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Warnung vor Manipulationen 15.09.2017 15:50:00

Bitcoin-Experte sicher: Zwei grosse chinesische Miner könnten Bitcoin zerstören

Bitcoin-Experte sicher: Zwei grosse chinesische Miner könnten Bitcoin zerstören

Kryptowährungen haben in den vergangenen Monaten eine unvergleichliche Rally aufs Parkett gelegt. Doch ein Experte der Szene erklärt, wieso die bekannteste Kryptowährung, der Bitcoin, dem Untergang geweiht sein könnte.

Adi Schamir ist in der Kryptowährungs-Szene eine Legende. Der Kryptologieexperte aus Israel ist einer der drei Entwickler des RSA-Kryptosystems, das als kryptografisches Grundprinzip gilt, auf dem auch die Bitcoin-Technologie basiert. Bei einem Vortrag an der Universität Wien gab der Experte einen Einblick in die seiner Meinung nach elementarsten Probleme beim Bitcoin-System.

Bitcoin als Spekulationsobjekt

Zunächst die gute Nachricht: Der Experte sieht keinen Grund, sich aktuell um Sicherheitsaspekte bei der Kryptografie des Bitcoin Sorgen zu machen. Zwar seien mögliche illegale Aktivitäten nicht von der Hand zu weisen. Schließlich sind Bitcoin-Zahlungen für den Experten im Alltagsgebrauch einfach nicht praktikabel. Die Bestätigung einer Transaktion dauere einfach zu lange, so dass kaum jemand Bitcoin zum jetzigen Zeitpunkt als Zahlungsmittel im Alltag einsetzt. Stattdessen verleite die Anonymität dazu, kriminelle Aktivitäten damit durchzuführen. Besonders bei großen Beträgen sei dies häufig der Fall. Allerdings dürfte dies nur einen Bruchteil der Bitcoin-Besitzer betreffen, so Schamir. Schließlich werde der weitaus größte Teil der Bitcoins aktuell als Spekulationsobjekt gehortet, statt als Alternativwährung eingesetzt.

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Der jüngste Preissprung bei Digitalwährungen im Allgemeinen und bei Bitcoin im Besonderen ist also primär darauf zurückzuführen, dass Anleger auf den Zug aufspringen und darauf spekulieren, günstiger erworbene Digital-Coins später teurer an andere Anleger verkaufen zu können. Das geht so lange gut, wie entsprechende Nachfrage da ist und sich immer noch Spekulanten finden, die bereit sind, zum aktuellen Preis zuzuschlagen. Doch wenn das Verhältnis von Angebot und Nachfrage kippt, ist ein Preisrutsch bei Digitalwährungen quasi abzusehen.

Längst kann nicht mehr jeder schürfen

Dem hat der anonyme Bitcoin-Erfinder vorgebeugt, indem er die Zahl der Bitcoins, die maximal geschürft, also virtuell erschaffen werden können, auf ein Maximum von 21 Millionen beschränkt hat. Aktuell sind ungefähr 16 Millionen Bitcoins in Umlauf. Die Menge ist also künstlich verknappt, was die dauerhafte Nachfrage nach den digitalen Münzen sichern dürfte.

Doch das System hat seine Tücken, denn längst kann nicht mehr jeder, der seine Rechenpower dem Bitcoin-Netzwerk zur Verfügung stellt, tatsächlich selbst Bitcoins erschaffen. Und genau hier liegt für Adi Schamir das grundsätzliche Problem: Wer Bitcoin erfolgreich schürfen will, muss zwischenzeitlich einen derart hohen Aufwand betreiben, dass Privatpersonen unmöglich mit ihren heimischen PCs mithalten und am Produktionsprozess teilnehmen können.

Stattdessen ist die Bitcoin-Schürfung in den Händen von Großorganisationen, die Zugang zu massiver Rechenpower und günstigen Stromquellen haben. Einer Schätzung zufolge liege der Stromverbrauch für die Bitcoin-Produktion in etwa auf dem Niveau des Verbrauchs einer deutschen Großstadt. Günstigen Strom verbunden mit starker Rechenpower sieht Adi Schamir aktuell nur in Fernost, wo auch die größten Bitcoin-Miner ansässig sind. Sollten sich dort einige der großen Schürfer absprechen, könnten sie das gesamte System mindestens manipulieren.

"Zwei oder drei chinesische Schürfer könnten Bitcoin zerstören", warnt Schamir bei seinem Vortrag in Wien. Zwar dürften die Miner selbst kein Interesse an einem Implodieren der Kryptowährung haben, schließlich sind sie selbst investiert. Was aber wenn eine Regierung entsprechende Schürfkapazität aufbauen würde, über die derzeit nur wenige Mining-Organisationen verfügen? "Das ist bedenklich", so Schamir weiter. Eine Regierung könnte das System - gemeinsam mit einer Gruppe oder auch allein - derart manipulieren, dass es in sich zusammenbricht. Nötig wären dafür 51 Prozent der Rechenkraft im Bitcoin-System, jüngsten mathematischen Berechnungen zufolge könnten sogar nur 33 Prozent oder sogar noch weniger ausreichen, um eine Bitcoin-Kette manipulieren zu können.

Dass die Sorge nicht ganz unbegründet ist, macht eine Meldung der vergangenen Tage deutlich: Wie das US-Sicherheitsunternehmen Fire Eye behauptet, hat das Regime von Kim Jong Un staatliche Hacker damit beauftragt, Bitcoin und andere Cyberwährungen zu stehlen.

Schamir: Die Technologie wird überleben

Schamir glaubt nicht daran, dass Bitcoin als Digitalwährung auf Dauer überleben wird. Anders als viele andere Experten geht er aber nicht von einem Crash aus, sondern erwartet eher, dass die Digitalwährung langsam "verblassen" werde. Doch die Technologie hinter der Währung, die Blockchain, wird seiner Einschätzung nach überleben und weiterentwickelt werden. Unabhängig davon, ob es in wenigen Jahren noch Bitcoins geben wird, oder nicht.

Redaktion finanzen.ch

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