Der Börsencrash kam plötzlich: Die Corona-Krise schickte im März 2020 die weltweiten Börsen auf Talfahrt und sorgte für eine der grössten Finanzkrisen überhaupt. Solche Crashs sind an den Aktienmärkten normal, sie kommen immer wieder vor. Der Schock bei privaten und institutionellen Investoren ist meist gross, viel Kapital geht verloren. Wichtig ist dann, dass Sie als Anleger richtig reagieren – das gilt auch in Kriegszeiten und bei hoher Inflation! Wie Sie sich in Börsenkrisen positionieren sollten, was Sie grundsätzlich bei einem Börsencrash tun sollten und wie Sie sich für den nächsten Kursrücksetzer wappnen können, erfahren Sie im Folgenden.
Aktienmärkte laufen meist viele Jahre gut. Zwar gibt es immer wieder kurze Rücksetzer, doch diesen folgen in der Regel neue Hochs. So war es auch in den Monaten vor 2020: Weder eine abflauende Konjunktur in Europa oder der Brexit noch die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China konnten eine Börsenkrise auslösen – oder deuteten auf eine bevorstehende Finanzkrise hin.
Ein Virus versetzte Anfang 2020 die Anleger in Schockstarre und schickte Indizes, Aktien und Rohstoffe auf Talfahrt. Der Börsencrash kam plötzlich und quasi ohne konkrete Vorwarnung: Innerhalb weniger Wochen zwischen Mitte Februar und Mitte März 2020 büssten wichtige Länderindizes wie der deutsche DAX und der US-amerikanische Dow Jones ein Drittel ihres Wertes ein. Auch der sehr breite und für viele Anleger wichtige MSCI World-Index rutschte zeitweise annähernd 30 Prozent ab.
Der Corona-Crash wurde zum schnellsten Börsencrash aller Zeiten, wie eine Analyse der Bank of America zeigt. Innerhalb weniger Tage bescherte die Corona-Krise Anlegern Kurseinbrüche bei Indizes, Einzelaktien und Rohstoffen, die deutlich schlimmer ausfielen als die bei der Ölkrise 1973, beim Crash durch das Platzen der Dotcom-Blase in den Jahren 2000 und 2001 sowie bei der Finanzkrise 2008 und 2009. Ein ähnliches Szenario gab es bisher in der Vergangenheit nicht.
Im Bärenmarkt des Sommers 2022 zeigte sich eher ein schleichendes Abrutschen der Aktienkurse. Nur ganz langsam wirkten sich die Folgen des Ukraine-Kriegs sowie die der hohen Inflation und der Zinswende aus.
Ein kurzer Rückblick: Am 24. Februar 2022 hat das russische Militär die Ukraine angegriffen und viel Leid für die Menschen vor Ort gebracht. Die Börsen reagierten prompt, unter anderem legte der DAX den Rückwärtsgang ein und fiel in den folgenden Tagen und Wochen bis auf unter 13.000 Punkte.
Doch erst nach einem kurzen Zwischenhoch Ende März 2022 wurde das ganze Ausmass des Ukraine-Krieges spürbar: Die Sorge vor einem vielleicht Jahre andauernden Konflikt stieg – und mit ihr die Energiepreise und die Inflation. Die Folge: Ein hartnäckiger Bärenmarkt.
Ab Anfang Juni rutschten die wichtigsten Aktienindizes in aller Welt sukzessive ab, unter anderem tauchte der DAX erneut unter die 13.000 Punkte-Marke und der Dow Jones zählte zeitweise weniger als 30.000 Punkte. Wie also können Anleger auf eine solche Situation reagieren?
Dieser Beitrag erklärt, wie Sie als Anleger auf einen heftigen Börsencrash wie den Corona-Crash reagieren und wie Sie sich in Finanzkrisen am besten verhalten sollten. Wir verraten Ihnen, warum ein Investment in schweren Börsenzeiten Sinn machen kann und welche Vorteile Langfristanleger wie ETF-Sparer durch einen Rücksetzer am Aktienmarkt haben können.
