Enttäuschender Börsenstart |
17.10.2023 22:10:00
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Nach schwachem Sandoz-IPO: Was bringt die Zukunft für die Novartis-Tochter?
Erst Anfang des Monats brachte der Pharma-Gigant Novartis seine Generika-Sparte Sandoz aufs Schweizer Börsenparkett. Das IPO verlief jedoch eher durchwachsen. So könnte es für die Sandoz-Aktie nun weiter gehen.
• Eine Sandoz-Aktie für fünf Novartis-Anteile
• Chancen und Herausforderungen in Generikabranche
Novartis bringt Sandoz an die Schweizer Börse
Erstmals kündigte das Schweizer Pharma-Schwergewicht Novartis im August 2022 seine Pläne zur Abspaltung der Generika-Sparte Sandoz an. Knapp ein Jahr später wurde die Zukunft für den Hersteller von Nachahmerpräparaten von bereits zugelassenen Arzneimitteln etwas klarer. Novartis-CEO Vasant Narasimhan erklärte, dass man die Aktionäre noch im September 2023 über eine mögliche Trennung von der Tochter entscheiden lassen wolle. Gesagt, getan: In einer außerordentlichen Generalversammlung am 15. September stimmten die Aktionäre dem Vorhaben zu. Als Abspaltungstermin wurde der 4. Oktober 2023 festgelegt.
Im Rahmen der Börsenkotierung von Sandoz wurden Novartis-Anleger mit einer Sandoz-Aktie für fünf Novartis-Anteile in Form einer Ausschüttung belohnt. "Jeder Novartis-Aktionär erhält eine Sandoz-Aktie für jeweils fünf Novartis-Aktien und jeder Novartis-ADR-Inhaber erhält ein Sandoz ADR für jeweils fünf Novartis ADRs. Novartis-Aktionäre und ADR-Inhaber erhalten für etwaige Bruchteile einen Barbetrag", hieß es bereits im Vorfeld von Seiten des SMI-Unternehmens. Insgesamt wurden 431 Millionen Sandoz-Aktien ausgegeben.
Holpriges Börsendebüt für Sandoz
Der Börsenstart selbst verlief hingegen nicht ganz wie erwartet. Experten hatten für den Erstkurs im Vorfeld eine Spanne von 25 bis 33 Franken geschätzt, tatsächlich ging das Sandoz-Papier aber bei 24 Franken in den Schweizer Handel. Damit betrug der Börsenwert des Börsenneulings zum Handelsstart umgerechnet 11,2 Milliarden US-Dollar. Im Tageshoch stieg die Novartis-Abspaltung zwar bis auf 25,20 Franken, zum Handelsschluss stand jedoch nur noch ein Plus von 1,46 Prozent auf 24,35 Franken an der Kurstafel. Mittlerweile konnte sich das Papier jedoch zumindest in die von den Analysten erwartete Spanne vorkämpfen: Zuletzt kosteten die Anteile an der SIX 29,37 Franken (Schlusskurs vom 16. Oktober 2023) und damit 22,38 Prozent mehr als noch zum IPO.
SMI-Fonds dürften Sandoz-Anteile abstoßen
Trotz der jüngsten Kursgewinne ist aber nicht abzusehen, wie sich das Papier langfristig schlagen wird. Für Gegenwind könnte die Tatsache sorgen, dass der Mutterkonzern Novartis zwar nach wie vor im SMI notiert ist, Sandoz es jedoch - bis auf den Tag des Spin-Offs - nur in die Nebenwerteindizes SMIM, SLI und SPI geschafft hat. Darüber hinaus sind die Börsenneulinge außerdem im SXI Life Sciences gelistet. Fonds, die den SMI abbilden, müssen ihre Sandoz-Anteile also abtreten. Bereits vor der tatsächlichen Abspaltung hatten Strategen der Investmentbank Jefferies vor einem Nachfrageproblem gewarnt: "Wir sehen bei vielen Novartis-Anlegern nur ein geringes Interesse an einer eigenständigen Sandoz-Aktie", schrieben die Experten laut der Nachrichtenagentur "Reuters" in einem Kommentar.
