Weit über Durchschnitt |
07.02.2023 22:43:00
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Barmittelbestände bei Investoren steigen - Was das für den Aktienmarkt bedeuten könnte

Bargeld ist dank der Straffungspolitik der Notenbanken weltweit wieder attraktiver geworden. So kletterten die addierten Barmittel-Bestände von Privatanlegern und institutionellen Investoren Anfang Januar auf ein neues Rekordhoch. Während dies einerseits ein Zeichen dafür ist, dass Anleger momentan vorsichtig agieren, kann es andererseits in naher Zukunft auch Gutes für den Aktienmarkt bedeuten.
• Seitdem sinkt Bargeld-Bestand wieder leicht - bleibt aber über langjährigem Durchschnitt
• Wenn Geld zurück in Aktienmarkt fliesst, könnte das eine Rally auslösen
Das Investment Company Institute (ICI) erhebt jede Woche Zahlen zur Geldmenge, die in Geldmarktfonds investiert ist, und meldet diese an die US-Notenbank Federal Reserve. Bei Geldmarktfonds handelt es sich um ein Anlagevehikel, das überwiegend in liquide Mittel und Geldmarktinstrumente investiert. Das so investierte Kapital ist täglich verfügbar - ähnlich wie bei einem Tagesgeldkonto. Für Investoren bieten Geldmarktfonds somit eine Möglichkeit, Barmittel-Bestände anzulegen und trotzdem jederzeit auf sie zugreifen zu können.
Am 4. Januar lag das von privaten und institutionellen Investoren in Geldmarktfonds angelegte Gesamtnettovermögen laut Investment Company Institute bei rund 4,814 Billionen US-Dollar und damit auf einem neuen Rekordwert. Der bisherige Höchstwert von 4,79 Billionen US-Dollar stammte laut "CNBC" von Mai 2020 - dem Beginn der Corona-Krise - und wurde zum Jahresstart klar übertroffen. Laut ICI hatten institutionelle Investoren Anfang Januar rund 3,093 Billionen US-Dollar in Geldmarktfonds geparkt, bei Privatanlegern waren es etwa 1,721 Billionen US-Dollar.
In den Folgewochen sind die so gemessenen Barmittel-Bestände jedoch wieder etwas zurückgegangen: Am 18. Januar waren laut ICI "nur" noch rund 4,803 Billionen US-Dollar in Geldmarktfonds angelegt. Der Rückgang war allerdings hauptsächlich dadurch bedingt, dass institutionelle Investoren Kapital aus den Geldmarktfonds abzogen. Privatanleger stockten ihren Anteil hingegen auf rund 1,738 Billionen US-Dollar auf. Laut Bank of America blieben die Bargeldbestände jedoch auch bei den Investmentprofis ungewöhnlich hoch. Wie "Investment Week" berichtet, zeigten Umfragen, die die Bank of America monatlich unter Fondsmanagern durchführt, zwar einen Rückgang des Bargeldanteils der Fonds von 5,9 Prozent im Dezember auf 5,3 Prozent im Januar, der langjährige Durchschnitt liege jedoch nur bei 4,7 Prozent. Für den Aktienmarkt, dem das in Bargeld gehaltene Kapital im Umkehrschluss fehlt, muss das jedoch nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein.
Darum setzen Anleger wieder stärker auf Bares
"Das ist ein Berg aus Geld!", kommentierte Stephen Suttmeier, technischer Research-Stratege der Bank of America, die hohen Bargeldbestände der Investoren laut "CNBC". Nach seiner Ansicht hätten vor allem die höheren Zinsen das Halten von Bargeld wieder attraktiver gemacht. Der Grundsatz "Cash is Trash" gelte momentan nicht mehr, sagte auch Jack Ablin, CIO und Gründungspartner des Vermögensverwalters Cresset Capital, laut dem US-Nachrichtensender. Geldmarktfonds hätten vor den Zinserhöhungen kaum etwas abgeworfen. Die Änderung der Geldpolitik weltweit habe aber nun auch zu einer Verhaltensänderung der Investoren geführt. Bargeld zahle "einen angemessenen Zins und erhöht damit die Hürde, über die die riskanten Anlagen springen müssen, um eine zusätzliche Rendite zu erzielen", so Ablin weiter.
Auch die - vor allem zum Jahresende, aber auch weiterhin - unsichere Situation an den Aktienmärkten könnte dazu geführt haben, dass Anleger vermehrt in liquide Assets wie Geldmarktfonds umschichten. "Sicherlich verlieren Sie etwas Kaufkraft bei einer Inflation von mehr als 8 Prozent, aber [...] Sie nehmen in einer riskanten Zeit für die Aktienmärkte etwas Geld vom Tisch", sagte Peter Tuz, Präsident der Investment-Boutique Chase Investment Counsel, bereits im September gegenüber "Reuters". Auch Paul Nolte, Portfolio-Manager bei Kingsview Investment Management, glaubt, dass Anleger in den letzten Monaten verstärkt auf Bargeld setzten, um sich nach einem turbulenten Aktienjahr 2023 eine Verschnaufpause zu gönnen und den Markt zunächst zu beobachten. "Bargeld wird jetzt zu einer rentablen Anlageklasse, weil sich die Zinssätze geändert haben. […] Es gibt mir die Gelegenheit, mich in ein paar Monaten auf den Finanzmärkten umzusehen und umzuschichten, wenn die Märkte und die Wirtschaft besser aussehen", sagte er der Nachrichtenagentur. Wenn dann die rekordhohen Bargeldbestände wieder abgebaut und reinvestiert werden, könnte dies dem Aktienmarkt nach Ansicht von Experten einen Schub nach oben verleihen.
Hohe Bargeld-Bestände als gutes Omen für Aktien?
Zu einem gewissen Grad entstehe gerade eine "angespannte Sprungfeder", sagte Mark Hacket, Chief of Investment Research der britischen Bausparkasse Nationwide, gegenüber "Reuters". So seien die hohen Cash-Bestände zwar ein Zeichen für die momentane Vorsicht der Investoren, könnten aber auch Gutes für den Aktienmarkt bewirken. "Wenn alle schon an der Seitenlinie stehen, ist an einem gewissen Punkt niemand mehr übrig, der noch an die Seitenlinie gehen könnte, und das führt dazu, dass potenziell jede gute Nachricht zu einer sehr übergrossen Bewegung führen kann", so der Experte.
Laut "CNBC" könnten Anleger womöglich Abwarten, wie die aktuelle Bilanzsaison verläuft und wie gross die nächsten Zinsschritte der Notenbanken ausfallen, bevor sie zurück an den Aktienmarkt kommen - und dann womöglich eine Rally auslösen. "Ich möchte Bargeld. Ich möchte die Möglichkeit haben, dass das Bargeld zu niedrigeren oder wesentlich niedrigeren Preisen wieder an der Börse eingesetzt werden kann, und ich weiss nicht, welche Gelegenheit ich haben werde, aber die einzige Möglichkeit, wie ich diese ergreifen kann, ist, diesen Bargeldbetrag zu halten", sagte David Kotok, CIO vom Investment-Manager Cumberland Advisors, laut "Reuters". Sollte also die passende Gelegenheit kommen, könnten die Bargeldbestände der Anleger bald wieder abschmelzen - und die Aktienkurse dafür nach oben schiessen.
Redaktion finanzen.ch
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