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Shortseller-Attacke 07.05.2023 16:49:00

Icahn Enterprises-Aktie verfällt im Wert: Leerverkäufer Hindenburg Research schiesst gegen Carl Icahns Holding

Icahn Enterprises-Aktie verfällt im Wert: Leerverkäufer Hindenburg Research schiesst gegen Carl Icahns Holding

Der Leerverkäufer Hindenburg Research ist momentan sehr aktiv. Nach Attacken gegen den Zahlungsdienstleister Block und die indische Adani Group hat der Shortseller nun einen ausführlichen Bericht veröffentlicht, der sich mit der Holding-Gesellschaft von Starinvestor Carl Icahn befasst. Darin wird Icahn Enterprises unter anderem vorgeworfen, ein Schneeballsystem zu betreiben, um die hohen Dividendenzahlungen stemmen zu können.

Icahn Enterprises
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• Hindenburg Research mit zahleichen Kritikpunkten an Holding von Starinvestor Carl Icahn
• Icahn Enterprises weist Bericht zurück
• Vermögen von Carl Icahn bricht ein

Der Leerverkäufer Hindenburg Research gab am Dienstag bekannt, dass er eine Short-Position in Aktien von Icahn Enterprises (IEP) aufgebaut hat, der Holding-Gesellschaft des aktivistischen Investors Carl Icahn. Gleichzeitig veröffentlichte Hindenburg Research auch einen ausführlichen Bericht, in dem der Shortseller dem Unternehmen von Carl Icahn unter anderem vorwirft, seine Beteiligungen zu hoch zu bewerten und Dividendenzahlungen nur dank einem Schneeballsystem leisten zu können. Die Aktie von Icahn Enterprises rauschte daraufhin an der NASDAQ in den Keller.

Leerverkäufer stellt Investmentgeschick von Carl Icahn in Frage: Mehr Schein als Sein?

Normalerweise ist Carl Icahn derjenige, der als aktivistischer Investor Druck auf andere Unternehmen ausübt und auch mal Shortpositionen eingeht. Nun hat der US-Leerverkäufer Hindenburg Research den Spiess jedoch umgedreht und auf seiner Webseite einen kritischen Bericht über IEP veröffentlicht, Icahns Holding-Gesellschaft, die unter anderem Beteiligungen in den Bereichen Energie, Automobil, Lebensmittelverpackungen, Metalle und Immobilien besitzt.

Im dem Hindenburg-Bericht heisst es unter anderem, dass der von Icahn Enterprises zum Jahresende gemeldete indikative Nettoinventarwert von 5,6 Milliarden US-Dollar um mindestens 22 Prozent überhöht sei und aktuell eher bei 4,4 Milliarden US-Dollar liegen müsste. Als Begründung für diese Einschätzung nennt Hindenburg unter anderem "übermässig aggressive Bewertungen der weniger liquiden/privaten Anlagen von IEP". So habe die Gesellschaft von Carl Icahn zum Jahresende beispielsweise eine 90-prozentige Beteiligung an einem börsengehandelten Fleischverpackungsunternehmen mit 243 Millionen US-Dollar bewertet, das gesamte Unternehmen habe aber zum gleichen Zeitpunkt nur einen Börsenwert von 89 Millionen US-Dollar besessen. Auch der Wert der IEP-Beteiligungen im Immobiliensegment sei laut dem Leerverkäufer "bemerkenswert stabil", obwohl beispielsweise ein grosses Gebäude - das Trump Plaza Hotel und Casino in Atlantic City - 2021 abgerissen wurde.

Abgesehen von den aggressiven Bewertungen hätte Icahns liquides Portfolio ausserdem 2023 bislang Verluste generiert. So hätten die Long-Positionen von IEP laut Hindenburg seit Jahresbeginn 471 Millionen US-Dollar an Wert verloren und durch Short-Wetten dürften weitere 272 Millionen Dollar verloren gegangen sein, während sich der breite US-Markt - gemessen am S&P 500 - seit Anfang 2023 positiv entwickelt hat. Diese schwache Performance sei allerdings bei der Holding des bekannten Investors nichts Neues. Seit 2014 hätten die börsengehandelten Beteiligungen von Icahn, die 45 Prozent des indikativen Bruttovermögens von IEP - ohne Barmittel und Schulden der Holding-Gesellschaft - ausmachen, 53 Prozent an Wert verloren, schreibt Hindenburg Research. Im gleichen Zeitraum habe der S&P 500 hingegen eine Rendite von 147 Prozent erzielt.

