In einer Zeit, in der die Finanzwelt ständig im Wandel ist, bahnen sich neue Finanzdienstleister ihren Weg, um die Art und Weise, wie wir Bankgeschäfte erledigen, zu revolutionieren. Wir werfen einen Blick auf die vielfältige Palette der Schweizer Neo-Banken und beleuchten, welche Vorzüge sie für unterschiedliche Zielgruppen bereithalten. Was sind Neo-Banken? Was haben sie zu bieten? Wie unterscheiden sie sich von klassischen Banken? Für wen eignen sie sich und für wen eher nicht? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie in unserem großen Überblick der Schweizer Neo-Banken Szene.
Es begann um das Jahr 2010, als die Digitalisierung auch in der Finanztechnologie (FinTech) neue Player auf den Plan rief. Zuerst den USA und in Grossbritannien – kurz danach in zahlreichen weiteren Ländern – bauten Visionäre und Entwickler Apps, welche das klassische Banking revolutionieren und neu definieren sollten. Was vor 2010 unmöglich schien, wurde durch die Digitalisierung plötzlich Tatsache: etablierte Banken bekamen Konkurrenz durch die Apps einer jungen Generation von FinTech-Entwicklern.
Anfangs von klassischen Banken belächelt, sind gut zehn Jahre später zahlreiche Apps im Markt, die in Sachen Zahlen, Sparen und Anlegen alles bieten, was zur Verwaltung der eigenen Finanzen auf dem Smartphone notwendig ist. Das funktioniert vollkommen digital, in der Regel reibungslos, schnell und komfortabel.
Der Siegeszug der Neo-Banken, auch Challenger-Banken genannt, hat dazu geführt, dass seit einigen Jahren auch klassische Banken als Alternative zu ihren etablierten Finanzinstituten Neo-Banken gründen – oder Apps unter neuen Flaggen in den Markt stellen, die das Banking ausschliesslich auf dem Smartphone möglich machen.
Anne Boden, eine britische Neo-Banken-Pionierin zog nach 30 Jahren Karriere in der Finanzbranche bei führenden Banken den Schluss: «Banking is broken». Damit meinte sie: langsam, wenig kundenfreundlich, kompliziert, unflexibel und viel zu teuer. Sie war eine der ersten Gründerinnen einer Neo-Bank, um das gebrochene Banking zu reparieren. Ihrem Beispiel sind zahlreiche weitere FinTechs gefolgt und haben die Gegenthese zu klassischen Banken entwickelt mit der Idee besser, schneller, digitaler und kostengünstiger zu arbeiten.
Die wachsende Zahl und der Erfolg der Neo-Banken haben auch den etablierten Geldhäusern Impulse für Neuerungen und Innovationen geliefert. Die wichtigsten Punkte, in denen Neo-Banken die Nase vorn haben, sind hier zusammengestellt:
Neo-Banken haben ihre Prozesse komplett durchdigitalisiert. Kontoeröffnung, Zahlungsverkehr und weitere Funktionen – Nutzerinnen und Nutzer agieren ausschliesslich online und managen ihre Finanzen übers Smartphone. Ohne Papier, Telefonate oder persönlich Kontakte – komplett digital eben. Deshalb werden die neuen Player oftmals auch als Smartphone-Banken bezeichnet.
Der Verzicht auf Filialen und Beratung (ausgenommen Supportleistungen) lässt schlanke Organisationen und Strukturen zu. Davon profitieren Kundinnen und Kunden direkt und spürbar: die Leistungen von Neo-Banken sind in der Regel in vielen Bereichen wesentlich kostengünstiger im Vergleich zu etablieren Banken. Zahlreiche Leistungen sind sogar komplett gebührenfrei. Zudem verzichten die meisten Neo-Banken bei Fremdwährungen oder Zahlungen im Ausland auf Wechselkurs-Zuschläge oder andere versteckte Gebühren.
Neo-Banken spielen den Vorteil aus, dass sie ihre Banking-Software von Grund auf mit modernster Technologie entwickeln können, ohne auf alten Systemen aufsetzen zu müssen. Das führt zu schnellen Prozessen und vor allem zu komfortablen Anwendung, die für Nutzerinnen und Nutzer sehr einfach in der Handhabung bleiben. Die meisten Neo-Banken operieren technologisch sehr agil und erweitern ihre Apps laufend mit neuen Funktionen und Leistungen, um das Anwendungsspektrum zu vergrössern.
Neo-Banken haben ihre Apps fürs Smartphone konzipiert. Dabei haben sie sich an Meistern des Fachs wie zum Beispiel Apple und anderen Tech-Unternehmen orientiert, die Anwendungen für ganz normale Menschen entwickeln, nicht für Techniker. Deshalb sind die Apps von praktisch allen Neo-Banken sehr einfach und intuitiv zu bedienen. Einfachheit und Komfort stehen im Vordergrund, unterstützt durch Gamification-Elemente. Die Apps kommen, im besten Sinne verstanden, einfach, locker und luftig daher. Die Neo-Banken beweisen mit ihren Entwicklungen und der Ausgestaltung ihrer Apps, dass Finanzen und Banking auch Spass machen dürfen und sollen.