Die Corona-Krise hatte in den Portfolios der meisten Anleger grosse Bremsspuren hinterlassen, der plötzliche Absturz erwischte professionelle wie private Investoren eiskalt. Ein solcher Absturz war noch wenige Tage vorher quasi undenkbar.
Im Gegensatz zur Finanzkrise 2007 und der darauffolgenden Eurokrise bis 2012 oder im Gegensatz zum Ukraine-Krieg 2022 gab es beim Crash infolge des Corona-Virus› im Vorfeld keine konkreten Anzeichen für einen drohenden Börsencrash. Wohl kaum ein Börsianer konnte im Vorfeld erahnen, wie die durch SARS-COV-2 ausgelöste Pandemie und die darauffolgenden wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen in aller Welt auch unter Anlegern Angst und Schrecken verbreiten würde.
Vermutlich sind nur Anleger einigermassen glimpflich davongekommen, die ihr Wertpapierdepot im Vorfeld gegen einen solch plötzlichen Rücksetzer an der Börse gewappnet hatten. Wer zum Beispiel mit Stopp Loss Orders oder Trailing Stopps die Wertpapiere in seinem Portfolio abgesichert hatte, konnte den Verlust in Grenzen halten – dazu gleich mehr.
Hinweis: Anleger müssen zwischen drei Phasen unterscheiden: vor, während und nach einem Börsencrash. Im Folgenden gibt es wichtige Tipps, wie Anleger grundsätzlich investieren sollten, wie sie während einer Krise reagieren müssen und wie sie nach einem Börsencrash ihr Portfolio wieder optimieren können.
Zunächst beschäftigen wir uns mit der akuten Krisensituation, wir wollen also zunächst klären, wie Sie sich als Investor grundsätzlich in Crashphasen verhalten sollten.
Kein seriöser Experte kann genau vorhersagen, wann die Börse crasht und wann eine Krise an den Aktienmärkten endgültig überstanden sein wird, wann also nach einem Absturz die Kurse bei DAX, Dow Jones & Co. ihre Vorkrisenniveaus wieder erreichen.
Aber: Am Ende einer Aktienkrise ist der Markt in der Vergangenheit immer wieder zurückgekommen, immer wieder übersprangen die wichtigsten Leitindizes ihre Vorkrisenniveaus – manchmal dauerte dies nur wenige Jahre, manchmal mehr als zehn Jahre. Doch die Analysen unserer Ratgeber-Redaktion zeigen: Alle 15 Jahresperioden haben Anleger für ihr eingesetztes Geld eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent pro Jahr gesehen. Aus dieser Erkenntnis lässt sich für das Anlageverhalten Mut schöpfen – und sogar die Pflicht zu einem Investment ableiten!
Zunächst lässt sich festhalten, dass es grundsätzlich eine gute Idee ist, sein Geld an der Börse anzulegen – vor allem in Zeiten rekordniedriger Zinsen. Wer beispielsweise in den zehn Jahren vor der Corona-Krise sein Geld in einen DAX-ETF investiert hatte, konnte sein Kapital um mehr als 120 Prozent vermehren: Aus 100.000 Euro wurden zwischen 2010 und 2019 mehr als 220.000 Euro.
Des Weiteren ist es gut, wenn Investoren ihre Wertpapiere nicht auf einem Hoch kaufen. Eine Krise kann also – vor allem bei einer langfristigen Anlagestrategie – eine grosse Chance bieten. Wer nämlich nicht auf dem Höhepunkt des Marktes einkauft, sondern deutlich darunter, erhöht seine Renditechancen. Gleichzeitig verringert sich das Risiko für den Anleger, lange in der Verlustzone zu bleiben.
