Probleme mit Fahrwerk |
30.12.2024 22:04:00
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Boeing-Aktie verliert: Maschine von Boeing in Südkorea zerschellt - Auch weiteres Flugzeug von Jeju Air mit Problemen - Jeju Air-Aktie in Rot
Die Bilder des Infernos im südkoreanischen Muan sind kaum zu ertragen.
179 Menschen sterben bei dem Unglück am Sonntagmorgen (Ortszeit). Bis zum Abend werden noch zwei vermisst. Nur zwei Crew-Mitglieder überleben die Bruchlandung ohne lebensgefährliche Verletzungen. Die grosse Frage: Wie konnte es zu einem der schlimmsten Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre kommen?
Warnung des Towers
Die Maschine der koreanischen Billigfluglinie Jeju Air war von Bangkok zum Flughafen Muan mit 181 Menschen an Bord unterwegs. Unter ihnen waren fast alle koreanische Staatsbürger, nur zwei kamen aus Thailand. Die Piloten des in Südkorea verunglückten Flugzeugs meldeten kurz vor der Bruchlandung einen Vogelschlag. Das berichtet die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Verkehrsministerium. Die Piloten hätten einen Mayday-Notruf wegen eines Zusammenpralls mit Vögeln abgesetzt.
Damit erhärtet sich der Verdacht, dass ein Vogelschlag in Verbindung mit Problemen am Fahrwerk der Boeing 737-800 von Jeju Air stehen könnte. Der Tower hatte laut den Behörden kurz zuvor noch vor den Vögeln gewarnt.
Augenzeugen am Boden und eines der geretteten Crew-Mitglieder beschrieben laut Yonhap Rauch, der aus einem der Triebwerke kam, und sie wollen Knallgeräusche gehört haben. Die abschliessende Klärung der Unglücksursache könnte sich jedoch über Monate ziehen, auch trotz gefundener Flugschreiber.
Kaum Überlebenschance
Vor Ort bot sich den Dutzenden Rettungskräften ein Bild der Verwüstung mit brennenden Wrackteilen und verkohlten Trümmern. Lediglich der hintere Teil der völlig zerstörten Boeing 737-800 war noch erkennbar. Es sei schwierig, die Toten zu identifizieren, erklärte die Feuerwehr laut Yonhap. Nachdem das Flugzeug gegen die Wand geprallt sei, wurden Passagiere aus der Maschine geschleudert, hiess es. Die Überlebenschance sei "extrem niedrig" gewesen.
Auch Luftfahrtexperten konnten sich aus dem Unglück noch keinen Reim machen. Fachmann Gerald Wissel von Ratzeburger Airborn Consulting etwa merkte an, dass das Fahrwerk auch manuell hätte ausgefahren werden können. Fraglich sei auch, weshalb die Feuerwehr nicht mit einem Schaumteppich bereitstand. Wissel betonte jedoch, man müsse die Auswertung der Flugschreiber abwarten, um genauere Schlüsse ziehen zu können.
Der US-Flugzeugbauer Boeing nahm laut Medienberichten nach dem Unfall Kontakt mit Jeju Air auf. Die Fluglinie veröffentlichte im Internet ein Entschuldigungsschreiben: "Wir entschuldigen uns zutiefst bei allen, die von dem Vorfall am Flughafen Muan betroffen sind." Das Unternehmen bedauere das entstandene Leid und werde alles daransetzen, das Unglück aufzuklären. Airline-Chef Kim E Bae übernahm die Verantwortung.
Nicht das einzige Luftfahrt-Unglück 2024
Es ist nicht das erste schwere Flugzeugunglück, das sich in diesem Jahr ereignete. In Brasilien stürzte am 9. August ein Flugzeug mit 61 Menschen an Bord in ein Wohngebiet der Stadt Vinhedo im Bundesstaat Sao Paulo. Kein Insasse überlebte den Absturz. Vor diesem haben die Piloten über Probleme bei der Enteisung des Fliegers gesprochen, wie aus einem Bericht der Luftwaffe hervorgeht. Die konkrete Ursache des Unglücks ist jedoch unklar.
Im Himalaya-Staat Nepal kam es am 24. Juli zu einem Flugzeugabsturz mit 18 Toten. Nur der Kapitän konnte schwer verletzt geborgen werden. Auch in diesem Fall ist die Absturzursache unklar.
Erst vor wenigen Tagen starben beim Absturz eines Passagierflugzeugs der Azerbaijan Airlines in Kasachstan 38 Menschen, 29 Insassen überlebten teilweise schwer verletzt. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, dass zu dem Zeitpunkt die russische Flugabwehr im Einsatz gegen ukrainische Drohnenangriffe gewesen sei und entschuldigte sich bei dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev für den Vorfall.
Flugzeugunglück während Staatskrise
Viele Staats- und Regierungschefs sprachen den Menschen in Südkorea ihr Beileid aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wünschte den Verletzten auf der Online-Plattform X "rasche Genesung". Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich per Mitteilung "zutiefst bestürzt". Angesichts der schweren Zeit für das Land sei dies ein "weiterer Schlag ins Herz der Nation", erklärte er. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich auf X "untröstlich".
Das Unglück trifft Südkorea während einer schweren Staatskrise um den suspendierten Präsidenten Yoon Suk Yeol. Der nur geschäftsführend tätige Präsident Choi Sang Mok erreichte wenige Stunden nach dem Unglück den Unfallort. Die Regierung wolle die Ursache gründlich aufklären und präventive Massnahmen entwickeln, um so etwas zukünftig zu verhindern, sagte er laut Yonhap.
In Seoul tagte eine Dringlichkeitssitzung unter Leitung von Stabschef Chung Jin Suk, um die Koordinierung der Ministerien und die Bereitstellung von Ressourcen wie medizinischer Hilfe zu besprechen.
Der Flughafen in Muan dürfte länger gesperrt bleiben. Alle Flüge wurden am Unfalltag gestrichen. Der Airport, der 2007 nach zehnjähriger Bauzeit eröffnet wurde, liegt in der südwestlichen Provinz Jeolla - knapp 300 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Seoul.
Erneut Probleme an Flieger der Unglücksairline in Südkorea
Nach dem tödlichen Flugzeugunglück im Südwesten Südkoreas hat einem Medienbericht zufolge erneut eine Maschine derselben Airline Probleme mit dem Fahrwerk gehabt. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, musste am Montag Flug 7C101 der Billigfluglinie Jeju Air zu seinem Start-Flughafen Gimpo westlich der Hauptstadt Seoul wegen Fahrwerksproblemen zurückkehren.
Einen Tag zuvor war in Muan eine Boeing 737-800 derselben Airline möglicherweise infolge eines Vogelschlags ohne ausgeklapptes Fahrwerk gelandet und am Ende der Fahrbahn an einer Mauer zerschellt. 179 der 181 Insassen kamen dabei ums Leben. Der Unfall von Flug 7C2216, der aus Bangkok kam, war der bislang verheerendste in Südkoreas Luftfahrtgeschichte.
Die Regierung des Landes will infolge des Unglücks alle Maschinen inländischer Fluglinien vom Typ Boeing 737-800 dahingehend überprüfen lassen, ob die Airlines sich an geltende Regeln für das Modell halten, wie das Verkehrsministerium laut Yonhap ankündigte.
Für die Aktien der Billigfluglinie Jeju Air ging es am Montag in Seoul letztlich um 8,7 Prozent nach unten. Die Boeing-Aktie schloss am Montag im NYSE-Handel 2,26 Prozent tiefer bei 176,63 US-Dollar.
MUAN GUN/SEOUL (awp international)
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