Börsenausblick |
11.01.2016 12:00:00
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"Korrektur an den Börsen bietet Chancen"
Die Korrektur zum Jahresanfang ist überraschend stark ausgefallen. Für Anja Hochberg erhöht das die Kurschancen in diesem Jahr. "Die relative Outperformance der Schweiz dürfte anhalten", ist die Anlagechefin von Credit Suisse überzeugt.
Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Anja Hochberg*:Ganz klar die aktuelle Korrektur an den Aktienmärkten. Innerhalb von vier Tagen wurde der Börsenhandel in China zum zweiten Mal ausgesetzt. Neben erneut eher schwachen Daten im Bereich der verarbeitenden Industrie hat sich der Renimbi substantiell abgeschwächt. In einem Umfeld saisonal bedingt schwacher Liquidität haben zudem die angekündigte Aufhebung von Verkaufsbeschränkungen für Verunsicherung gesorgt. Dieses lokale Ereignis hat sich jedoch vor dem Hintergrund eher schwacher Makrodaten wie dem PMI in den USA und der besagten eingeschränkten Liquidität auch auf die globalen Märkte übertragen.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Im Vergleich zu anderen, stärker betroffenen Märkten konnte sich der Schweizer Markt etwas besser halten und wir gehen auch davon aus, dass diese relative Outperformance anhalten dürfte. Im Schweizer Markt ist gemäss unseren Studien die Liquidität auch im relativen Vergleich besser, trotzdem dürfte uns noch eine insgesamt schwierige Handelswoche bevorstehen.
Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Vor Jahresende haben wir rund 10 Prozent Ertragspotenzial gesehen. Das gilt auch weiterhin, angesichts der aktuellen Korrektur im Zweifelsfall sogar eher etwas mehr.
Wo sehen Sie Chancen?
Wenngleich die aktuelle Korrektur noch nicht abgeschlossen ist, kann sie unseres Erachtens eine Chance bieten, da insbesondere das makroökonomische Bild der Märkte zu skeptisch ist und die Korrektur durch die flaue Liquidität überzeichnet ist. Insgesamt behalten wir sie Aktienquote vorläufig bei und setzen regional auf die Schweiz, die Eurozone und Australien und bei den Sektoren auf Healthcare, IT und Telecoms. Als defensive Investitionsmöglichkeiten eignen sich zum Beispiel Long-Short Strategien, die das direkte Marktrisiko reduzieren.
Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Obwohl der Ölpreis mittlerweile wieder Tiefststände erreicht hat, ist es unseres Erachtens für Rohstoff-Aktieninvestitionen noch zu früh. Auch für die Direktinvestitionen sind die Rollkosten aufgrund der Kurvenstruktur nach wie vor enorm hoch.
Wie geht’s weiter beim Franken?
Wir sehen den Franken zum Euro nach wie vor in der etablierten Handelsspanne zwischen 1.08 und 1.10. Zwar haben sich jüngst die Konjunkturindikatoren - auf Basis des PMI - in der Schweiz etwas verbessert. Die Schweizerische Nationalbank dürfte aber trotzdem wachsam bleiben. Zum Dollar kratzen wir gerade an der Parität und dürften auf Jahressicht auch deutlich darüber zu liegen kommen.
Wovon wurden Sie jüngst positiv oder negativ überrascht?
Dass Weihnachten und das Jahresende dann doch so schnell da waren. Nein, wir haben zwar argumentiert, dass es dieses Jahr keine Jahresendrally geben wird und haben sowohl auf die angespannte Liquiditätssituation als auch die aktuell fehlenden positiven Katalysatoren verwiesen, dennoch hat uns die Intensität der Korrektur in den ersten Handelstagen etwas überrascht. Umso wichtiger ist, die Vorzüge eines disziplinierten Anlageprozesses zu nutzen und zur Erkenntnis zu kommen, dass die Märkte dabei sind, zu unterschiessen.
*Dr. Anja Hochberg ist Chief Investment Officer für die Region Schweiz und Europa bei der Credit Suisse. Vor ihrem Eintritt in die Bank 2001 war Anja Hochberg in der Volkswirtschaftsabteilung der Landesbank-Hessen Thüring als Analystin tätig. Anja Hochberg hat nach ihrem Studium in Berlin und einem Nachdiplomstudium in Brügge ein Doktorat an der University of Wales gemacht, wo sie auch während vier Jahren als Dozentin im Bereich internationale Finanzmärkte tätig war.
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