Viele Argumente sprechen also dafür, in der Krise und bei Tiefstkursen in den Markt einzusteigen. Das sollten Sie aber immer mit Bedacht tun, Sie sollten nicht gleich alles auf eine Karte setzen. In einer Krise heisst das:
Die Vergangenheit bietet selbstverständlich keine Garantie für die Zukunft. Niemand kann wirklich nach vorne schauen, niemand weiß ganz sicher, ob die Börsenkurse ihr altes Niveau wieder erreichen. Aber in der Vergangenheit war das bisher immer so! Folglich kaufen Sie in der Krise Aktien und andere Wertpapiere zum Schnäppchenpreis ein.
Tipp: Wenn Sie den Rücksetzer zum Einstieg nutzen wollen, dann dritteln oder vierteln Sie Ihr Kapital, das Sie investieren wollen. Steigen Sie jetzt mit dem ersten Drittel/Viertel ein und mit dem zweiten Drittel/Viertel in einem Monat oder später. Den Rest des Kapitals können Sie dann vielleicht in drei oder sechs Monaten investieren – so haben Sie Zeit, die Situation am Aktienmarkt besser einzuschätzen. Es geht ihnen bei dieser «Häppchenstrategie» sicherlich kaum Rendite verloren, da in der Regel der Kursanstieg deutlich länger dauert als der Crash.
Während eines andauernden Bärenmarktes raten wir in der Ratgeber-Redaktion von finanzen.net weniger erfahrenen Börsianern, kein Geld in Einzelaktien zu investieren. «Alte Hasen» hingegen können Chancen und Risiken während eines Börsencrashs in der Regel relativ gut einzuschätzen.
Also, wer sich am Markt auskennt und sich intensiv mit der Aktienauswahl beschäftigt, für den kann ein Kursrutsch ein Signal sein, in den Markt einzusteigen. Vor allem Langfristanlegern bietet eine Finanzkrise oder ein Börsencrash die Chance, in substanzstarke Unternehmen zu besonders günstigen Kursen einzusteigen. Anleger sollten inmitten einer Börsenkrise aber ein besonderes Augenmerk auf Qualitätsaktien legen, dazu gehören zum Beispiel SAP, Microsoft, Roche, Amazon und Apple.
Anleger mit einem ETF-Sparplan können Börsencrashs relativ entspannt sehen. Weil ein ETF in der Regel sehr breit gestreut ist, können ETF-Sparer auch deutlich mutiger vorgehen als Investoren, die auf Einzelaktien setzen. Vor allem ETF-Sparer, die bereits seit Monaten oder sogar seit Jahren in einen Sparplan einzahlen, sollten die Raten auf keinen Fall aussetzen. Der Grund ist einfach: Jetzt erhalten ETF-Sparer für ihr Budget mehr ETFs oder ETF-Anteile.
Es kann sich auch durchaus lohnen, in der Börsenkrise einen ETF-Sparplan zu starten. Chancen und Risiken sind vergleichbar mit denen von langjährigen ETF-Sparern.
Hinweis: Dieser Blick auf ETF-Sparer kann selbstverständlich nicht Ihre individuelle Situation berücksichtigen. Wenn bei Ihnen die Gefahr besteht, dass Sie durch die Krise Ihren Job verlieren oder weniger Einkünfte haben, dann sollten Sie möglicherweise Ihre ETF-Rate reduzieren oder kurzfristig ganz aussetzen – das ist in der Regel problemlos möglich.
Tipp: Wenn Sie mehr zu Vorteilen von ETFs erfahren wollen, dann lesen Sie auch unseren Ratgeberartikel zu diesem Thema ETF kaufen.
Investoren, die über viele Jahre an der Börse erfolgreich sein wollen, müssen verschiedene Regeln beachten. Sie sollten beispielsweise ihre Finanzen auf ein stabiles Fundament stellen und ihre Wertpapiere breit diversifizieren, also in verschiedene Branchen, Assets, Themen, Länder und Unternehmen investieren.
