Weitere Erhöhung geplant |
23.09.2024 17:52:36
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Commerzbank-Aktie sinkt dennoch: UniCredit baut Commerzbank-Beteiligung auf mehr als ein Fünftel aus
Die italienische Grossbank UniCredit stockt ihre Beteiligung an der Commerzbank auch ohne weitere Aktien vom Staat weiter auf.
Die UniCredit erwarb indirekt über Finanzinstrumente den Zugriff auf weitere 11,5 Prozent der Commerzbank-Anteile und kommt damit rechnerisch auf etwa 21 Prozent, wie die Bank in Mailand mitteilte. Inklusive der Finanzinstrumente wären die Italiener mit Abstand grösster Commerzbank-Aktionäre vor dem Bund, der 12 Prozent der Anteile hält. Die Abwicklung über die Finanzinstrumente ist aber erst nach Genehmigung der Aufsichtsbehörden möglich, so die UniCredit.
Zugleich beantragte das Institut die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Darüber entscheidet die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht für den Euroraum. Ab einem Anteil von 30 Prozent wäre die UniCredit gesetzlich verpflichtet, ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen.
Das weitere Vorgehen hänge von den Ergebnissen der Gespräche mit Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank sowie weiteren Beteiligten in Deutschland ab, schrieb die UniCredit. Sie habe ihr wirtschaftliches Engagement so abgesichert, dass sie ihre Beteiligung mit begrenztem Abschlag wieder verkaufen könne.
Orcel geht in die Offensive
Mit dem neuerlichen Aufstocken vollzieht UniCredit-Chef Andrea Orcel eine Kehrtwende. Noch vergangene Woche hatte der Manager öffentlich erklärt, er strebe keine feindliche Übernahme an. Man könne die Beteiligung an der Commerzbank auch gewinnbringend wieder verkaufen. "Bei solchen Transaktionen müssen sich die Hauptakteure einig sein", sagte Orcel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Doch nun sieht es nicht danach aus, als habe die UniCredit lediglich ein Interesse als strategischer Investor.
Die UniCredit hatte den Teil-Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und war überraschend bei dem DAX-Konzern eingestiegen. Der deutsche Staat hatte die Commerzbank in der Finanzkrise mit Milliarden vor dem Kollaps gerettet und wollte seine Beteiligung schrittweise verkaufen - wurde aber dann vom Einstieg der UniCredit überrumpelt.
Bund stellt sich quer - und ist trotzdem nur die Nummer zwei
Vom Bund können die Italiener vorerst keine weitere Hilfe erwarten. Nachdem der deutsche Staat jüngst 4,5 Prozent der Commerzbank-Aktien an die UniCredit verkauft hatte, will er seine übrige Beteiligung "bis auf weiteres" behalten, wie die Finanzagentur des Bundes am Freitagabend mitteilte. Unklar blieb aber, welchen Zeitraum "bis auf weiteres" genau bedeutet. In Berlin wird das Vorgehen der UniCredit als überfallartig gesehen.
Der Commerzbank nahm die Nachricht aus Mailand zur Kenntnis. "Es gilt weiterhin, dass der Commerzbank-Vorstand immer strategische Optionen im Sinne seiner Stakeholder - also Investoren, Kunden und Mitarbeitern - verantwortungsvoll prüfen wird."
Das Management der Bank trifft sich dieser Tage im Taunus und wollte dort ursprünglich über Updates für ihre Strategie 2027 beraten, mit der das Institut profitabler werden will. Nun drängen ganz andere Fragen in den Vordergrund. Es steht nicht weniger auf dem Spiel als die Unabhängigkeit der Commerzbank mehr als 150 Jahre nach ihrer Gründung 1870.
Commerzbank an der Börse deutlich kleiner
Die UniCredit ist an der Börse mehr als 60 Milliarden Euro wert und könnte sich eine Übernahme der Commerzbank leisten, die nur mit rund 18 Milliarden Euro bewertet wird. Käme es zu einer Übernahme, würde ein europäischer Bankenriese entstehen.
Die Gewerkschaft Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank fürchten bereits einen Kahlschlag. Sollte ein Deal mit der UniCredit zustande kommen, könnten zwei Drittel der Arbeitsplätze wegfallen, sagte der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge. Ende Juni zählte die Commerzbank nach eigenen Angaben weltweit rund 38'700 Vollzeitstellen, davon mehr als 25'000 in Deutschland. Auch habe die Commerzbank eine wichtige Rolle als Finanzierer des deutschen Mittelstands, warnt Verdi.
Als abschreckendes Beispiel führen die Arbeitnehmervertreter die UniCredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB) an, die 2005 von den Italienern übernommen wurde und seither kräftig geschrumpft ist. Inzwischen firmiert die HVB nur noch in der Rechtsform einer GmbH unter dem Dach der UniCredit.
UniCredit wirbt mit Vorteilen für Aktionäre
Orcel hatte mehrfach für die Vorteile einer Fusion geworden - und zugleich deutlich gefordert, dass die Commerzbank profitabler werden müsse. Einsparmöglichkeiten gebe es vor allem bei den Zentralfunktionen. Auch am Montag betonte die UniCredit die Vorteile eines Zusammengehens: UniCredit glaube, dass in der Commerzbank substanzieller Wert stecke. Dieser könne entweder eigenständig freigesetzt werden oder zusammen mit der UniCredit - "zum Wohl für Deutschland und der Aktionäre der Commerzbank".
Im XETRA-handel reagierte die Commerzbank-Aktie mit einem Minus von letzltich 5,68 Prozent auf 14,79 Euro.
