Generalversammlung |
29.04.2022 20:19:07
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CS-Aktie steigt kräftig: Experten vermuten Short Squeeze bei Credit Suisse - Aktionäre entlasten Management für 2020 nicht
Die arg gebeutelten Aktien der Grossbank Credit Suisse ziehen am Freitag an der festeren Schweier Börse überdurchschnittlich stark zu.
Die Aktien der Grossbank notierten an der SIX letztlich um 5,56 Prozent höher bei 6,72 Franken. Trotz dieses kräftigen Kursplus notiert die Credit Suisse-Aktie noch immer um mehr als ein Fünftel unter dem Stand vom Jahresanfang.
Der Aktienkurs leidet schon seit längerem. Schon im Vorjahr war der Titel um mehr als 20 Prozent gefallen und wird aktuell nur wenig über dem seinem Rekordtief gehandelt. Immer wieder machte die Bank in den vergangenen Jahren mit Verlusten und Bussen negative Schlagzeilen. Nach einem tiefroten Quartalsbericht haben nun drei Mitglieder der Geschäftsleitung, darunter der Finanzchef und der Chefjurist, ihren Hut genommen.
Für viele Börsianer ist der Aktienkurs inzwischen so tief gefallen, dass er als sehr günstig beurteilt wird. "Es kann nicht mehr vier tiefer gehen. Schliesslich wird die Bank kaum mehr für die Hälfte ihres Buchwerts gehandelt", sagte ein Händler. "Das ist einfach zu günstig."
Manche Händler erklären sich nun den Kursanstieg mit einem Short Squeeze. Dazu kommt es, wenn Anleger, die auf fallende Kurse gewettet haben, plötzlich ihre Position glattstellen müssen.
Zudem dürfte früher oder später der der tiefe Aktienkurs Spekulanten anlocken. Diese wetteten darauf, dass die Bank von einem Konkurrenten übernommen oder auch ins Visier eines aktivistischen Hedgefonds gerät. "So oder so, das Potenzial nach oben wird momentan grösser engeschätzt als das nach unten", fasst ein Händler die Meinung am Markt zusammen.
CS-Aktionäre lehnen Entlastung des Managements für das Jahr 2020 ab
Die Aktionäre der Credit Suisse haben dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung die Entlastung für das Geschäftsjahr 2020 verweigert. Die Aktionäre stimmten am Freitag an der Generalversammlung der Grossbank mit einem Nein-Anteil von 59,95 Prozent gegen die Décharge-Erteilung.
Die Entlastung für das Geschäftsjahr 2020 war an der Generalversammlung des vorigen Jahres ausgeklammert worden, dies unter dem Eindruck der Debakel um den Hedgefonds Archegos und um die mit der insolventen Greensill Capital betriebenen Lieferketten-Finanzierungsfonds. Die Generalversammlung war aber auch in diesem Jahr nicht dazu bereit, die Entlastung zu erteilen, obwohl diesmal die Themen rund um das Grossdebakel um die "Greensill-Fonds" ausgeklammert worden waren.
CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann nahm die Verweigerung der Décharge "mit Bedauern" zur Kenntnis. Der Verwaltungsrat werde nun über das weitere Vorgehen beraten.
Im Gegensatz zur Entlastung für das Geschäftsjahr 2020 nahmen die Aktionäre den Antrag zur Entlastung für 2021 mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 77,5 Prozent an. Explizit ausgeklammert von der Entlastung waren allerdings auch für 2021 die Themen mit Bezug zu den "Greensill-Fonds".
Credit Suisse: Aktionäre lehnen Klima-Statutenänderung ab
Die Credit Suisse muss ihre Klimastrategie nicht in die Statuten aufnehmen. An der Generalversammlung vom Freitag wurde der Aktionärsantrag von Ethos Stiftung, Shareaction und 11 institutionellen Anlegern mit 77,2 Prozent der Aktienstimmen abgelehnt.
Der Antrag verlangte, dass die Grossbank sich in ihren Statuten zum Pariser Klimaabkommen bekennen muss. Weiter forderte der Antrag detailliertere Angaben, wie die Credit Suisse ihre Exponierung in fossilen Energien reduzieren will.
Der Verwaltungsrat zeigte Verständnis für das Anliegen und unterstützte die Offenlegung der kurz-, mittel- und langfristigen Schritten zur Reduktion des Engagements im Kohle-, Öl- oder Gassektor. Er empfahl allerdings die Ablehnung des Antrags, da für die Offenlegung keine Statutenänderung nötig sei.
Die Stimmrechtsberater sahen dies teils gleich. ISS lehnte den Antrag ab, Glass Lewis ebenfalls. Auch der norwegische Staatsfonds stimmte gegen das Anliegen. Zu den Befürwortern gehörte Actares.
CS-Aktionäre wählen Axel Lehmann zum Verwaltungsratspräsidenten
Die Credit Suisse-Aktionäre haben Axel Lehmann mit grosser Mehrheit zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Lehmann hatte das Präsidentenamt bei der Grossbank nach dem jähen Rücktritt von António Horta-Osório übernommen. Er sitzt erst seit vergangenem Oktober im CS-Verwaltungsrat.
Die Aktionäre wählten Lehmann nun an der Generalversammlung mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 95,3 Prozent in das Präsidentenamt. Die weiteren erneut zur Wahl antretenden sowie die neu kandidierenden Verwaltungsräte wurden mit Ja-Mehrheiten zwischen 70 und 97 Prozent gewählt. Neu ziehen damit Mirko Bianchi, Keyu Jin und Amanda Norton in den Verwaltungsrat der CS ein.
