Wechsel an der Spitze |
09.04.2018 17:57:00
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Cryan-Nachfolger: Sewing ist ab sofort neuer Deutsche Bank-Chef - Anleger erfreut
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat am Sonntag einen Führungswechsel entschieden.
Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte laut Mitteilung, der Aufsichtsrat sei nach einer umfassenden Analyse zum Schluss gekommen, "dass es nun eine neue Umsetzungskraft in der Führung unserer Bank braucht". "Christian Sewing hat in seinen mehr als 25 Jahren bei der Deutschen Bank konstant bewiesen, dass er führungsstark ist und eine große Durchsetzungskraft hat", erklärte Achleitner weiter. "Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass es ihm und seinem Team gelingen wird, die Deutsche Bank erfolgreich in eine neue Ära zu führen."
Achleitner hatte dem Aufsichtsrat am Sonntagabend den Wechsel an der Spitze des Vorstands vorgeschlagen. Sewing war bislang Co-Vizechef und im Vorstand der Bank zuständig für das Privat- und Firmenkundengeschäft. Damit hat der weitere Co-Chef Marcus Schenck, der für das Investmentbanking zuständig ist, das Nachsehen. Er werde das Institut zur Hauptversammlung am 24. Mai verlassen. Der Rechtsvorstand Karl von Rohr und der Kapitalmarktvorstand Garth Ritchie rücken auf die Posten der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.
John Cryan zuletzt kämpferisch
In seinen knapp drei Jahren an der Spitze des Geldhauses war es Cryan nicht gelungen, das schwächelnde Kapitalmarktgeschäft anzukurbeln. Drei Jahre in Folge schrieb das Institut tiefrote Zahlen. Vor Ostern hatte sich Cryan noch mit einer kämpferischen Botschaft an die Belegschaft gewandt und damit klargemacht, dass er bleiben wolle. Sein Vertrag lief regulär bis 2020.
Zwar hatte Cryan einen Teil der problematischen Themen inzwischen abgearbeitet, allen voran gefährliche Rechtsstreitigkeiten. Jedoch war es ihm bislang nicht gelungen, das einst so gewinnträchtige Kapitalmarktgeschäft der Deutschen Bank auf Vordermann zu bringen. Zuletzt schockierte Cryan die Anleger sogar mit der Nachricht über deutlichen Gegenwind in der Sparte. Die Deutsche Bank-Aktie hat seit Jahresbeginn erheblich an Wert verloren.
Achleitner hatte den als Sanierer geschätzten ehemaligen UBS-Finanzchef Cryan zur Deutschen Bank geholt. Zuletzt galt das Verhältnis zwischen den beiden aber als zerrüttet. Investoren haben dem Briten oft vorgeworfen, er sei zwar ein Kostensparer, habe aber keine Vision, wie die Deutsche Bank wieder Geld verdienen könne.
Christian Sewing: Vom Auszubildenden an die Spitze der Deutschen Bank
Erstmals seit dem früheren Bankchef Rolf Breuer säße mit Christian Sewing wieder ein Manager in der Topetage der Frankfurter Zwillingstürme, der das Geldhaus von Beginn seiner Karriere an kennt.
Bis auf ein zweijähriges Intermezzo bei der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank verbrachte Sewing sein Berufsleben bei der Deutschen Bank. Von der Ausbildung als Bankkaufmann über ein berufsbegleitendes Studium an der Bankakademie in Bielefeld und Hamburg führte ihn sein Weg bis in das oberste Führungsgremium.
Seit 2015 sitzt der Manager im Vorstand des Instituts. Im vergangenen März wurde er ebenso wie Schenck, zum stellvertretenden Vorstandschef befördert.
Erfahrungen im Ausland sammelte der begeisterte Tennisspieler unter anderem in Singapur, Toronto, Tokio und London. Sewing arbeitete im Risikomanagement und kennt daher auch das Investmentbanking - aktuell das Sorgenkind des Konzerns.
Gemeinsam mit Postbank-Chef Frank Strauß verantwortet Sewing auch die Integration der Bonner Tochter in das Privat- und Firmenkundengeschäft des Konzerns, nachdem ein ursprünglich geplanter Verkauf im vergangenen Jahr kassiert worden war.
Dabei schreckt der gebürtige Westfale nicht vor harten Einschnitten zurück. Die endgültigen Zahlen stehen zwar noch nicht fest, aber ohne Stellenabbau wird es nicht gehen, das hat Sewing bereits klar gemacht. Neben dem Firmen- und Privatkundengeschäft zählt zu seinem bisherigen Bereich auch das lukrative Geschäft mit Vermögenden (Wealth Management).
Deutsche-Bank-Aktie reagiert mit Gewinnen
Die Anleger reagierten zum Wochenauftakt mit Erleichterung auf den Chefwechsel - die Papiere schnellten im XETRA-Handel zeitweise um 4,67 Prozent auf 11,88 Euro nach oben. Damit belegten sie zwischenzeitlich den ersten Platz im DAX. Zum Börsenschluss legte die Aktie 1,16 Prozent auf 11,48 Euro zu.
awp / Redaktion finanzen.ch
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