Konkurrenzkampf belastet
Gründe, weswegen frischgebackene Sandoz-Anleger die Abspaltung kritisch sehen könnten, gebe es laut der "Neuen Zürcher Zeitung" zuhauf. Eine Herausforderung sei die günstigere Herstellung von Generika im Ausland. So seien Mitbewerber aus Indien und China gut aufgestellt, da die Personalkosten in den dortigen Produktionsstätten deutlich niedriger seien. Darüber hinaus habe man in Europa laut der NZZ mit erheblich strengeren Umweltvorschriften zu kämpfen.
Der Konkurrenzkampf bringe außerdem einen hohen Preisdruck mit sich, der europäische Produzenten von Nachahmerpräparaten in Zugzwang bringt. Damit sinken jedoch auch die Gewinnmargen von Sandoz & Co. Auch wehren sich die Hersteller der originalen Medikamente oftmals gerichtlich gegen die günstigeren Alternativen und hetzen Patentanwälte auf Generikafirmen. Erst vor wenigen Tagen einigte sich Sandoz mit Neurocrine Biosciences in einem Patentstreit um das Mittel Ingrezza. Ab Februar 2040 darf die Novartis-Abspaltung eine Generika-Version auf den US-amerikanischen Markt bringen.
Sandoz hat bei Biosimilars die Nase vorn
Stratege Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank sieht jedoch auch Chancen für Sandoz. So könne das Unternehmen künftig von auslaufenden Patenten profitieren, wie er laut Reuters erklärte. "In den nächsten Jahren verlieren viele biologisch hergestellte Milliardenmedikamente den Patentschutz, was den Biosimilar-Produzenten einige Chancen eröffnen dürfte", so der Analyst. Unter Biosimilars versteht man Nachahmerpräparate, die durch lebende Organismen hergestellt werden. Die Produktion von Generika erfolgt jedoch durch chemische Syntheseprozesse. Bei Biosimilars wird außerdem, im Gegensatz zu Generika, nicht der absolut identische Wirkstoff wie bei den Originalmitteln verwendet. Das Wachstumshormon Omnitrope, das erste dieser Biosimilars aus der Sandoz-Produktsparte, wurde 2006 veröffentlicht, wie die NZZ berichtete. Mittlerweile hat die Novartis-Abspaltung acht dieser Präparate im Programm, außerdem wird derzeit an insgesamt 25 weiteren Biosimilars geforscht. Damit könne sich Sandoz dem Blatt zufolge über einen Vorsprung auf diesem Gebiet freuen und außerdem davon profitieren, dass die Preise für Biosimilars in der Regel über denen von Generika liegen. Auch Experten der US-Großbank JPMorgan fanden jüngst lobende Worte für Biosimilars - und attestierten dem Unternehmen, hier in der "Weltliga" mitzumischen.
Eintritt in Schwellen- und Entwicklungsmärkte - aber auch Etablierung in Industriestaaten
Die niedrigpreisigeren Generika bieten außerdem auch Chancen für den Markteintritt in Schwellen- und Entwicklungsländer, wie die Schweizer Zeitung betont. So seien die Medikamente für Patienten in diesen Regionen deutlich erschwinglicher als die originalen Präparate und bieten oftmals überhaupt erst einen Zugang zu medizinischer Versorgung. Aber auch in Industriestaaten sei Sandoz gut positioniert. Bemessen am Bruttoumsatz ist das Unternehmen weltweit der größte Anbieter von Generika, mit einem jährlichen Umsatz in Höhe von 9 Milliarden US-Dollar. Damit führe Sandoz den europäischen Markt klar an.
Größter Börsengang in der Schweiz seit Alcon-IPO
Trotz dem eher enttäuschenden Börsenstart Anfang Oktober handelt es sich Reuters zufolge beim Sandoz-IPO um den größten Börsengang an der Schweizer Börse, seit 2019 der Augenspezialist Alcon den Weg aufs Börsenparkett wagte. Zuvor gehörte das Pharmaunternehmen ebenfalls zu Novartis, wurde dann jedoch ausgegliedert und ist - genau wie das Mutterunternehmen - im SMI enthalten. Auch im internationalen Vergleich muss sich Sandoz nicht verstecken, wie Daten von Reuters zeigen. So liegt Sandoz mit seinen 11,2 Milliarden US-Dollar Börsenwert zum Start etwa über dem von SCHOTT Pharma zum IPO, das Ende September in Frankfurt abgewickelt wurde.
Redaktion finanzen.ch
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