Wenn Sie die Grundregeln der Geldanlage beachten, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Sie an der Börse erfolgreich Vermögen aufbauen. Damit Sie und Ihr Vermögen dann aber auch vor einem möglichen Börsencrash (wie dem Corona Crash) geschützt sind, sollten Sie professionelle Werkzeuge einsetzen. Welche das sind, erläutern wir im Folgenden.
Eine sehr einfache Möglichkeit zur Begrenzung von Verlusten sind Stop Loss Orders. Anleger teilen ihrem Broker dabei ein Kursniveau unterhalb der aktuellen Kurse mit. Wird dieses Kursniveau erreicht, löst der Broker automatisch eine Verkaufsorder aus.
Ein Fallbeispiel: Eine Aktie notiert bei CHF 100. Ein Anleger erteilt eine Stop Loss Order bei CHF 90. Fällt der Kurs der Aktie einmalig auf CHF 90 oder darunter, wird die Verkaufsorder ausgelöst. Dies gilt unabhängig davon, ob die Aktie später wieder steigt oder noch weiter fällt.
Der wesentliche Vorteil von Stop Loss Orders: Anleger begrenzen ihre Verluste ganz automatisch und ohne ständiges Beobachten der Kurse. Wer 10 Prozent seines Einsatzes verliert, benötigt danach übrigens einen Gewinn von 11,1 Prozent, um wieder das Ausgangsniveau zu erreichen. Wer hingegen 50 Prozent verliert, benötigt später 100 Prozent Gewinn.
Wichtig: Bei Stop Loss Orders handelt es sich um unlimitierte Verkaufsorders. Einmal ausgelöst, erfolgt also der Verkauf zum nächstbesten Kurs. Dieser kann unter extremen Marktbedingungen sowie bei illiquiden Werten deutlich vom Stop Level abweichen. Möglicherweise hätte eine Stopp Loss Order beim Corona Crash nur bedingt geholfen.
Trailing Stop Loss Orders ergänzen ein einfaches Stop Loss durch einen Anpassungsmechanismus. Die Stop Schwelle wird steigenden Kursen «hinterhergezogen».
Dazu ein Fallbeispiel: Ein Anleger kauft eine Aktie für CHF 100. Er platziert eine Trailing Stop Loss Order bei CHF 90. Zusätzlich wird festgelegt, dass das Stop Level pro CHF 10 vollem Kursgewinn um CHF 10 angehoben wird.
Das bedeutet nun also Folgendes: Steigt die Aktie auf CHF 110, steigt auch das Stop Level automatisch auf CHF 100. Erreicht der Kurs CHF 120, wird das Level entsprechend auf CHF 110 erhöht usw.
Hinweis: Sinken die Kurse, erfolgt keine Anpassung. Trailing Stop Loss Orders sichern damit Gewinne vor stärkeren Rücksetzern und auch vor einem Börsencrash wie in der Corona-Krise geschehen.
Anleger können ihr Portfolio mit Put Optionen gegen Kursverluste durch einen Börsencrash absichern. In der Praxis werden die meisten Privatanleger dabei nicht auf Optionskontrakte an der Terminbörse Eurex, sondern auf Optionsscheine zurückgreifen. Optionsscheine werden von zahlreichen Banken als Inhaberschuldverschreibungen emittiert und bilden die Struktur einer Option nach.
Das Grundprinzip einer Put Option ist sehr einfach. Die Optionen beziehen sich auf einen bestimmten Basiswert, zum Beispiel den DAX. Jede Option ist mit einem Ausübungspreis ausgestattet. Der Inhaber hat das Recht, den Basiswert zu diesem Preis zu verkaufen.
Dazu ein Fallbeispiel, ausgehend von einem SMI-Stand bei 11’200 Punkten: Beläuft sich der Ausübungspreis eines Put Optionsscheins auf 111’200 Punkte, kann der Inhaber der Option den SMI, vereinfacht dargestellt, zu 11’200 Punkten verkaufen. Dieses Recht gewinnt umso mehr an Wert, je weiter der SMI unter diese Marke fällt.
