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17.04.2016 08:00:00
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Übernahmefieber in der Pharma-Branche steigt
Die Absage des Mega-Deals Pfizer/Allergan versetzt die Pharma-Branche in Aufruhr. Warum Anleger jetzt Pfizer, Actelion, Allergan und Epigenomics ins Visier nehmen.
Von Christian Ingerl
Wenn sich ein 160 Milliarden Dollar schwerer Übernahme-Deal in Luft auflöst, schlagen die Kurse der beteiligten Unternehmen häufig Kapriolen. Aktuell ist dies zu beobachten bei der geplatzten Übernahme des Botox-Herstellers Allergan durch den Viagra-Produzenten Pfizer. Während die Allergan-Aktie infolge der Absage um über einen Fünftel eingebrochen ist, ist die Aktie des potenziellen Käufers um 3 Prozent nach oben gezogen worden. Neue Massnahmen der US-Regierung gegen die Steuerflucht, die Konzerne wollten nach der Fusion ihren Geschäftssitz nach Irland verlegen, sind dem Zusammenschluss zum weltweit grössten Arzneimittel-Hersteller in die Quere gekommen.
Wie steht es nun aber um die beiden Partner? «Das Scheitern des Deals ist keine Tragödie», sagt GAM-Fondsmanager Christophe Eggmann. Da externe Faktoren zum Scheitern des Deals geführt haben, sieht der Experte nämlich keinen Vertrauensverlust bei Pfizer. «Es könnte sein, dass CEO Ian Read beispielsweise nach weiteren grossen Akquisitionszielen Ausschau halten und dabei erneut GlaxoSmithKline oder AstraZeneca ins Auge fassen wird. Oder vielleicht wird er sich um Biotech-Übernahmen bemühen», vermutet Eggmann.
Pfizer heizt die Übernahmephantasie im Bio-Sektor an
Dabei schwappt bereits seit Jahren eine M&A-Welle über die Biotech-Branche. Mit dem Branchenprimus Pfizer als altem und neuem Jäger dürften die Spekulationen nach dem geplatzten Allergan-Deal folglich wieder zunehmen. Es ist möglich, dass diese Übernahmephantasie den ganzen Sektor nach oben ziehen wird. Nach klaren Kursverlusten seit Mitte des vergangenen Jahres, der NASDAQ Biotech Index hat in dieser Zeit mehr als 30 Prozent abgegeben, bildet das Barometer bereits seit Februar einen Boden aus. Mit der Rückeroberung der 90-Tage-Durchschnittslinie ist den Biotechs schon ein erster Erfolg gelungen.
Die Absage der Mega-Übernahme hat der Pfizer-Aktie auch schon Auftrieb gegeben. Vielleicht wird das positive Momentum anhalten, hat doch der Konzern nun wieder mehrere aussichtsreiche Zukunftsoptionen. Die eine wäre eine lukrative Spaltung des Geschäfts in zwei Teile. Dabei würde sich eine Einheit auf Innovation und patentierte Produkte konzentrieren, die andere auf den Kauf von Produkten mit abgelaufenen Patenten sowie auf rezeptfreie Medikamente. «Die mögliche Aufspaltung von Pfizer rückt als Werttreiber für die Aktie wieder in den Fokus», urteilt Jefferies-Analyst Jeffrey Holford. Er empfiehlt die Aktie mit einem Kursziel von 39 Dollar zum Kauf, ein Potenzial von rund einem Fünftel.
Allergan macht auch alleine eine gute Figur
Wahrscheinlich stehen den Valoren von Allergan nach dem kurzen Schock ebenfalls wieder bessere Zeiten bevor. «Das Unternehmen besitzt eine attraktive Pipeline von Produkten, die sich in der späten klinischen Entwicklung befinden», weiss Experte Eggmann. Zudem steht Allergan bald ein Geldregen ins Haus. Teva bezahlt 36 Milliarden Dollar für Allergans Generika-Sparte. «Kapitalumschichtung und die Fortsetzung des Rückkaufprogramms von Aktien im Umfang von 2,5 Milliarden US-Dollar verleihen dem Unternehmen reichlich Flexibilität, um für die Aktionäre zusätzlichen Wert zu schaffen, unter Umständen sogar mehr Wert, als mit dem Kauf durch Pfizer kreiert worden wäre», sagt GAM-Fondsmanager Eggmann.
In das gleiche Horn bläst Chi Tran-Brändli, Aktienanalystin bei J. Safra Sarasin: «Das 2017er-KGV beträgt nur noch 13,6, was nicht gerechtfertigt ist, denn Allergan hat ein starkes Produktportfolio und eine solide Pipeline, was in den nächsten Jahren Gewinnsteigerungen um etwa 15 Prozent p.a. ermöglichen dürfte.»
Actelion ist im Höhenflug, …
Steigende Ergebnisse sind auch bei Actelion zu erwarten. Nicht zuletzt das erfolgreiche Blutdruckmittel Opsumit, das bereits zwei Jahre nach der Erstzulassung einen Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Franken erzielt, dürfte für eine weitere positive Entwicklung sorgen. Ein weiterer Hoffnungsträger ist Uptravi. Das zur Behandlung von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie vorgesehene Medikament hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht erhalten.
Actelion geht davon aus, dass das operative Kernergebnis im 2016 «mindestens im niedrigen einstelligen Prozentbereich» zulegen wird. Zudem könnte es sein, dass Europas grösster Biotech-Konzern auch in der Konsolidierung der Branche eine Rolle spielen wird. Chef Jean-Paul Clozel zeigt sich bereits seit längerem «offen für Zukäufe». Aber auch Actelion selbst gilt als Übernahmekandidat, was zusätzlich Phantasie in den Titel bringt. Investoren sind dem Blue Chip gegenüber wohlgesonnen: Anders als der dümpelnde SMI markierte der Valor zuletzt ein neues Rekordhoch bei 149.80 Franken.
… und Epigenomics macht einen Sprung nach oben
Noch dynamischer bergauf geht es derweil mit dem deutschen Spezialwert Epigenomics . Die Biotech-Schmiede bekam die US-Zulassung für einen Bluttest zur Erkennung von Darmkrebs, was der Aktie einen Kurssprung um bis zu 30 Prozent bescherte. Damit brach der TecDAX-Titel auf ein neues Jahreshoch aus. Doch Vorsicht, Licht und Schatten liegen in dieser Branche oftmals eng zusammen. Derartige Ausschläge sind nämlich auch in der Gegenrichtung keine Seltenheit.
Als Negativbeispiel lässt sich Valeant Pharmaceuticals anführen. Die Aktie tauchte um rund 50 Prozent ab, nachdem der kanadische Konzern, welcher mit der ersten Sexpille für die Frau prominent wurde, im März seine Prognose für 2016 erneut senken musste. Bereits seit längerem steht der ehemalige Börsenliebling aufgrund von Zweifeln am Geschäftsmodell im Abseits. Von 340 kanadischen Dollar im Sommer 2015 rutschte der Titel bis auf aktuell unter 40 Dollar ab.
Risikostreuung
Einzelinvestments im Pharma- und Biotechbereich bergen also auch besondere Risiken. Diversifikation kann bei der Anlage daher nicht schaden. Positiv gestimmte Anleger holen sich den Gesamtmarkt über den ETF (ISIN IE00BQ70R696) von Source ins Depot. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 0,4 Prozent p.a.
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