Euro am Sonntag-Aktien-Tipps |
05.05.2018 11:32:11
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Karussell der Vorstände: Was Chefwechsel wirklich bringen
In der Vorwoche rückt Martin Brudermüller an die Spitze von BASF - Mitte April Herbert Diess auf den VW-Chefposten. Mehr als ein Drittel der Unternehmen in DAX und MDAX hat in den vergangenen fünf Jahren eine neue Führung bekommen. Wo sich das für Anleger auszahlt.
Jürgen Hambrecht ist am Ziel. Martin Brudermüller, Wunschkandidat des BASF-Aufsichtsratschefs, wird auf der Hauptversammlung kommenden Freitag zum neuen Chef des größten Chemiekonzerns der Welt gekürt. Hambrecht, der den DAX-Konzern von 2003 bis 2011 führte, hätte den promovierten Chemiker gern als seinen direkten Nachfolger gesehen. Doch der Aufsichtsrat bevorzugte den Ökonomen Kurt Bock. Für seine Scheu vor großen Übernahmen wurde der Ex-Finanzvorstand oft kritisiert. Größe sei nicht entscheidend, argumentierte Bock dann. Vom Neuen an der Spitze erwarten Aktionäre jetzt Angriff statt kontrollierter Defensive.
Brudermüller deutete bereits einen Wandel an: "Wir wollen das innovativste Unternehmen in der Chemie bleiben und haben den Anspruch, Taktgeber zu sein", sagte der designierte Chef. Börsianer erwarten, dass er sein Versprechen zügig umsetzt und Wachstum generiert.
Derart geplante Übergänge sind auch im DAX längst nicht immer an der Tagesordnung. Zuletzt gab es zwei überraschende Wechsel.
Anfang April wurde John Cryan mit sofortiger Wirkung an der Spitze der Deutschen Bank abgelöst. Beobachter werten die Beförderung des Privatkundenchefs Christian Sewing an die Spitze der größten deutschen Bank als "richtig und vernünftig". Wegen der riesigen Lasten aus der Vergangenheit dürfte es jedoch dauern, bis hier ein nachhaltiger Wandel sichtbar wird.
Nur zwei Tage später krachte es in Wolfsburg. VW-Chef Matthias Müller fiel einem radikalen Umbau zum Opfer. Markenchef Herbert Diess ersetzt ihn am Steuer des weltgrößten Automobilkonzerns - trotz jüngster Rekordzahlen.
Rund die Hälfte der Konzerne aus der obersten Börsenliga hat während der vergangenen fünf Jahre neue Chefs gewählt. Nimmt man die 50 Unternehmen aus dem MDAX dazu, dann haben mit 29 ein gutes Drittel der 80 größten deutschen Firmen in diesem Zeitraum die Führung ausgetauscht.
Neue Chefs erhalten meist einen größeren Handlungsspielraum für Veränderungen. Binnen drei bis fünf Jahren entfalten die Wechsel dann oft deutliche Wirkung auf die Kursentwicklung der Aktien. €uro am Sonntag hat die Chefwechsel in DAX und MDAX der vergangenen fünf Jahre untersucht.
Das Fazit: Die neuen Besen kehren, gemessen am Kurs, längst nicht immer besser als die alten. Wer sich alle 29 Aktien am ersten Tag der neuen Führung ins Depot legte, verzeichnete im Schnitt 24 Prozent Wertzuwachs einschließlich der Dividenden. Zur Annäherung: Der DAX hat seit dem Tag des ersten hier betrachteten Wechsels, Anfang 2014, rund 32 Prozent an Wert gewonnen.
Denn neue Strategien bringen auch erhebliche Risiken mit sich. So verlor etwa das Papier von BMW seit Antritt Harald Krügers im Mai 2015 rund fünf Prozent. Ein Grund: Premiumkonkurrent Daimler hat die Bayern zwischenzeitlich von der Spitze des Markts verdrängt. Osram-Chef Olaf Berlien, der Anfang 2015 beim Lichttechnikspezialisten antrat, holte hingegen mehr als 60 Prozent Plus heraus, was auch am radikalen Umbau liegt, den Berlien dem Konzern verschrieben hat. Und unter Reiner Winkler verdoppelte sich die Aktie des Triebwerksbauers MTU Aero Engines seit dessen Start im Januar 2014.
Die Redaktion stellt im Folgenden fünf Aktien vor, bei denen wir mit einer positiven Entwicklung nach dem Chefwechsel rechnen.
BASF, DAX:
Martin Brudermüller übernimmt die Führung des Chemieprimus in einer Phase großer Umbrüche. Im Geschäft mit Saatgut und Pestiziden schiebt sich Rivale Bayer mit dem Kauf des US-Konzerns Monsanto weltweit an die Spitze. In Amerika arbeiten die erst im vergangenen Jahr fusionierten Konzerne Dow Chemical und DuPont an der Aufspaltung in drei kleinere Spezialisten. Brudermüller muss dafür sorgen, dass die für die zweite Jahreshälfte avisierte Ausgliederung der Öl-und-Gas-Dienstleistungstochter Wintershall in eine Firma mit dem Öl- und Gasförderer Dea reibungslos klappt. Den Wert des Unternehmens mit 4,2 Milliarden Euro Umsatz und einer täglichen Förderung von bis zu 600.000 Barrel Öl und Gas schätzen Experten auf 14 Milliarden Euro. Mittelfristig soll die Firma aufs Parkett.