Die Kosten dieser Versicherung sind allerdings nicht ganz unerheblich. Wer bei einem Indexstand von 11’200 Punkten eine volle Absicherung für alle Kurse darunter wählt, zahlt ca. CHF 820 für die notwendigen Put Warrants. Dies entspricht einer Versicherungsprämie von ca. 6,7 Prozent.
Ein Beispiel: Fällt der SMI um 300 Punkte auf 10’900 Punkte, beläuft sich der Gewinn im Optionsschein auf 300 Euro, wenn die Option am Fälligkeitstag gezogen wird.
Diese Kosten gelten für Puts mit ca. einem Jahr Laufzeit. Notiert der SMI am Ende dieser Laufzeit auf oder über seinem derzeitigen Niveau, ist der Einsatz verloren. Eine Dauerlösung stellen Puts deshalb nicht dar.
Wichtig: Eine Feuerversicherung ist besonders teuer, wenn es schon brennt. Im übertragenen Sinne gilt dies auch für Put Optionen. Neben Restlaufzeit und Basiswertekurs spielt die implizite Volatilität eine wichtige Rolle für den Preis einer Option. Die implizite Volatilität ist ein Mass dafür, mit welchen Schwankungen die Anleger rechnen.
Nach dem ersten grossen Verlusttag infolge eines Börsencrash steigt die Volatilität typischerweise massiv an – und damit auch die Kosten von Put Optionen. Mit Szenario Rechentools für Optionsscheine lässt sich leicht ermitteln, wie sich ein OS bei einem Crash entwickelt. Bei einem Anstieg der Volatilität von 16,66 Prozent auf 25 Prozent würde die Kosten für einen Optionsschein «am Geld» um etwa 50 Prozent steigen.
Die Versicherung gegen den Börsencrash gibt es jedoch auch mit «Selbstbeteiligung». Dabei wird als Ausübungskurs der Put Warrants nicht der aktuelle SMI Kurs gewählt. Stattdessen wird ein Kurs darunter ausgesucht. Wer statt 11’200 Punkten 9’050 Punkte als Absicherungslevel wählt, zahlt erheblich weniger.
Hat der Crash bereits begonnen, sind Optionen teuer. Dann kommen zur Absicherung gegen Kursverluste Derivate in Betracht, bei denen die Volatilität nicht zu grossen Kurssprüngen führt. Dazu zählen Knock-Out-Zertifikate.
Mit einem Bear-KO-Zertifikat setzen Anleger auf fallende Kurse im Basiswert. Mit diesen Produkten lässt sich ein Portfolio gegen Kursverluste absichern – allerdings mit Einschränkungen.
Dazu ein leicht vereinfachtes Fallbeispiel. Ein Anleger kauft ein KO-Zertifikat auf den SMI mit einer KO-Schwelle bei 11’400 Punkten. Der SMI notiert bei 11’200 Punkten. Der innere Wert eines Bear KO-Zertifikats ergibt sich aus der Subtraktion des aktuellen SMI-Kurses von der KO-Schwelle – in diesem Fall also 200 Punkte. Bei einem Bezugsverhältnis von 1:1 entspricht dies einem theoretischen Kurs von CHF 200. In der Praxis werden es durch Aufschläge eher CHF 240.
Kommt es zu einem Börsencrash und fällt der SMI auf 9’500 Punkte, gewinnt das Hebelprodukt CHF 1’700 an Wert hinzu. Steigt der SMI allerdings einmalig auf das Niveau der KO-Schwelle, verfällt das Hebelprodukt wertlos.
Der KO-Mechanismus ist die grösste Schwäche von KO-Zertifikaten bei der Absicherung des Depots. Der SMI könnte kurz auf 11’400 Punkte ansteigen, das Hebelprodukt ausknocken und danach zum Börsencrash ansetzen. Die Versicherung wäre dann unwirksam. Für KO-Hebelprodukte mit weiter entfernt liegenden KO-Barrieren müssen Anleger mehr Geld einsetzen.
