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Euro am Sonntag-US-Tipp 23.04.2018 13:30:00

Campbell, Kraft Heinz & Co.: Das sind die Schnäppchen-Aktien im Sonderangebot

Campbell, Kraft Heinz & Co.: Das sind die Schnäppchen-Aktien im Sonderangebot

Dosensuppen sind out, denn die Verbraucher greifen vermehrt zu Frischem. So müssen sich die Grossen der Branche neu erfinden. Ihre Aktien sind Sonderangebote.

von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Der 149 Jahre alte Lebensmittel-Dino Kraft Heinz steckt in einer Krise. Verbraucher kaufen zunehmend frische Lebensmittel, sie lassen Tütensuppen, Ketchup-Flaschen und andere verpackte Ware häufiger im Regal stehen. Voriges Jahr stagnierte der Umsatz. Das mag die Wall Street gar nicht: Der Aktienkurs brach in den vergangenen zwölf Monaten um rund ein Drittel ein.

Die gesamte Lebensmittelbranche ist im Umbruch. Der Verbraucher neigt neuerdings zu Frischkost. Für den US-Suppenkönig Campbell Soup, das Marmeladenimperium J. M. Smucker oder die beiden US-Getreideriesen Kellogg und General Mills sind das keine guten Nachrichten.

Start-ups stehlen den Etablierten die Show - und erobern auch über die sozialen Medien die Herzen der Konsumenten. Peter Rahal etwa stellte 2013 im Keller des Elternhauses in einer kleinen Stadt in Illinois mit seinem Freund Jared Smith seine ersten Eiweißriegel namens Rxbar her. "Wir hatten kein Venture Capital, keine Berater, kein Büro. Wir waren ungeduldig und pleite", sagt Rahal. 2017 beschäftigte der Gründer bereits 75 Mitarbeiter.

Die Lebensmittelindustrie antwortet klassisch: Flockenriese Kellogg legte im Oktober 600 Millionen Dollar für Rxbar auf den Tisch. In Supermärkten wie Target oder bei der Aldi-Tochter Trader Joe’s erhielt das Start-up dank des Knusper-Konzerns Regalflächen. Auch Fitnessstudios verkaufen die Riegel. Der Kick: klare Zutaten - "3 mal Eiweiß vom Ei, 6 Mandeln, 4 Cashews, 2 Datteln, kein Mist" -, kündet die Verpackung. Mit Internetverkäufen, Instagram-Kampagnen und Partnerschaften mit Abspeck-Gurus setzte Rahal 2017 bereits rund 100 Millionen Dollar um.

Hungrige Start-ups

Die Titanen müssen aufpassen, von solchen Emporkömmlingen nicht abgehängt zu werden. Eine andere Antwort der Dickschiffe: Großfusionen und Kostensenkungen. 2015 schlossen sich der Ketchup-König Heinz und das Käse-Imperium Kraft zusammen. Seitdem kürzt der Vorstand Kosten im Verbund. 1,7 Milliarden Dollar Ausgaben fielen weg, 200 Millionen mehr als geplant. Überdies wurden IT und Marketing für 200 Millionen Dollar modernisiert. Investor Warren Buffett, dem 27 Prozent der Anteile gehören, zieht sich zwar aus Altersgründen aus dem Aufsichtsrat zurück. Von Kraft Heinz bleibt er aber überzeugt: "Wir werden keine Aktie verkaufen." Seine Manager Gerry Abel und Tracy Britt Cool halten die Stellung im Aufsichtsrat.

Kraft-Heinz-Boss Bernardo Hees kündigte an, sich weiter nach Übernahmen umzuschauen. Durch die globale Präsenz und Finanzstärke machten Deals Sinn, sagte er. Mit den Deals will er den Umsatz in Schwung bringen - und weiter sparen. Bislang ging Hees allerdings leer aus. Sein Versuch, die britisch-niederländische Unilever für 143 Milliarden Dollar zu schlucken, scheiterte vor einem Jahr am Widerstand des Konsumkonglomerats.

Auf ungewöhnlich Weise folgt der Getreidekoloss General Mills dem Gesundheitstrend. Der für seine Cheerios-Frühstücksflocken bekannte Konzern schluckte Ende Februar den Tierfutterhersteller Blue Buffalo. Dessen Nass- und Trockenfutter ist bei Haustierhaltern beliebt, der Slogan klingt wie Musik in ihren Ohren: "Hergestellt nur mit den feinsten natürlichen Inhalten und echtem Fleisch." Mit acht Milliarden Dollar legte Vorstandschef Jeffrey Harmening zwar viel Geld auf den Tresen. Doch Blue Buffalo wächst prozentual zweistellig.

Tierisch gute Rezepte

Ihre Tierliebe lassen sich Konsumenten eben einiges kosten. Der Markt für Tierfutter zählt in den USA mit ein bis zwei Prozent Zuwachs jährlich laut Unternehmensberatung McKinsey zu den Highlights der Branche. Deshalb war es auch nicht die erste Mixtur aus Lebensmitteln und Tiernahrung: 2015 kaufte US-Marmeladenkönig J. M. Smucker Tierfutterhersteller Big Heart Pet Brands für 5,8 Milliarden Dollar.