Kreise: Bund gegen Commerzbank-Übernahme durch UniCredit
Der Bund stellt sich gegen eine Übernahme der Commerzbank durch die italienische Grossbank UniCredit. "Die Bundesregierung unterstützt die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie der Commerzbank", hiess es aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums in Berlin. Das Vorgehen von UniCredit habe man zur Kenntnis genommen. "Eine Übernahme unterstützen wir nicht. Dies haben wir UniCredit mitgeteilt."
Die UniCredit hatte kürzlich den Teil-Ausstieg des Bunds aus der Commerbank genutzt und war überraschend im grossen Stil bei dem DAX-Konzern eingestiegen. Am Montag erklärte die italienische Bank, sie habe sich weitere Anteile an der Commerzbank gesichert. Das Institut erwarb über Finanzinstrumente den Zugriff auf weitere 11,5 Prozent der Aktien und kommt damit auf eine rechnerische Beteiligung von etwa 21 Prozent.
Die UniCredit beantragte nach eigenen Angaben die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Damit wird ein offizielles Übernahmeangebot für die Commerzbank wahrscheinlicher.
Scholz nennt UniCredit-Vorgehen bei Commerzbank unangemessen und feindlich
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in ungewöhnlich scharfer Form das Vorgehen der italienischen Bank UniCredit bei der deutschen Commerzbank kritisiert. Scholz warf UniCredit während eines Besuchs in New York eine feindliche Übernahme vor, die die Bundesregierung als Minderheitsaktionär ablehnt.
"Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen sind nicht das, was für Banken eine gute Sache ist. Und deshalb hat die Bundesregierung sich auch in dieser Richtung klar positioniert und macht sehr klar, dass wir das nicht für ein angemessenes Vorgehen halten in Europa und in Deutschland, dass man gewissermassen ohne jede Kooperation, ohne jede Rücksprache, ohne jede Rückkoppelung versucht, mit unfreundlichen Methoden sich an Unternehmen aggressiv zu beteiligen", sagte Scholz, der sich aktuell aufgrund der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York aufhält.
Die Commerzbank sei eine Bank, die erfolgreich wirtschaftlich tätig sei und eine wichtige Aufgabe habe, der deutschen Wirtschaft und dem Mittelstand seine notwendigen Finanzierungen bereitzustellen. "Das ist eine Bank, die das auch in ihrer Unabhängigkeit gut kann", so Scholz.
Zuvor war bekannt geworden, dass UniCredit den Anteil an der Commerzbank weiter erhöht hat. Wie die italienische Bank mitteilte, hat sie sich über den von ihr gehaltenen Anteil von gut 9 Prozent hinaus mithilfe von Finanzinstrumenten Zugriff auf weitere gut 11,5 Prozent gesichert, so dass sie jetzt auf rund 21 Prozent kommt. Das Settlement kann demnach allerdings erst erfolgen, sobald UniCredit die ausstehende Genehmigung von den Regulierungsbehörden erhält, die für die Erhöhung des direkten Anteils über 9,9 Prozent hinaus auf knapp unter 30 Prozent erforderlich ist.
UniCredit ist vorletzte Woche mit gut 9 Prozent bei der Commerzbank eingestiegen. Die Bank hat ein Aktienpaket des Bundes von 4,5 Prozent übernommen und weitere 4,5 Prozent über den Markt zugekauft.
Der Bund hält derzeit noch rund 12 Prozent an der Commerzbank.
Merz: Commerzbank-Verkauf ist Regierung völlig aus der Hand geglitten
Unions-Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) hat angesichts der weiteren Erhöhung des Anteils der italienischen Grossbank UniCredit an der Commerzbank scharfe Kritik an der Bundesregierung geübt. "Das ist offensichtlich der Bundesregierung völlig aus der Hand geglitten, was da in dieser Transaktion mit der Commerzbank geplant war", sagte Merz bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Die Entwicklung der letzten Stunden bestätigt mich in meiner Einschätzung, dass wir hier eine Vielzahl von Fragen haben", sagte Merz mit Blick auf die Nachricht, dass UniCredit den Anteil an der Commerzbank weiter erhöhe.
Es sei ursprünglich geplant gewesen, an mehrere Investoren zu verkaufen. "Dass ein Interessent den Zuschlag über den gesamten Anteil bekommt, der da zum Verkauf stand, war nicht vorgesehen." Es gebe nun eine Vielzahl von Fragen, die die Union an die Bundesregierung habe. "Ich würde auch gerne wissen, ob das Bundeskanzleramt eingeweiht gewesen ist in diese Vorgänge, ob das Bundeskanzleramt es für gut gehalten hat, dass dieser Verkauf in diesem Umfang an einen Interessenten stattfindet", sagte Merz. Die Veräusserung sei "handwerklich dilettantisch" vorgenommen worden. "Und im Ergebnis ist es ein Desaster für den deutschen Bankenmarkt."
Merz warnte, der Commerzbank drohe dasselbe Schicksal wie der HVB, wenn dieser Weg jetzt weitergegangen werde. "Ich halte das für hochgradig problematisch, was da gerade passiert", sagte der CDU-Vorsitzende. "Der deutsche Bankenmarkt wird massiv geschwächt." Man spreche über eine Bank, die wesentliche Teile der Mittelstandsfinanzierung in Deutschland bereitstelle und wesentliche Teile der deutschen Aussenhandelsfinanzierung trage. "Diese Bank ist für Deutschland wirklich eine enorm wichtige Bank für den Wirtschaftsstandort Deutschland", sagte er.
/stw/stk
MAILAND/FRANKFURT (awp international) / BERLIN (Dow Jones)
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