Nicht alle Anleger sind davon überzeugt, dass die Aktienmärkte zur alter Stärke zurückkehren. Vielmehr erwarten sie weiterhin volatile Phasen mit signifikanten Rücksetzern. Sollten Sie auch diese Marktmeinung teilen, könnte das folgende Tracker Zertifikat interessant für Sie sein.
Das Tracker Zertifikat auf den aktiv verwalteten Swissquote Global Inverse Index der Emittenten Leonteq (Valor 43469606 / ISIN CH 0434696065) setzt auf fallende Kurse. Der Index enthält aktuell zehn Short ETFs auf internationale Aktien. Mit Nestlé und Novartis sind auch zwei Schweizer Aktien enthalten. Wichtig: Sollten die Bullen sich durchsetzen und die Kurse an den Aktienmärkten wieder steigen, drohen Verluste.
Eine weitere Option gegen den Börsencrash sind Short ETFs. Diese gibt es auf den DAX und andere grosse Indizes. Ein Short ETF entwickelt sich spiegelbildlich zum Basiswert. Fällt der DAX, gewinnt der Short ETF. Neben ETFs gibt es auch Zertifikate auf diesen Indextyp.
Wichtig: Der grösste Schwachpunkt dieser Absicherungsvariante ist der hohe Kapitalaufwand. Um ein Investment von CHF 1’000 in den DAX durch einen Short DAX abzusichern, sind ebenfalls CHF 1’000 möglich. Es gibt allerdings Short Indizes mit Hebel (zum Beispiel x2 oder x4).
Auch strukturierte Produkte wie Barrier Reverse Convertibles kommen bei einem Börsencrash prinzipiell in Betracht. Dann gilt es jedoch zu berücksichtigen, was genau in einem Zertifikat enthalten ist. Dann können sich insbesondere Neuemissionen lohnen.
Barrier Reverse Convertibles bestehen, vereinfacht dargestellt, einem fixen Coupon und einem Puffer, der sogenannten Barriere. Weitere Informationen finden Sie in unserem Ratgeber Barrier Reverse Convertibles.
Nach dem Börsencrash ist vor der nächsten Krise. Für Anleger bedeutet das, sie sollten sich auf keinen Fall auf ihrem gut laufenden Portfolio ausruhen, im Gegenteil: Treffen Sie Vorbereitungen für den nächsten Börsencrash, der mit Sicherheit kommen wird – ob in zwei, fünf oder 15 Jahren.
Attraktiv können neue Barrier Reverse Convertibles sein –hier nur schnell das Wichtigste: Bei dieser Art von Absicherung, erhalten Sie einen fixen Coupon. Ob der Nominalwert am Laufzeitende zurückbezahlt wird, hängt davon ab, ob der oder die Basiswert(e) die Barriere berührt hat.
Nach einem Börsencrash können neu aufgelegte (!) Barrier Reverse Convertible attraktiv sein. Der Grund liegt in der Shortposition am Optionsmarkt, die in der Struktur enthalten ist. Bei einem Crash steigen Volatilität und damit Optionsprämien. Der Emittent vereinnahmt eine höhere Prämie und kann einen grösseren Coupon und/oder eine grössere Distanz zur Barriere bieten. Neu auferlegte Barrier Reverse Convertibles unserer Partner finden Sie immer hier.
Strukturierte Produkte mit einer Kapitalgarantie sind dagegen nach einem Börsencrash weniger attraktiv. Diese Papiere bestehen zum grössten Teil aus Obligationen und zu einem kleinen Teil aus Call Optionen. Diese kosten nach dem Crash mehr. Die Partizipationsrate der Garantieprodukte verringert sich dadurch.
Gold gilt als die Krisenwährung schlechthin. Eignet sich das begehrte Edelmetall deshalb auch als Versicherung gegen einen Börsencrash? Die Antwortet lautet: Nur begrenzt.
