Keine Décharge für 2020 |
27.04.2022 23:47:00
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Credit Suisse vor turbulenter Generalversammlung - schlägt nun die Stunde von aktivistischen Aktionären im europäischen Bankensektor?
Aktivistische Investoren nutzen zunehmend ihre Macht, um Veränderungen bei den Unternehmen herbeizuführen, in die sie investiert sind. Bisher hatte der europäische Bankensektor jedoch weitgehend Ruhe vor solchen Eingriffen. Wie das Beispiel der Credit Suisse zeigt, könnte sich das Blatt nun jedoch wenden.
• Mehrere Grossinvestoren wollen bei GV Verwaltungsrat und Management nicht entlasten
• Gerät der europäische Bankensektor ins Visier von aktivistischen Investoren?
Die Credit Suisse kommt nicht so recht aus den Negativschlagzeilen. Das Skandaljahr 2021 überschattet noch immer die Geschäfte der Schweizer Grossbank. Da wäre der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos, der bei der CS zu Milliardenverlusten führte, die Liquidation der "Greensill"-Fonds, die noch immer nicht abgeschlossen ist und ebenfalls das Potenzial hat, Ausfälle in Milliardenhöhe nach sich zu ziehen. Und dann wäre da noch der verlorene Bermuda-Prozess, der für die Bank eine Schadensersatzzahlung in Höhe von 500 Millionen US-Dollar nach sich zieht, ein Urteil, welches die CS jedoch anfechten wird. Dies ist nur eine kleine Auswahl der Probleme mit denen sich die Credit Suisse in der letzten Zeit herumschlagen musste.
Turbulente CS-Generalversammlung voraus
Da wundert es nicht, dass sich das Schweizer Schwergewicht nun einer sehr turbulenten Generalversammlung gegenüber sieht. So kündigten bereits mehrere aktivistische Investoren an, dem Verwaltungsrat sowie dem Management der Credit Suisse für das Jahr 2020 keine Décharge erteilen zu wollen. Dazu gehören die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis, als auch der Norwegische Staatsfonds. Der norwegische Grossaktionär befürwortet ausserdem die von der Ethos-Stiftung gestellte Forderung nach einer Sonderprüfung des Greensill-Falls. Die Hauptversammlung findet am 29. April 2022 statt.
Europäische Banken nun auch im Visier von aktivistischen Investoren
Wie der Fall der Credit Suisse zeigt, sind aktivistische Investoren mittlerweile auch im europäischen Bankensektor angekommen. Wie Finanzexperte Simon Samuels in einem Gastbeitrag für die Financial Times formuliert, war dieser bisher von der Einflussnahme von Grossaktionären nämlich weitgehend verschont geblieben. Und das obwohl aus Anlegersicht einiges dafür sprechen würde, dass sich aktivistische Investoren der Branche annehmen. Schliesslich haben Banken während der Niedrigzinsphase der letzten Jahre deutlicher gelitten: Nur kleine Margen, die sich mit Krediten und Einlagen erzielen liessen, regulatorischer Druck, strengere Kapitalanforderungen. Nur einige der Faktoren, die dazu geführt haben, dass Banken-Aktien in den letzten Jahren stark an Wert eingebüsst haben.
Bisher wenige Erfolge im Bankensektor
Wie Simon erklärt, sollten europäische Banken zum einen aufgrund der günstigen Aktienkurse, zum anderen aufgrund der Fragmentiertheit des europäischen Bankensektors eigentlich ein gefundenes Fressen für aktivistische Investoren sein. Dennoch hätten sich in der Vergangenheit nur wenige an die Branche gewagt und die, die so mutig waren, konnten bisher nur wenige Erfolge erzielen. So nennt Simon hier den Aktivisten Knight Vinke, der das britische Finanzinstitut HSBC ins Visier nahm und erfolglos versuchte es davon zu überzeugen, sich vom US-Geschäft zu trennen. Als weiteres Beispiel nennt er Sherborne Investors, geführt vom aktivistischen Investor Edward Bramson, der bei Barclays einstieg und ein Zurückschrauben des Investmentbanking-Geschäfts erzwingen wollte - ebenso ohne Erfolg.
Dabei gibt es schon auch einige Beispiele, die zeigen, dass aktivistische Aktionäre Grosses bewegen können. So habe Elliott Management bei GlaxoSmithKline für ordentlich Druck gesorgt, um eine Umstrukturierung des Unternehmens voranzutreiben, argumentiert der Finanzexperte bei der FT. Anfang dieses Jahres machte der Hedgefonds-Manager Nelson Peltz mit Trian Partners bei Unilever ordentlich Dampf, nachdem der Konsumgüterkonzern mit seinem Übernahmeangebot für die Konsumgütersparte GSKs scheiterte.
Folgt nun die Trendwende?
Dass der Bankensektor bisher jedoch eher aussen vor blieb, liege laut Simon auch an der starken Regulierung der Branche. So müssten die Behörden jedem erst grünes Licht erteilen, der danach strebe, eine Bank zu kontrollieren, was typischerweise dann der Fall ist, wenn ein Anteilseigner zehn Prozent oder mehr des Geldinstituts hält. Ein weiterer Grund sei in der Vergangenheit die schiere Grösse der Banken gewesen, ein Faktor, der mittlerweile jedoch an Einfluss verloren haben dürfte, bedenkt man, dass Unilevers Marktkapitalisierung von mehr als 90 Milliarden Pfund weitaus höher als die der Credit Suisse mit 17,8 Milliarden Franken ausfällt.
Es könnte laut Samuel Simon demnach bald soweit sein, dass auch europäische Banken vermehrt ins Visier von aktivistischen Investoren geraten.
Redaktion finanzen.ch
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