Nicht mehr zur Wahl angetreten sind dagegen der langjährige VR-Vizepräsident Severin Schwan sowie Kai Nargolwala, Vorsitzender des Vergütungsausschusses, und Juan Colombas, der als Vertrauter des früheren Präsidenten Horta-Osório gilt. Neuer CS-Vizepräsident soll nun der frühere Pictet-Manager Christian Gellerstad werden.
Ehemaliger UBS-Manager
Der neue VR-Präsident Lehmann war vor seinem Engagement bei der Credit Suisse von 2015 bis Januar 2021 in der Konzernleitung der UBS tätig gewesen: Bei der CS-Konkurrentin war er zunächst Group Chief Operating Officer (COO) und danach Leiter des Schweizer Geschäfts. Zuvor hatte er beim Versicherer Zurich unter anderem die Funktion eines Chief Risk Officer besetzt. In den CS-Verwaltungsrat berufen wurde Lehmann im vergangenen Jahr, dies vor allem wegen seiner Erfahrung im Risikomanagement.
Lehmanns Vorgänger Horta-Osório war im Januar 2022 nach nur gerade gut acht Monaten im Amt wieder zurückgetreten. Zum Verhängnis wurden ihm Verstösse gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien - dies nachdem er immer wieder eine neue Kultur des Risikomanagements und der persönlichen Verantwortung für die von Pannen geschüttelte Grossbank gefordert hatte.
Credit Suisse Schweiz-GV wählt neue Verwaltungsrats-Mitglieder
Im Verwaltungsrat der Credit Suisse (Schweiz) haben neu Albert Angehrn und Claudia Dill Einsitz. Die Generalversammlung der Schweizer CS-Gesellschaft hat am Freitag die beiden in den Verwaltungsrat gewählt. Zudem wurden alle erneut angetretenen VR-Mitglieder sowie Präsident Peter Derendinger in ihren Ämtern bestätigt.
Der neu gewählte Albert Angehrn war seit 1984 bei der Credit Suisse und hatte bis 2021 verschiedene Führungspositionen bei der Bank inne, wie die CS am Freitag mitteilte. Bei Claudia Dill handle es sich um eine ausgewiesene Finanz- und Versicherungsexpertin. Sie hatte 1999 von der Credit Suisse zur Zurich gewechselt, wo sie zuletzt Konzernleitungsmitglied für das lateinamerikanische Geschäft war. Nicht mehr zur Wahl angetreten war Andreas Koopmann.
Credit Suisse mit personellen Veränderungen im Asset Management in Asien
Bei der Credit Suisse kommt es im Asset Management in Asien zu personellen Veränderungen. Ab Anfang Mai werde Lei Zhu alleine für den Bereich Fixed Income Asia verantwortlich sein, teilte die Bank am Freitagabend mit. Ihr Co-Leiter Adrian Chee werde die Bank verlassen.
Zudem werden sich Peijiao Yu und Jeffrey Lau gemeinsam mit Lei Zhu die Leitung für das Portfoliomanagement des Credit Suisse (Lux) Asia Corporate Bond Fund und des Credit Suisse (Lux) Fixed Maturity FR Bond Fund 2023 S-IV teilen. Und Lei Zhu werde gemeinsam mit Peijiao Yu und Stephen Zhu die Leitung des Credit Suisse (Lux) China RMB Credit Bond Fund übernehmen.
CS-Präsident: Haben in der Führung gute Mischung aus Kontinuität und Veränderung
Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann will die skandalgeschüttelte Credit Suisse zurück in die Spur bringen. Dies will er gemeinsam mit CEO Thomas Gottstein schaffen, wie er in einem Interview mit der "NZZ" (Online am 29.04.) unterstrich. "Wir müssen liefern, auch wenn das Zeit braucht", sagte Lehmann.
Er habe Gottstein nicht ersetzt, weil er gut ist, betonte Lehmann weiter. "Er kennt die Investmentbank, die Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft. Bei so vielen Neubesetzungen braucht es an der Spitze auch jemanden, der weiss, wie die ganze Organisation tickt und wer die Schlüsselkunden sind." Die CS habe in der Führung im Moment eine gute Mischung aus Kontinuität und Veränderung.
Angesprochen auf die Turbulenzen der vergangenen Monate hielt Lehmann fest: "Wir sind in einem Formtief. Aber die Credit Suisse ist nach wie vor eine gute Bank mit viel Substanz." Die CS habe eine Governance-Krise, ein Vertrauensproblem und müsse konsequent Altlasten abarbeiten. "Es darf keine solche Häufung von unerfreulichen Überraschungen mehr geben."
Die Anleger müssen sich gedulden, bis der Wandel in der Risiko- und Unternehmenskultur der CS Früchte trägt. "Das Finanzergebnis 2022 wird durch die verschiedenen Restrukturierungen belastet werden, deshalb ist es ein Übergangsjahr", sagte der Präsident. Das grosse Transformationsprogramm bringe nicht sofort bessere Resultate. "Aber wir wollen jetzt Quartal für Quartal Fortschritte zeigen. Nur so werden wir das Vertrauen der Anleger wieder zurückgewinnen."
Die wichtigsten Investoren - ungefähr zehn an der Zahl - haben der CS-Führung laut Lehmann ihre Unterstützung zugesichert: "Sie stehen hinter dem Verwaltungsrat und seiner Strategie und erwarten nun Umsetzung, Umsetzung, Umsetzung. Und ein Ende der negativen Überraschungen. Wenn wir das hinbekommen, wird sich der Aktienkurs automatisch verbessern."
pre/uh
Zürich (awp)
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