Kurz vor Börsengang |
19.09.2020 03:47:33
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Palantir-Aktie: Bewertung und Wachstumspotenzial werfen Fragen auf
Der Softwareanbieter Palantir steht kurz davor, Aktien der Öffentlichkeit zugänglich zu machen - das soll mittels einer Direktplatzierung geschehen. Doch kurz vor dem Börsengang kommen nun erhebliche Zweifel an einem zukünftigen Unternehmenserfolg auf.
• Vor fünf Jahren Bewertung von 20 Milliarden US-Dollar
• Palantir muss Anleger noch von Wachstumspotenzial überzeugen
Vor Kurzem hielt Palantir ein virtuelles Event für Investoren ab. In dessen Rahmen stellte der Softwareanbieter auch ein überarbeitetes Prospekt vor, das über die Aktienzahl und weitere Daten berichtet und dem US-Sender CNBC vorliegt.
Palantir-Aktien - Bewertungsspanne groß
Besonders interessant ist die Gesamtbewertung, die sich durch die Preise der Aktie ergibt: Erst im Juli gab der IT-Konzern neue Aktien an Investoren aus. Diese wurden für je 4,75 US-Dollar an den Mann gebracht. Insgesamt belief sich der Erlös auf 410,5 Millionen US-Dollar. Wie die Unterlagen zeigen, ergab sich dadurch eine Bewertung in Höhe von 7,8 Milliarden US-Dollar. Doch die Preise variierten teils stark: Im gesamten Quartal wurden Papiere für 4,17 bis 11,50 US-Dollar verkauft. CNBC schreibt, dass sich anhand dessen auf eine Spanne von 6,83 Milliarden bis 18,8 Milliarden US-Dollar erschließen lasse.
Inzwischen befinden sich 1,64 Milliarden Anteilsscheine in den Händen von Teilhabern, so der Stand zum 1. September. Noch vor fünf Jahren wurde Palantir mit 20,4 Milliarden US-Dollar bewertet, als ein Anteilsschein noch für 11,38 US-Dollar den Besitzer wechselte. Kalkulieren lässt sich auf Basis dieser beiden Zahlen, dass sich aktuell eigentlich eine Bewertung in Höhe von 18,6 Milliarden US-Dollar ergeben müsste. Doch die Differenz zu den jüngst teilweise deutlich günstiger verkauften Aktien ist erheblich.
Wie CNBC schreibt, sähen Investoren den Softwaredienstleister näher an der 10-Milliarden-Dollar-Marke und eher ferner von der Marke bei 20 Milliarden Dollar Bewertung. Sollte sich der Kurs bei der Direktplatzierung auf den durchschnittlichen gezahlten Preis auf dem Privatmarkt belaufen, wäre das immerhin ein gesundes Verhältnis: das Zehnfache des Umsatzes.
Palantir-Zahlen im Blick
Die Umsatzentwicklung in 2020 kann sich dabei sehen lassen: Im Laufe des ersten Halbjahres zogen die Erlöse um 49 Prozent an - somit flossen Palantir 481,2 Millionen US-Dollar zu, berichtet CNBC. Die Hälfte davon kam von Regierungskunden. Parallel dazu reduzierten sich die Kosten für Sales und Marketing. Das ermöglichte es dem Konzern, den Nettoverlust auf 164,7 Millionen US-Dollar zu senken. "Wir werden viel effizienter", äußerte Kevin Kawasaki, Leiter der Geschäftsentwicklung bei Palantir.
Geringer Kundenstamm - fehlt es Palantir an Wachstumspotenzial?
Der IT-Dienstleister richtet sein Angebot in erster Linie an große Unternehmen und Regierungsbehörden. Insgesamt zählt Palantir dabei 125 Kunden, denen es hilft, große Datenmengen sinnvoll zu verarbeiten. Im Jahr spült das aktuell wohl 5,6 Millionen US-Dollar jährlich in die Kassen. Zur Produktpalette zählen zum einen Gotham, für Regierungskunden, und zum anderen Foundry, für den privaten Sektor. "Wir setzen diese beiden Software-Plattformen ausschließlich bei allen unseren Kunden ein", sagte Glazer. Bei diesen werden fixe Gebühren mit Wartungskosten verrechnet. Zu den größten kommerziellen Kunden zählen Airbus und BP.
Doch so wichtig oder bekannt manche Kunden auch sein mögen - Palantir hat seit geraumer Zeit mit pessimistischen Stimmen zu kämpfen, Privatanleger und Fonds schufen so eine eher negativ angehauchte Grundstimmung. Wie CNBC schreibt, bestünde für den Softwareanbieter nun vor dem Börsengang noch die Herausforderung, Anleger davon zu überzeugen, dass Palantir mehr ist als ein Beratungsunternehmen und stattdessen als wachstumsstarker Tech-Konzern anerkannt wird.
CFO David Glazer stellte klar, dass sich die Verkaufsstrategie gleichermaßen wie die Produkte noch in ihren Anfängen befänden. In dem Prospekt heißt es, Palantir stehe vor 6.000 potenziellen Kunden, die einen Umsatz von 500 Millionen US-Dollar einfahren könnten. Doch noch ist die Diskrepanz zwischen aktuell 125 und den avisierten 6.000 Kunden enorm. Dementsprechend bestehen nun Sorgen, dass das an die Börse strebende Unternehmen wenig Wachstumspotenzial besitzt. Brendan Burke, Senior Emerging Tech Analyst bei PitchBook, äußerte in einer E-Mail an CNBC, dass Palantirs "geringe Anzahl von Kundenlogos" vermuten lasse, Foundry sei nicht über Großunternehmen hinweg skalierbar. Er wies außerdem darauf hin, dass das kommerzielle Segment nur um 27 Prozent gesteigert werden konnte. Ob sich das Umsatzwachstum in Zukunft weiter beschleunigen kann, bleibt also abzuwarten. Unsicher ist auch, inwiefern sich Anleger im Vorfeld nun von den Zahlen und Aussichten, die Palantir in dem Prospekt präsentiert, überzeugen lassen.
Redaktion finanzen.ch
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