Zahlreiche Personalien |
13.04.2021 23:02:00
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Aktivistischer Investor baut GameStop um - Muss der CEO um seinen Posten bangen?
In der Führungsetage des Videospiel-Händlers GameStop geht es weiter turbulent zu. Offenbar unter der Einwirkung von Investor und Vorstandsmitglied Ryan Cohen hat ein weiterer ehemaliger Amazon-Manager bei GameStop angeheuert. Der aktuelle CEO des Unternehmens verliert laut einem Analysten durch die neuen Personalien indes immer mehr an Boden.
• In letzter Zeit zahlreiche Personalien, die durch aktivistischen Investor Ryan Cohen angestoßen wurden
• Wedbush-Analyst sieht für GameStop-CEO George Sherman keine Zukunft mehr
Das Personalkarussell beim gebeutelten Videospiel-Händler GameStop dreht sich munter weiter. Vor kurzem wurde in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass Elliot Wilke künftig als Chief Growth Officer bei dem Unternehmen für die Überwachung der Wachstumsstrategie und des Marketings zuständig ist. In dieser Position soll er den Fokus besonders darauf legen, die Loyalität der Kunden zu stärken und Erkenntnisse zum Kundenverhalten auszuwerten und besser zu verwenden.
Vor seinem Wechsel zu GameStop war Wilke mehrere Jahre für den Online-Giganten Amazon tätig und hatte dort laut der Pressemitteilung unter anderem verschiedene Management-Positionen in den Bereichen Amazon Fresh und Prime Pantry inne. Er ist damit nicht der erste hochrangige Mitarbeiter, der vom erfolgreichen Online-Händler zum sich im Umbau befindlichen Videospiele-Spezialisten wechselt. Zuvor wurden bereits die ehemaligen Amazon-Manager Jenna Owens als Chief Operating Officer sowie Josh Krueger als Vize-Präsident für die Auftragsabwicklung an Bord geholt. Auch der neue GameStop-CTO Matt Francis kommt vom E-Commerce-Riesen und hat dort an den Amazon Web Services gearbeitet. Die Rolle des Chief Technical Officer bei GameStop, in der er für den E-Commerce und die Technologie zuständig ist, wurde laut "Dallas Business Journal" sogar extra für ihn ins Leben gerufen.
GameStop befindet sich im Umbruch
Die Ernennung von Elliot Wilke als Chief Growth Officer ist somit nur eine von vielen Änderungen im oberen Management von GameStop. Denn der Videospiele-Händler, der an der Börse Anfang des Jahres vor allem durch abgesprochene Aktienkäufe von Privatanlegern viel Aufmerksamkeit erfuhr, befindet sich momentan im Umbau. Da der stationäre Handel nicht erst seit der Corona-Pandemie nicht mehr floriert, soll GameStop von einer Ladenkette zu einem E-Commerce-Powerhouse umgebaut werden. Dass dies dringend nötig ist, zeigten auch die jüngsten Quartalszahlen, die durchwachsen ausfielen.
Der Umbau des Konzerns wird nun offenbar vor allem durch den aktivistischen Investor Ryan Cohen vorangetrieben, der seit Januar auch im GameStop-Vorstand sitzt und nach der Hauptversammlung im Juni den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernehmen soll. So sagte etwa Wedbush-Analyst Michael Pachter gegenüber "Bloomberg", dass es für ihn undenkbar sei, dass GameStop-CEO George Sherman die Entscheidung, Elliot Wilke von Amazon herzuholen, ohne die Einwirkung von Cohen getroffen haben könnte. Auch zahlreiche weitere Personalien der vergangenen Wochen tragen die Handschrift von Cohen, der offenbar mindestens die halbe Führungsriege austauscht, um das Ruder bei GameStop noch herumzureißen. Denn der Milliardär Cohen ist Mitgründer des Online-Tierbedarfshandel Chewy und hat auch von dort zahlreiche Manager zu GameStop geholt. Allein zusammen mit Wilke kamen Ende März/Anfang April auch Andrea Wolfe als Vize-Präsidentin für die Markenentwicklung und Tom Petersen als Vize-Präsident im Bereich Merchandising beim Spielehändler an Bord. Bei beiden handelt es sich um ehemalige Chewy-Manager. Sie sollen dabei helfen, die Transformation von GameStop zu unterstützen, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Analyst: GameStop-CEO ist auf dem Weg nach draußen
Bei den Aktionären kamen die jüngsten Personalien gut an: Am Tag der Ankündigung schloss die GameStop-Aktie an der NYSE rund 7,3 Prozent höher bei 194,46 US-Dollar. Im Handelsverlauf legte sie teilweise sogar um mehr als 12 Prozent zu. Laut "Bloomberg" führten die Personalien zudem am entsprechenden Tag zu einem deutlichen Anstieg beim Handelsvolumen des Papiers.
Analyst Michael Pachter von Wedbush Securities spricht laut "CNN Business" davon, dass die Aktionäre dem Vorstandsmitglied und GameStop-Großaktionär Ryan Cohen bei der Umsetzung seiner Strategie vertrauen würden. Allerdings verwundere ihn das etwas, da Cohen bislang nicht bereit sei, die Details der Strategie mit der Öffentlichkeit zu teilen. So waren etwa während der Telefonkonferenz zu den jüngsten Quartalszahlen keine Fragen erlaubt, was laut "CNN" recht ungewöhnlich sei. "[Cohen] hat offenbar eine Strategie, da er das einige Male gesagt hat", so Pachter laut dem US-Nachrichtenmedium. "Er ist nicht bereit, uns zu erzählen, wie diese lautet. Er hat mit Chewy eine 32 Milliarden-Dollar-Firma aufgebaut, daher denke ich, dass die Wall Street es ihm zutraut, dass er GameStop in etwas umbauen kann, das viel wert ist", so der Analyst weiter.
Dass sowohl Aktionäre als auch die Wall Street Ryan Cohen vertrauen, könnte sich allerdings negativ für den GameStop-Chef George Sherman auswirken. Bereits jetzt ließen es die Personalentscheidungen so erscheinen, als ob Cohen als CEO agiere, erklärte Pachter gegenüber "Bloomberg". "Es scheint für mich so, als ob Ryan Cohen die Firma leiten würde", sagte der Wedbush-Analyst auch gegenüber "CNN Business". Es wirke zumindest so, als ob Sherman das Steuerruder nicht länger in der Hand halte. Auch auf das Führungsteam, das der GameStop-CEO aufgebaut hat, nachdem er den Posten im April 2019 übernommen hat, könne sich Sherman laut dem Analysten nicht mehr verlassen, da inzwischen schlicht ein Großteil seiner Mannschaft aus der Firma gedrängt worden sei - unter anderem Finanzvorstand Jim Bell, der Ende März gehen musste. Ein ähnliches Schicksal könnte auch George Sherman selbst bevorstehen, sagte Wedbush-Experte Pachter gegenüber "CNN Business": "Ich würde sagen, dass die Entscheidungen von heute [Anm. d. Red.: gemeint sind die jüngsten Personalien] dafür sprechen, dass George auf dem Weg nach draußen ist". Womöglich ist allerdings nur sein Posten als CEO in Gefahr, denn wie Gamestop am 8. April bekanntgab, soll Sherman bei der Hauptversammlung im Juni - wenn Cohen voraussichtlich zum Vorstandsvorsitzenden aufsteigt - in den Vorstand gewählt werden.
Redaktion finanzen.ch
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