Vorwurf an Icahn Enterprises: Dividende wird über Schneeballsystem finanziert

Auch der Cash-Flow von IEP sei seit 2014 negativ und würde sich bislang auf insgesamt minus 4,9 Milliarden US-Dollar belaufen, heisst es in dem Bericht von Hindenburg Research. Dennoch habe Icahn Enterprises im gleichen Zeitraum 1,5 Milliarden US-Dollar als Dividende ausgeschüttet. "Die Dividende wird in keinster Weise durch den Cashflow und die Investitionsleistung von IEP gestützt", schreibt der US-Leerverkäufer. Dennoch habe die Holding-Gesellschaft die Ausschüttungen seit 2014 dreimal auf nun 2 US-Dollar pro Quartal erhöht. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts habe Icahn Enterprises damit eine Dividendenrendite von rund 15,8 Prozent geboten, was "die mit Abstand höchste Dividendenrendite aller US-amerikanischen Large-Caps" sei.

"Die Ausreisserdividende des Unternehmens wird (vorerst) ermöglicht, weil Carl Icahn rund 85 Prozent von IEP besitzt und Dividenden grösstenteils in Anteilen (anstelle von Barmitteln) entgegengenommen hat, wodurch die gesamten Barausgaben reduziert wurden, die erforderlich waren, um die Dividendenzahlung für die verbleibenden Anteilinhaber zu erfüllen", schreibt Hindenburg Research. Dennoch seien regelmässig Unternehmensanteile an der Börse verkauft worden, um die Dividendenzahlungen zu finanzieren. "Kurz gesagt, Icahn hat das von neuen Investoren aufgenommene Geld verwendet, um Dividenden an alte Investoren auszuzahlen", heisst es in dem Bericht, der in diesem Zusammenhang ausserdem von "Schneeballsystem-ähnlichen Wirtschaftsstrukturen" spricht, die nur funktionieren, solange neues Geld angezogen werden kann. "Angesichts der begrenzten finanziellen Flexibilität und der sich verschlechternden Liquidität gehen wir davon aus, dass Icahn Enterprises seine Dividende letztendlich kürzen oder ganz streichen wird, sofern es nicht zu einer Wunderwende bei der Anlageperformance kommt", so der Shortseller. Dieser kritisiert gleichzeitig auch die US-Investmentbank Jefferies, deren Analysten IEP als einzige abdecken und konstant ein "Buy"-Rating vergeben würden. Selbst im Bären-Szenario würde Jefferies die Dividende von IEP als sicher bezeichnen, sei aber gleichzeitig für die Aktienverkäufe zuständig, durch die die Dividende finanziert werde, so Hindenburg Research. Ausserdem gebe es persönliche Beziehungen zwischen Icahn und der Investmentbank. Andere Finanzinstitute wie etwa die UBS hätten die Bewertung von IEP hingegen wegen mangelnder Transparenz schon vor Jahren eingestellt.

IEP laut Hindenburg Research überschuldet

"Um die Sache weiter zu verschärfen, ist IEP mit 5,3 Milliarden US-Dollar an [Holding Company]-Schulden und Fälligkeiten von 1,1 Milliarden US-Dollar, 1,36 Milliarden US-Dollar und 1,35 Milliarden US-Dollar, die 2024, 2025 bzw. 2026 bevorstehen, stark verschuldet", heisst es in dem Bericht des Leerverkäufers weiter. Aufgrund von Vereinbarungen dürfe sich IEP zudem nicht mehr weiter verschulden, sondern nur Altschulden refinanzieren, was aufgrund der gestiegenen Zinsen deutlich teurer werden dürfte. Auch Carl Icahn selbst könne dem Unternehmen laut Hindenburg keine weitere finanzielle Flexibilität verschaffen, da sein Nettovermögen zum einen zu 85 Prozent aus Anteilen an IEP bestehe und er zum anderen bereits rund 60 Prozent seiner IEP-Anteile als Sicherheiten für persönliche Margen-Darlehen zugesagt habe. "Insgesamt glauben wir, dass Icahn, eine Legende der Wall Street, den klassischen Fehler gemacht hat, angesichts anhaltender Verluste zu viel Hebelwirkung zu übernehmen: eine Kombination, die selten gut endet", schreibt der Leerverkäufer.