Insgesamt wächst die Branche aber kaum noch, auch ehemalige Verkaufsschlager wie Softdrinks und Dosenessen schwächeln, das jährliche Plus liegt hier laut McKinsey künftig unter einem Prozent pro Jahr. Die Aktien traditioneller Hersteller wie General Mills oder Kraft Heinz aber sind günstig, die Cashflows und Dividenden hoch.

Manager greifen deshalb kräftig zu. Kaum war etwa Kelloggs neuer Chef Steven Cahillane am 1. November im Amt, deckte er sich mit Aktien im Wert von einer Million Dollar ein. Der Insiderkauf leuchtet ein: Vorgänger John Bryant hinterließ einen schlanken Konzern. Sein Sparprogramm "Projekt K" war beinhart, sieben Prozent der Belegschaft baute er ab. Fabriken und Produktlinien legte Kellogg zusammen. Der Umbau, der Aufwendungen von 1,2 Milliarden Dollar mit sich brachte, ist längst verdaut. Nahezu eine halbe Milliarde Dollar Kosten fielen binnen fünf Jahren weg. Und der positive Effekt wird nun sichtbar: Die operative Marge glänzte im vierten Quartal mit 18,8 Prozent.

Lust auf Neues

Kellogg, früher ein sicherer Hort für seine Mitarbeiter, ist heute ein auf Effizienz getrimmter Konzern. Schließlich möchte die Kellogg-Stiftung ihre regelmäßige Dividende kassieren. 20 Prozent des Grundkapitals hält die Stiftung, die Kindern in Not hilft. An der hohen Ausschüttung darf nicht gerüttelt werden. Die ist auch durch die geografisch breite Aufstellung gut abgesichert - Kellogg ist in 180 Ländern aktiv.

Der Appetit des Riesen auf Newcomer wie Rxbar findet unterdessen Nachahmer. Rivale Kraft Heinz legte einen Fonds für neue Marken auf, "Springboard", zu deutsch Sprungbrett, heißt das Vehikel. Auch der Ketchup-Produzent möchte an den Trends verdienen. Ein ganzes Team schaut sich nach aussichtsreichen Marken um. Mit der Talkmasterin Oprah Winfrey bewirbt Kraft Heinz etwa seit vorigen Sommer die Gefriergutsorte "O! That’s Good!". "Diese Produktlinie ist echtes, schmackhaftes Essen mit Kick", schwärmt Winfrey in der Werbung für eine Brokkoli-Cheddar-Suppe mit Butternusskürbis.


Dank der Promi-Moderatorin kommt die Edelmarke voran. Auch "Devour"- Kühlkost sowie Mahlzeiten der Gourmetmarke "SmartMade" - etwa mexikanische Reispfanne mit Grillhuhn - schmecken den Kunden. Nach mageren Jahren arbeitet die Branche mit neuen Rezepten an der Wende.

Investor-Info

Kraft Heinz
Riese als Schnäppchen

Das fusionierte Portfolio gibt es günstig: Kraft besitzt Marken wie Philadelphia-Streichkäse oder die US-Lizenz für CapriSun (ehemals Capri-Sonne), Heinz verdient am bekannten Ketchup oder Classico-Pasta-Soßen. Die Aktie kam zuletzt unter Druck, das KGV auf Sicht von zwölf Monaten liegt gut 20 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Attraktive Dividendenrendite von über vier Prozent.

Kellogg
Süße Dividende

Der 100 Jahre alte Frühstücksflocken-Anbieter ist mit Marken wie Special K, Fruit Loops oder Rice Krispies stark im Heimatmarkt verwurzelt. Annähernd die Hälfte des Umsatzes entfällt auf die USA. Größer Kunde ist der Discounter Walmart. Die Dividende wurde gerade zum 373. Mal seit 1925 erhöht. Kellogg zählt damit zu den Dividendenaristokraten an der Wall Street. Die Rendite liegt bei über drei Prozent und damit über dem Durchschnitt im S & P 500. Weil der Cashflow sprudelt, ist die Ausschüttung nicht in Gefahr. Für Langfristanleger ein Leckerbissen.

General Mills
Teures Tierfutter

Der Fabrikant von Yoplait-Joghurts, Progresso-Suppen und Häagen-Dazs-Eiscreme wandelt sich zu einem Anbieter natürlicher Produkte. Künstliche Zusätze werden zunehmend gemieden. Die Aktie ist inzwischen recht günstig, die Dividendenrendite liegt bei über vier Prozent. Hauptproblem: Der Umsatz schrumpfte seit 2015 von 17,6 auf 15,6 Milliarden Dollar. Der Kauf des Tierfutterherstellers Blue Buffalo war teuer. Insgesamt eher eine Halteposition im Lebensmittelsortiment.



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Bildquelle: freepik, Kellogg´s, Kraft Heinz,Scott Olson/Getty Images

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