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Börsenausblick 12.01.2015 12:00:00

«Ich vertraue auf die Europäische Zentralbank»

Was erwartet Anleger diese Woche, wo bieten sich Chancen und wo Risiken? Jeden Montag gibt an dieser Stelle ein anderer Experte eine Einschätzung über die Entwicklung an der Börse - heute Christina Böck, CIO Schweiz der AXA Investment Managers Schweiz AG.

Gibt es Einflüsse der Vorwoche, welche an der Börse nachwirken werden?
Christina Böck*: Mehrere Sorgen haben die Börsen in den letzten Woche umgetrieben, die uns noch länger beschäftigen werden: Der Ölpreis sinkt immer weiter, was einen schlechten Einfluss auf die Haushalts- und Aussenhandelssituation einiger Länder hat - aber erst seit kurzem bricht besonders für Russland hierzu eine regelrechte Panik aus. Hinzu kommt, dass es in Griechenland nun zu vorgezogenen Wahlen kommt, die im schlimmsten Fall sogar den Austritt aus der Eurozone nach sich ziehen können - was ich nicht glaube.

Welche Ereignisse werden diese Woche prägen?
Für diese Woche ist weiterhin der Ölzusammenhang dominant. Und in der darauf folgenden Woche wird es zum aktuell sehr wichtigen Thema der extrem niedrigen Inflation richtig heiss her gehen: Bei ihrer nächsten Sitzung wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Details der künftigen Wertschriftenkäufe festlegen, die von den Märkten ungeduldig erwartet werden. Ausserdem finden am 25. Januar die Wahlen in Griechenland statt.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Seit Jahresbeginn ist der SMI der Aktienindex, der am wenigstens gelitten hat. Sollte sich die Situation rund ums Öl, Russland und Griechenland beruhigen, gibt es also Erholungspotential nach oben - aber bedeutend weniger als in den Nachbarländern und den internationalen Aktienmärkten.

Welche Schweizer Unternehmen/Branchen stehen in nächster Zeit besonders im Fokus?
Die ausserordentliche Aktionärsversammlung der SIKA wird die Gemüter wohl erhitzen. Der Versicherungssektor, insbesondere die Lebensversicherung, leidet recht deutlich unter den niedrigen Zinsen und könnte unter Druck geraten.

Ihr Ratschlag für Anleger - wo bieten sich Chancen?
Ich bin zutiefst überzeugt, dass die EZB eine starke Botschaft bringen wird: Die Anleihekäufe werden massiv ausgeweitet und die Anzeichen auch von Staatsanleihekäufen mehren sich, wenn sie auch nicht sicher sind. Fundamental ist dies auf jeden Fall ein positiver Faktor für die Aktienmärkte. Insbesondere Unternehmen in peripheren Ländern dürften von den besseren Finanzierungsbedingungen profitieren.

Wo sehen Sie Risiken?
Die stark gesunkenen Zinsen der letzten Tage zeigen, dass die Märkte schon viel für die EZB antizipiert haben - daher besteht das Risiko einer enttäuschten Reaktion mit sinkenden Aktienpreisen. Sollte die extreme Linke in Griechenland den Wahlsieg davontragen und entgegen meiner Erwartung an ihren Wahlversprechen festhalten, dann werden auch in anderen Ländern, insbesondere Portugal und Italien, die Sorgen um Staatsanleihen dort wieder anschüren.

Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Schweizer Börse über die nächsten 12 Monate ein?
Aufgrund meines Vertrauens auf die EZB bleibe ich grundlegend positiv mit einer Vorhersage von plus 5 Prozent. Aber ich bevorzuge immer noch die Märkte der Eurozone.

*Christina Böck ist Head Solution Strategists Central Europe und CIO Schweiz bei der AXA Investment Managers Switzerland AG. Seit 2012 berät sie institutionelle Kunden in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich. Gleichzeitig ist sie für die Investitionstätigkeiten der AXA Investment Managers Schweiz AG verantwortlich.

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