Wie "Bloomberg" berichtet, hat Carl Icahn erstmals 2021 Angaben zu einem Margen-Darlehen gemacht, das mit seinen Unternehmensaktien besichert ist. Laut dem Jahresbericht 2022 hatte er zuletzt mehr als 181 Millionen Aktien im Wert von 9,2 Milliarden US-Dollar zur Deckung des Darlehens eingesetzt. Sollte der Wert der als Sicherheiten eingesetzten Aktien fallen, können Kreditgeber bei einem solchen Darlehen zusätzliche Sicherheiten oder die Rückzahlung des Kredits verlangen - und im letzten Schritt sogar die hinterlegten Aktien beschlagnahmen und verkaufen. Und tatsächlich ging es mit dem Aktienkurs von Icahn Enterprises nach Veröffentlichung des Berichts von Hindenburg Research steil bergab.

IEP-Aktie bricht ein - Bill Ackmann schadenfroh

Am Dienstag, dem Tag an dem der Leerverkäufer seinen Bericht über Carl Icahns Holding-Gesellschaft veröffentlichte, verlor die IEP-Aktie an der NASDAQ letztlich 19,95 Prozent auf 40,36 US-Dollar. Sie schloss damit auf dem tiefsten Stand seit Ende März 2020. Zeitweise ging es im Handelsverlauf sogar um rund 27 Prozent runter. Auch im Mittwochshandel setzte sich die Talfahrt fort: Die Aktie von Icahn Enterprises schloss 19,3 Prozent tiefer bei 32,57 US-Dollar.

Ein Kritikpunkt von Hindenburg Research dürfte sich damit zumindest ein klein wenig relativiert haben, denn der US-Leerverkäufer bemängelte auch, dass die Aktien von IEP - vor dem Kurssturz - an der Börse mit einem Aufschlag von 218 Prozent auf den letzten berichteten Nettoinventarwert gehandelt wurden. So betrug die Marktkapitalisierung rund 18 Milliarden US-Dollar, während der letzte gemeldete Nettoinventarwert bei 5,6 Milliarden US-Dollar lag - was laut Hindenburg ja ohnehin schon zu viel war. Ein solcher Aufschlag sei absolut unüblich und die meisten vergleichbaren Holdings würden entweder um oder meist sogar mit einem Rabatt auf den Nettoinventarwert gehandelt - darunter etwa auch Pershing Square von Icahn-Gegner Bill Ackman. Dieser zeigte sich auf Twitter auch gleich schadenfroh und attestierte der Shortseller-Attacke auf Carl Icahn "Karma-Qualitäten".

Carl Icahn weist Anschuldigungen zurück

In einem Statement auf der Webseite von Icahn Enterprises wies Starinvestor Carl Icahn die Vorwürfe von Hindenburg Research am Dienstag zurück. "Wir glauben, dass der heute von Hindenburg Research veröffentlichte eigennützige Leerverkäuferbericht ausschliesslich dazu gedacht war, Gewinne aus der Short-Position von Hindenburg auf Kosten der langfristigen Anteilseigner von IEP zu erzielen", wird der aktivistische Investor zitiert. Icahn Enterprises agiere aus "einer Position der Stärke mit etwa zwei Milliarden US-Dollar an Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten in seiner Bilanz zum 31. März 2023", heisst es in der Mitteilung weiter. Weitere Details wurden nicht genannt, möglicherweise erfahren Anleger im Rahmen der Vorlage des Quartalsberichts von IEP mehr, die am Freitag ansteht.

Für Carl Icahn hatten die Anschuldigungen des Leerverkäufers jedoch bereits persönliche Konsequenzen. Er ist allein am Dienstag im "Bloomberg Billionaires Index" von Platz 58 auf Platz 119 abgerutscht. Wie das Nachrichtenmedium angibt, hat es in seine Berechnungen nun sowohl den Kursverlust der IEP-Aktie als auch das zuvor nicht berücksichtigte Margen-Darlehen miteinbezogen. Als Konsequenz fiel das so ermittelte Vermögen von Carl Icahn innerhalb von nur einem Tag um 41 Prozent auf 14,6 Milliarden US-Dollar.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: IgorGolovniov / Shutterstock.com,Heidi Gutman/CNBC/NBCU Photo Bank via Getty Images

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