VIX-Index |
24.08.2024 23:21:00
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Angstindex nach Börsencrash: Angst unter Anlegern scheint abzunehmen - doch wohl nicht ganz
Mittlerweile liegt der globale Börsencrash mehr als zwei Wochen zurück. Wie der Angst-Index zeigt, hat sich die Panik unter Anlegern wieder gelegt. Mit Blick auf die Vergangenheit dürfte die Unsicherheit jedoch noch über einen längeren Zeitraum hoch bleiben.
• VIX-Index erholt sich von historischem Sprung innerhalb eines Tages
• Experten raten trotz Erholungstendenz weiterhin zu Vorsicht
Vor gut zwei Wochen kam es an den internationalen Märkten zu einem regelrechten Börsenbeben. Dabei kamen mehrere Faktoren zusammen, die weltweit zu dem starken Ausverkauf führten. So nahmen US-Rezessionssorgen vor dem Hintergrund eines erschreckend schwach ausgefallenen US-Arbeitsmarktberichts sprunghaft zu. Verstärkt wurde das bearishe Sentiment durch enttäuschende Quartalszahlen im Rahmen der aktuell laufenden Berichtssaison, eine schwächelnde chinesische Wirtschaft sowie eine zunehmende Eskalationsgefahr im Nahen Osten. Zudem hatte die Bank of Japan jüngst ihre Zinsen erhöht und damit zu einer Aufwertung des japanischen Yen beigetragen, was sich in der sprunghaft ansteigenden Abwicklung von Carry Trades weltweit niederschlug.
VIX springt nach oben
Die Panik unter den Anlegern zeigte sich auch in dem rasanten Anstieg des viel beachteten Indikators für die Ängste der Anleger. So stieg der Cboe Volatility Index, kurz VIX, am 5. August mit 65 auf den höchsten Stand seit Oktober 2020. Nur während der Finanzkrise von 2008 und dem Corona-Einbruch in 2020 wurden noch höhere Werte beobachtet. Der VIX-Index, oder auch "Angst-Index", spiegelt wider, wie sehr Anleger nach einem Schutz gegen Volatilität suchen. Steigt der Indikator deutet dies auf eine gestiegene Risikoversion hin. Am besagten Montag verzeichnete der VIX den höchsten Sprung innerhalb eines Tages seit Beginn seiner Aufzeichnung.
Erholung zeichnet sich ab
Seither hat sich der Index jedoch wieder deutlich beruhigt. Wie Reuters schreibt, würden Anleger darauf verweisen, dass der schnelle Rückgang von Angst am Markt darauf hindeute, dass der Ausverkauf zu einem grossen Teil von der Auflösung fremdfinanzierter Positionen, wie Yen-Carry-Trades, befeuert wurde und nicht auf längerfristige Sorgen beispielsweise beim globalen Wachstum zurückzuführen sei.
Die Nachrichtenagentur gibt jedoch zu bedenken, dass die Vergangenheit zeige, dass die Märkte nach einem solchen VIX-Ausbruch noch länger wankelmütig bleiben. So habe eine Reuters-Analyse gezeigt, dass der Volatilitätsindex nach einem ähnlichen Ausbruch auf über 35 Stellen, wie es am 5. August der Fall war, durchschnittlich 170 Sitzungen benötige um zum langfristigen Mittelwert bei 17,6 zurückzukehren.
So kommentiert auch IG North America-CEO JJ Kinahan gegenüber Reuters: "Sobald sich (der VIX) in einem Bereich einpendelt, werden die Leute wieder etwas passiver. Aber sechs bis neun Monate lang rüttelt das die Leute normalerweise auf." Cboe Global Markts-Expertin Mandy Xu sieht laut Reuters in dem rasanten Anstieg des VIX und dem anschliessenden Rebound eine positionierungsbedingte Risikobeseitigung. Ihrer Einschätzung nach war der Ausverkauf am 5. August in "isoliertes Ereignis auf dem Aktien- und FX-Markt". Andere Assetklassen hätten derweil keinen vergleichbaren Volatilitätsschub verzeichnet.
Um herauszufinden, ob tatsächlich wieder Ruhe an den Märkten einkehren wird, blickt DataTrek Research-Mitgründer Nicholas Colas auf den langfristigen Durchschnitt des VIX bei 19,5. Erst wenn der Indikator für mehrere Tage unter diesen Wert falle, könnten Rückschlüsse auf die Tiefstände der Märkte oder einzelner Aktien getroffen werden. Solange dies noch nicht passiert sei, gelte es abzuwarten und die Unsicherheit an den Märkten zu respektieren.
Volatilität dürfte noch bleiben
Wieder andere Experten wie die der Bank of America kamen in einer Analyse des sprunghaften VIX-Anstiegs Anfang August, zu dem Schluss, dass der Sprung möglicherweise nicht auf eine wachsende Nachfrage nach Absicherungen zurückgeht, wie MarketWatch schreibt. Sie sind der Meinung, dass der VIX-Anstieg auf einige wenige Abschlüsse mit illiquiden S&P 500-Optionen zurückging, weil diese einen grossen Einfluss auf die Geld-Brief-Spannen in der gesamten Optionskette haben. Zum Hintergrund: Der VIX wird durch eine mathematische Formel ermittelt, die sich auf die Geld-Brief-Spanne von S&P 500-Optionen stützt, die in 23 bis 37 Tagen auslaufen.
Auch Peter Tchir, makroökonomischer Stratege bei Academy Securities vertritt diese Meinung wie er in einem Bericht, den MarketWatch eingesehen hat, schreibt. Er verweist dabei auf die Entwicklung der VIX-Futures an dem Ausverkaufstag. Denn der VIX-Futures-Kontrakt für den ersten Monat war nicht annähernd so stark gestiegen wie der VIX selbst. Auch Tchir schiebt diese Diskrepanz auf Liquiditätsprobleme im Optionenmarkt, die zu einer Verfälschung des Angst-Index geführt hätten. Er weist dem Sprung des VIX auf einen Wert von 65 deshalb keine grosse Bedeutung zu.
Dennoch raten auch Tchir und die Bank of America weiterhin zu Vorsicht. Die Tatsache, dass die Aktienmärkte ihre Verluste schon kurz darauf wieder wettmachen konnten, deute ihrer Ansicht nach daraufhin, dass ihre Anfälligkeit für Volatilität auch in den kommenden Wochen noch erhöht bleiben könnte. Dabei verweist die BofA insbesondere auch die historisch gesehen eher volatilen Monate September und Oktober, die auch in diesem Jahr eine Herausforderung darstellen könnten.
Redaktion finanzen.ch
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