Ukraine-Krieg |
20.02.2023 22:05:00
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Finanzplatz Schweiz: Credit Suisse hält mehr als ein Drittel der in der Schweiz gemeldeten russischen Vermögen
Die heimische Grossbank Credit Suisse steht einmal mehr in den Schlagzeilen: Die CS führt die Liste der Schweizer Vermögensverwalter bei der Betreuung russischer Vermögenswerte an. Warum verwaltet gerade die CS Vermögen russischer Oligarchen?
• Fast 40 Prozent der meldepflichtigen russischen Gelder bei der CS verortet
• Bedeutend für den Finanzplatz: Umsetzung der Russland-Sanktionen
Mit dem für 2022 gemeldeten Jahresverlust von 7,3 Milliarden Franken verzeichnete die Credit Suisse das schlechteste Jahr seit der Finanzkrise 2008 und hat zudem mit massiven Mittelabflüssen zu kämpfen.
Ihr Engagement in Russland bezeichnete die Credit Suisse in einer Presseerklärung kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine als "nicht signifikant". Und doch stammen nach einem Bericht von finews.ch über 30 Prozent der in Verbindung mit Russland in der Schweiz gemeldeten Vermögen - ob sanktioniert oder nicht - von der Credit Suisse. Dies sei viel mehr als Beobachter erwartet hatten, wie der Tagesspiegel berichtet. "Hinsichtlich rein finanzieller Aspekte haben wir unsere Positionen geprüft und sind der Auffassung, dass das Engagement der Bank im Zusammenhang mit Russland derzeit gut verwaltet wird und wir über geeignete Systeme verfügen, um auf die damit verbundenen Risiken zu reagieren. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen müssen schwierige Entscheidungen getroffen und herausfordernde Situationen gemeistert werden. Es ist jedoch unerlässlich, dass wir dabei stets mit Augenmass vorgehen - in der Absicht, das Richtige zu tun. Die Credit Suisse wendet grundsätzlich sämtliche Sanktionen an, insbesondere die der EU, der USA und der Schweiz", wird der damalige CEO der Credit Suisse, Thomas Gottstein, in der Pressemitteilung zitiert. Die CS gab bekannt, dass sich Ihr Nettokreditengagement in Russland zum 31.12.2021 auf 848 Millionen Schweizer Franken belief, das Nettovermögen der russischen Tochtergesellschaften auf 195 Millionen Schweizer Franken. Ihr Gesamtkreditengagement gegenüber mit Sanktionen belegter Personen bezeichnet die CS im März 2022 als minimal.
Warum die CS am Russland-Geschäft hängt
Wie die Zeitschrift Capital im Mai letzten Jahres unter Berufung auf Insiderkreise berichtete, verdiente die Schweizer Grossbank vor dem Krieg 500 bis 600 Millionen Franken an der Verwaltung der Vermögen superreicher Russen. So sollen proaktiv russische Oligarchen von dem Bankhaus angeworben worden sein, wie ein Professor von der Universität Zürich berichtet.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges wurden infolge der EU-Sanktionen in der Schweiz insgesamt Vermögenswerte von über 46,1 Milliarden Schweizer Franken sowie 15 Liegenschaften konfisziert, die in Verbindung zu Russland oder Belarus stehen. Zudem wurden heimische Banken verpflichtet, auch Vermögen über 100‘000 Franken nicht-sanktionierter russischer Kunden beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zu melden.
Nach Angaben von finews.ch soll die Credit Suisse von den oben genannten, insgesamt gemeldeten 46,1 Milliarden Franken annähernd 40 Prozent (17,6 Milliarden Franken) eingefroren haben. Die weit grössere UBS hingegen meldete zum Ende des dritten Quartals 2022 lediglich 7,5 Milliarden US-Dollar an Geldern mit Russland-Konnex. Im letzten Quartal 2022 sei die Summe zudem noch weiter zurückgegangen, wie finews.ch vermutet.
Was bedeuten die Sanktionen für den Finanzplatz Schweiz und die Credit Suisse?
Der Grossteil der bei der Seco gemeldeten Vermögen unterliege nicht den von den USA oder der EU beschlossenen Sanktionen, denn nur rund vier Milliarden Franken der von der Credit Suisse gemeldeten Vermögen könnten Personen auf der Sanktionsliste zugeordnet werden, schreibt finews.ch. Der überwiegende Teil der Gelder stamme also entweder von nicht von Sanktionen betroffenen Vermögenswerten der Russischen Zentralbank oder des russischen Staates sowie nicht auf der Liste stehenden russischen Oligarchen, wie etwa Viktor Vekselberg.
Welches Signal die Umsetzung der vorwiegend von der EU und den USA beschlossenen Sanktionen für den Schweizer Finanzplatz aussendet, wird unter Experten diskutiert. Als "verheerend" bezeichnet es der ehemalige Banker der Credit Suisse und Ex-Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann, der den Schweizer Finanzplatz "geschwächt" sieht und die Beschlagnahmung russischer Vermögen ablehnt.
Als grundsätzlich verfassungskonform betrachtet Strafrechtler Mark Pieth die Beschlagnahmung russischer Vermögen. Allerdings müssten dafür der russische Präsident Wladimir Putin und Kreml-nahe Personen dezidiert als kriminelle Organisation eingestuft werden. Zudem müsse die Schweiz die Kreml-Nähe der Inhaber beschlagnahmter Vermögen genauer prüfen.
Angetastet würden die Gelder aber bislang nicht, da dafür die Rechtsgrundlage fehle, so finews.ch. Anders hingegen in den USA, die bereits Gelder eines russischen Oligarchen an die Ukraine zur Verwendung für den Wiederaufbau überwiesen haben. Auch die EU prüfe derzeit die Verwendung eingefrorener russischer Vermögen.
Redaktion finanzen.ch
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