Gold wird auch dann seinen Wert behalten, wenn alles andere wertlos ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein (grundsätzlich vorübergehender) Crash an den Aktienmärkten durch eine ausreichend grosse Position im Goldmarkt zwingend ausgeglichen wird. Gold ist eine Versicherung gegen Inflation und Krisen, garantiert aber nicht durchgängig einen bestimmten Depotwert.
Dennoch: Gegen einen Anteil von 5 bis 15 Prozent am Portfolio spricht nach Ansicht der meisten Vermögensverwalter nichts. Opportunitätskosten in Form einer sicheren Verzinsung bei Staatsanleihen existieren derzeit ohnehin nicht. Wer Gold physisch kauft, kann es zuhause, im Schliessfach oder einem Wertlager verwahren. Kostengünstiger sind Wertschriften, die sich auf Gold beziehen. Ein Beispiel dafür ist die physisch besicherte Gold-ETCs.
Manche sehen in der Kryptowährung Bitcoin das neue Gold. Es ist möglich, dass der Coin vor einer grossen Zukunft steht. Ebenso denkbar ist aber, dass er langfristig an Bedeutung (und Wert) verliert.
Fakt ist, dass der Bitcoin noch zu wenig Historie hat, um das neue Gold zu sein. Die digitale Währung eignet sich deshalb nicht zur Absicherung eines Portfolios gegen einen Börsencrash. Ein spannendes Investment ist die wichtigste Kryptowährung aber trotzdem, wie Sie im Ratgeberartikel Bitcoin kaufen nachlesen können.
Tipp: Im Bärenmarkt des Sommers 2022 hat sich gezeigt, dass Kryptowährungen unter Inflation und höheren Zinsen ähnlich leiden wie Aktien. Wenn Sie als Anleger eine solche Situation ausnutzen wollen, dann können Sie auch Kryptos shorten, also auf fallende Kurse bei Bitcoin, Ethereum & Co. setzen.
Behalten Sie die Nerven, wenn es abwärts geht. Halten Sie sich an Fakten und verlassen Sie sich nicht auf Ihr Bauchgefühl.
Verkaufen Sie auf keinen Fall überhastet Ihre Wertpapiere. Sie machen erst dann wirklich Verlust, wenn Sie sich von Aktien, ETFs & Co. trennen.
Unternehmen, in die Sie aus guten Gründen vor der Krise investierten, haben sicherlich auch das Potential, die Krise erfolgreich zu überstehen. Überprüfen Sie, ob sich Ihre Einschätzung gegenüber einzelnen Papieren durch den Crash geändert hat.
Haben Sie bisher in besonders hochwertige Unternehmen investiert, dann sollten Sie diese Strategie beibehalten – und womöglich sogar Aktien nach und nach zukaufen.
ETF-Sparer sind Langfristanleger und sollten ihre Ratenzahlungen nicht aussetzen, im Gegenteil: Bei grossen Rücksetzern kann es sich lohnen die Raten zu erhöhen oder Einmalzahlungen zu tätigen.
*Das bedeutet das Sternchen: Unsere Ratgeber-Artikel sind objektiv recherchiert und unabhängig erstellt. Wir wollen so möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig Vermögen aufzubauen und in Finanzfragen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit unsere Informationen kostenlos abrufbar sind, werden manchmal Klicks auf Verlinkungen vergütet. Diese sogenannten Affiliate Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen. Geld bekommt die finanzen.net GmbH, aber nie der Autor individuell, wenn Leser auf einen solchen Link klicken oder beim Anbieter einen Vertrag abschliessen. Ob die finanzen.net GmbH eine Vergütung erhält und in welcher Höhe, hat keinerlei Einfluss auf die Produktempfehlungen. Für die Ratgeber-Redaktion ist ausschliesslich wichtig, ob ein Angebot gut für Anleger und Sparer ist.