Aktuell übernimmt BASF Teile von Bayers bisherigem Saatgutgeschäft. Parallel dazu muss Brudermüller die vom französischen Konzern Solvay übernommene Polyamidsparte in das Geschäft mit technischen Kunststoffen reibungslos integrieren. Das sollte dem Chemiker dank seines Insiderwissens gelingen.
Munich RE, DAX:
Seit mehr als 26 Jahren arbeitet Joachim Wenning bei der Munich Re, seit einem Jahr steht er an der Spitze des größten Rückversicherers der Welt. Viele Beobachter trauen Wenning zu, dass er den Primus in die Spur bringt. Seit der promovierte Ökonom das Ruder übernommen hat, legte der Börsenwert um 14 Prozent zu. Zum Vergleich: Der DAX trat im gleichen Zeitraum auf der Stelle.
Die Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo führt Wenning an der kurzen Leine. Derzeit werden dort 2.000 Stellen abgebaut. Ergo werde erst dann ihre Kapitalkosten verdienen, wenn sie 2021 mindestens 600 Millionen Euro Gewinn abliefere, mahnte der Chef auf der Hauptversammlung. Für 2020 avisiert die Munich Re 2,8 Milliarden Euro Nettogewinn. 2016 waren es 2,7 Milliarden, im Rekordjahr 2014 verdiente der DAX-Konzern rund 3,2 Milliarden. Zuwächse in der Rück- und Erstversicherung sind derzeit schwierig. Ein Trost für Aktionäre sind die hohen Dividenden. Bei der Wertsteigerung sind sie ein zuverlässiger zusätzlicher Faktor.
Volkswagen, DAX:
Mit seiner ersten Quartalsbilanz ist Herbert Diess als neuer Chef von Volkswagen am Donnerstag gut gestartet. "Unser Ziel ist es, Volkswagen in der Branche zu einem der führenden Unternehmen bei Profitabilität, Innovation und Nachhaltigkeit zu formen. Die Zahlen bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind", kündigte der 59-jährige Manager an. Als Diess 2015 von BMW zu Volkswagen als Chef der Marke VW und Mitglied im Konzernvorstand wechselte, landete er direkt im Zentrum der Macht. "Die allerwenigsten Dinge" würden im Unternehmen "so bleiben, wie sie sind", sagte er einmal.
Häufiger soll er bei VW klargemacht haben, dass ihm die Firmenkultur in Wolfsburg nicht behagt. Damit der weltweit größte Autobauer schneller auf den Umbruch in der Branche, etwa durch alternative Antriebe und autonomes Fahren, reagieren kann, soll der Konzern weniger zentralistisch geführt werden. Die Nutzfahrzeugsparte mit den Marken MAN und Scania soll an die Börse.
Trotz der Belastungen durch den Dieselskandal und höhere Investitionen in Zukunftstechnologie stellt Diess für 2018 eine operative Marge zwischen 6,5 und 7,5 Prozent in Aussicht. Im Vorjahr waren es 7,4 Prozent. Börsianer trauen dem Neuen an der Spitze zu, bei der Profitabilität das obere Ende der Prognose zu erreichen.
Aurubis, MDAX:
Jürgen Schachler, seit Juli 2016 Aurubis-Chef, baut den über 150 Jahre alten Kupferverwerter aus Hamburg erfolgreich zu einem Multimetallkonzern um. Das stellt auch Deutschlands zweitgrößten Stahlkocher, Salzgitter, mit 16 Prozent der Anteile der größte Einzelaktionär von Aurubis, zufrieden. Schachlers Fachwissen hat den Wirtschaftswissenschaftler für den Job als Reformer prädestiniert. Zuvor hatte er 23 Jahre lang auf verschiedenen Stationen für den Stahlriesen ArcelorMittal gearbeitet.
Schachlers jüngste Maßnahme, der Verkauf der Flachwalzprodukte an die Wieland-Werke, setzt die Strategie fort. Bankhaus-Lampe-Analyst Marc Gabriel sieht den Verkauf "als Vorbereitung für einen größeren Zukauf in der Metallverarbeitung während der nächsten zwölf Monate". Als Vorbild dafür wertet er den Kauf des Kupferverarbeiters Cumerio 2008.
Mit der Integration der Firma verbesserte Aurubis seine Effizienz deutlich und erhöhte die Kapazitäten in der Kupferverarbeitung um 77 Prozent. Am Donnerstag erhöhten die Hanseaten ihre Prognose für das Gesamtjahr.
Norma Group, MDAX:
Bernd Kleinhens wurde im Januar Chef der Norma Group im hessischen Maintal. Der Maschinenbauingenieur kennt den Spezialisten für anspruchsvolle Verbindungstechnik seit 1991. Kleinhens soll die große Abhängigkeit des Unternehmens von der Automobilindustrie verringern.
Derzeit kommt hiervon rund die Hälfte des Geschäfts. Unter den 35 000 Produkten sind auch Komponenten für Leitungs- und Kühlsysteme. Das Geschäft baut Kleinhens aus. Jüngst übernahm er Kimplas Piping Systems, einen indischen Hersteller von Wasserleitungen mit rund 21 Millionen Euro Umsatz - sein erster Deal. 2017 schafften die Hessen erstmals über eine Milliarde Euro Umsatz.
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