Hier bestehen Unterschiede zwischen den einzelnen Neo-Banken. Diese Unterschiede sind wichtig in Bezug auf die Einlagensicherung, die Kundenguthaben in der Schweiz bis zum Maximalbetrag von 100’000 Franken sichert. Folgende Typen von Neo-Banken sind im Markt unterwegs:
Sind Neo-Banken, Direktbanken, Challenger-Banken, Smartphone-Banken (das sind alles digitale Banken) oder deren Apps Töchter einer klassischen Bank, operieren sie unter der Banklizenz des Mutterhauses. Zu dieser Kategorie gehören: CSX (Mutterhaus Credit Suisse), Key4 (Mutterhaus UBS), Yuh* (Mutterhäuser Postfinance und Swissquote), Zak (Mutterhaus Bank Cler). Die Schweizer Einlagensicherung ist indirekt gegeben über die jeweiligen Mutterhäuser.
Sie sind (noch) die Ausnahme. Keine der in diesem Ratgeber untersuchten unabhängigen Schweizer Neo-Banken verfügt über eine Banklizenz. Im Gegensatz zu drei ausländischen Neo-Banken, die in der Schweiz aktiv sind. Sie verfügen über EU-Banklizenzen oder über eingeschränkte E-Geld-Lizenzen. Zu dieser Kategorie gehören: N26 (Deutschland), Revolut (Grossbritannien), Wise (Grossbritannien). Die Schweizer Einlagensicherung ist nicht gegeben, Schweizer Kundinnen und Kunden müssten ihre Ansprüche über eine ausländische Einlagensicherung anmelden.
Diese Neo-Banken kooperieren mit einer klassischen Bank, welche für sie die Konto-Eröffnungen organisiert und die Konten der Kundinnen und Kunden im Auftrag der Neo-Bank führt. Zu dieser Kategorie gehört beispielsweise Neon (Partnerbank Hypothekarbank Lenzburg). Die Schweizer Einlagensicherung ist indirekt gegeben über die Partnerbank mit Banklizenz.
Eine weitere Kategorie sind Neo-Banken mit FinTech-Lizenz. Das ist keine Vollbanklizenz, aber diese Neo-Banken werden durch die FINMA (Finanzmarktaufsicht) kontrolliert. Neo-Banken mit FinTech-Lizenz dürfen mit Kundengeldern nicht arbeiten, die Kontobestände liegen direkt bei der Schweizerischen Nationalbank, sind also sicher verwahrt und keinen Spekulationen ausgesetzt. Zu dieser Kategorie gehört Yapeal. Die Schweizer Einlagensicherung ist nicht direkt vorhanden, da jedoch die Kundeneinlagen bei der Schweizerischen Nationalbank liegen müssen, bewegt sich das Ausfallrisiko gegen null.
Mehrere aktuelle Studien zeigen, dass Neo-Banken den Sprung zu echten Alternativen geschafft haben und von Kundinnen und Kunden vermehrt als Hauptbank eingesetzt werden.
Das geschieht erst allmählich, lange Zeit waren Neo-Banken ausschliesslich auf die Rolle der Zweitbank gebucht. Das allerdings aus guten Gründen: Jede Analyse von Vergleichs-Plattformen zeigt, dass die Karten von Neo-Banken in den Ferien und im Ausland um Längen günstiger abschneiden im Vergleich mit den Karten klassischer Banken. Das hängt damit zusammen, dass die meisten Neo-Banken ohne Zuschläge bei Zahlungen im Ausland und ohne Wechselkursaufschläge arbeiten. Deshalb war die Karte einer Neo-Bank der bevorzuge Begleiter für Ferien und Auslandreisen.
Das ist auch heute noch so, aber Neo-Banken spielen vermehrt auch im Alltag und bei der Regelung der persönlichen Finanzen zu Hause eine Rolle. Über die Jahre haben es Neo-Banken geschafft, das Image der «Jungen Wilden» abzulegen, sie werden als verlässliche Bankpartner mit innovativen Angeboten wahrgenommen.
Ob eine Neo-Bank als Hauptbank oder als Zweitbank infrage kommt, ist eine persönliche Entscheidung. Wer die Angebote der verschiedenen FinTechs vergleicht, findet die Lösung, die zu den eigenen Vorlieben passt.
Überlegen Sie, welche finanziellen Bedürfnisse und Ziele Sie persönlich haben. Möchten Sie eine bequeme Möglichkeit für den Alltag, internationale Zahlungen oder vielleicht sogar Anlagemöglichkeiten?.
Nutzen Sie die gewonnene Erkenntnis über die verschiedenen Neo-Banken, um sie miteinander zu vergleichen. Achten Sie auf Gebühren, Leistungen und Extras, die Ihren Anforderungen entsprechen.
Yuh*, eine Kooperation der etablierten Schweizer Banken Swissquote und Postfinance, bietet für Anleger spannende Konditionen, die mit kleinen Geld-Beträgen investieren oder zum ersten Mal Investment-Luft schnuppern möchten.
Sobald Sie eine passende Neo-Bank gefunden haben, starten Sie den Anmeldeprozess. Beachten Sie die benötigten Dokumente und Verifizierungsschritte, um Ihr Konto erfolgreich zu eröffnen.
Nehmen Sie sich Zeit, die Dienstleistungen der neuen Neo-Bank zu testen. Probieren Sie die App aus, tätigen Sie einige Transaktionen und prüfen Sie, ob die Bank Ihre Erwartungen erfüllt. Falls nicht, können Sie jederzeit zu einer anderen Option wechseln.
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