Märkten überrascht: Erstmals senkten die Währungshüter den Leitzins heute auf 0 Prozent. Auch der Strafzins für Geschäftsbanken wird nochmals verschärft. Ausserdem stockt Präsident Mario Draghi die monatlichen Anleihekäufe auf. «Draghi nutzt definitiv alle Werkzeuge, die er hat», kommentiert der Genfer Ökonom Laurant Bakhtiari von der IG Bank in einer ersten Reaktion.

Vor allem die Ausweitung der Wertpapierkäufe um 20 Milliarden auf 80 Milliarden Euro monatlich sei bemerkenswert, kommentierte Stefan Isaacs, Analyst beim Investor M&G. Weil diese Käufe politisch umstritten sind, sei die Ankündigung überraschend.

SNB kann nur noch reagieren, nicht agieren

Auf die Schweizer Nationalbank hat der Entscheid der EZB grosse Auswirkungen, ist Ökonom Bakhtiari sicher. In einer Woche wird die SNB ihren Zinsentscheid bekannt geben. Nach dem wuchtigen Zug der EZB wird die SNB gezwungen sein zu handeln, so Bakhtiari. Die Nationalbank könne heute nicht mehr handeln, sondern nur noch reagieren.

Das dürfte sie schon heute getan haben: Darauf deutet der ungewöhnliche Verlauf des Wechselkurses von Euro und Franken kurz nach Draghis Ankündigung hin. Zunächst stürzte der Wert der Gemeinschaftswährung deutlich ab, erholte sich unmittelbar darauf jedoch kräftig. Laut Experten ein untrügliches Zeichen, dass die SNB am Markt eingegriffen habe.

Dieser Artikel erschien zuerst bei handelszeitung.ch.