Pandemieprofiteur |
11.01.2021 23:03:00
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Krisenprofiteur Zoom - Was Anleger nach dem rasanten Jahr 2020 erwarten können
2020 wird als besonderes Jahr in die Geschichte eingehen. Umso interessanter ist der Blick auf den Aktienmarkt: TheStreet hat die Top Investments des letzten Jahres herausgepickt - mit Zoom auf dem zweiten Platz. Die Gründe und wie es weitergeht.
• Zoom als eine der besten Investitionen in 2020
• Großer Anstieg der Nutzerzahlen während der Pandemie
Bereits vor der Pandemie schrieb der von Eric Yuan gegründete Videokonferenzdienst eine sehenswerte Wachstumsgeschichte: Die erste Version von Zoom kam 2013 auf den Markt - es zeichnete sich durch eine vereinfachte Benutzeroberfläche aus und punktete mit HD-Videokonferenzen. Dadurch und dank des wettbewerbsfähigen Preis-Leistungs-Verhältnisses eroberte Zoom zahlreiche Firmenkunden, heißt es bei TheStreet. Bis Mai zählte der Kommunikationsdienst eine Millionen User, ein Jahr später folgte bereits die Verzehnfachung. Doch damit nicht genug - 2020 sollte ein besonderes Jahr folgen, von dem Zoom profitierte.
Mit Corona kam die Expansion und der Mainstream bei Zoom an
Bereits bevor die Pandemie eintraf und Online-Kommunikation unabdingbar machte, erfreute sich Zoom großer Beliebtheit in der Tech-Community und war im Begriff, Marktanteile von Microsoft, Cisco & Co. für sich zu vereinnahmen. Doch als COVID-19 um sich Griff, wollten nicht mehr nur Firmenkunden, sondern auch der Mainstream wollte Zoom nutzen - vor allem in den USA sei diese Entwicklung zu bemerken gewesen - um auf diesen Weg Familie, Freunde und Bekannte zu kontaktieren. Das sei insbesondere dank der benutzerfreundlichen Oberfläche und sauberen Funktion problemlos gewesen. So wurde vorher wie bei der Suchmaschine Google auch von der Videokonferenzplattform ein eigenes Verb - zoomen - abgeleitet.
Wie Gründer Eric Yuan im Juni mitteilte, waren die Nutzerzahlen in der Spitze auf täglich bis zu 300 Millionen Nutzer angewachsen. Die Zoom-Meeting-Minuten explodierten dabei auf eine annualisierte Rate von zwei Billionen, berichtet TheStreet. Doch mit dieser massiven Expansion wurde Zoom wortwörtlich zum Ungetüm, mit dem auch Schwierigkeiten, die gelöst werden wollten, auftraten.
Junges Ungetüm Zoom musste Sicherheit verbessern
Um die Sicherheit von Zoom zu optimieren, holte Yuan den ehemaligen Facebook Sicherheitschef Alex Stamos als Berater ins Boot. Außerdem wurde der Sicherheitsspezialist Keybase akquiriert, um die Cybersicherheit zu verstärken. Ende April ging dann die fünfte Version der Zoom-Plattform live, die über eine 256-Bit-Verschlüsselung verfügt.
Und obwohl das rasant gewachsene Ungetüm erst noch gebändigt werden musste, boomte das Kerngeschäft immer weiter. Das zweite Quartal wurde mit einem rosigen Ergebnis beendet - im Vergleich zum Vorjahr hatte sich der Umsatz um 167 Prozent auf 328 Millionen US-Dollar vervielfacht. Die Zoom-Manager trieben die Entwicklung von Zoom weiter voran, eine Partnerschaft mit einem Hardwareanbieter wurde angekündigt, um vor allem den Nicht-Firmenkunden gerecht zu werden.
Währenddessen beschleunigte sich das Wachstum weiter: Im dritten Quartal stand mit 777 Millionen US-Dollar eine Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr um 367 Prozent zu Buche. Auch aktuell sieht es so aus, als würde diese Entwicklung nicht abreißen: Wie TheStreet Yuan widergibt, rechne er mit einem Umsatz in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar für das laufende Quartal.
Keine Spur vom Crash-Quartal: Zoom-Aktie prescht voraus
Die Zoom-Aktie fand ebenso schnell Gefallen bei Anlegern wie das Kernprodukt bei Privatpersonen, Schulen & Co. Im Gegensatz zu den meisten anderen Aktiencharts sucht man bei Zoom lange nach einem Kurssturz im März, als Massen aus dem Aktienmarkt flohen. Stattdessen startete das Papier des Video-Kommunikationsdienstes seine nahezu ungebrochene 2020er Rally: Am 20. Oktober erklomm die Zoom-Aktie bei 588,81 US-Dollar ein neues Rekordhoch. Davon hat sich der Kurs kurz darauf zwar wieder deutlich entfernt, nichtsdestotrotz verzeichnete der Kurs auf Jahressicht eine Performance von 395 Prozent.
2021 und Pandemieende naht: Zooms Glücksträhne bald vorbei?
Zoom profitierte in erster Linie von den Lockdowns, die Kontaktbeschränkungen und Homeoffice mit sich brachten. Das massive Wachstum der vergangenen Monate lässt sich vermutlich schwer noch lange immer weiter toppen. TheStreet konkludiert deshalb, dass das Einzige, was nun gegen Zoom spreche, die Erwartungen der Investoren seien.
Ergeht es Zoom bald so wie Netflix? Schließlich zeigten sich auch hier Investoren schnell unbeeindruckt von Rekordabozahlen, nachdem das zweite Quartal 2020 nur so vor Nutzerwachstum strotzte, der Boom aber anschließend etwas nachließ.
Jim Cramer, Moderator bei CNBC und Gründer von "TheStreet", sagte in einem Gespräch mit der Newsseite, er halte Zoom nicht für eine geeignete Aktie, wenn Amerika sich angesichts einer wiedergewonnen Normalität wieder öffnen werde. Für Bildungszwecke verlöre Zoom nach den Impfkampagnen quasi vollständig seinen Einsatz. Außerdem meinte der Börsenexperte, sei das Wachstum der Nutzerzahlen im privaten Bereich nicht stark genug, um auch nach der Pandemie Bestand zu haben. Zwar lobt er die Arbeit von Eric Yuan als CEO, gibt aber auch zu verstehen, dass die Markterwartungen schwerer wiegen und befürchtet, die Aktie könnte sinken.
Ob Jim Cramers Pessimismus der Zoom-Aktie gegenüber tatsächlich zum Tragen kommt, bleibt abzuwarten. Schließlich zieht sich die Zeit bis zum endgültigen Ausmerzen von Corona noch hin. Bis dahin dürften Online-Konferenzen, im privaten wie im unternehmerischen Kontext, weiterhin beliebt sein. Und inwiefern die neuen Gewohnheiten beibehalten oder wieder abgelegt werden, lässt sich gleichermaßen ungenau vorhersagen.
Redaktion finanzen.ch
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