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Vor Halbjahreszahlen 18.07.2022 23:29:00

Novartis-Aktie, ABB-Aktie, Credit Suisse-Aktie & Co.: Bei diesen Schweizer Werten haben Analysten ihre Einschätzungen vor der Bilanzsaison angepasst

Novartis-Aktie, ABB-Aktie, Credit Suisse-Aktie & Co.: Bei diesen Schweizer Werten haben Analysten ihre Einschätzungen vor der Bilanzsaison angepasst

Bevor die Bilanzsaison wieder auf Hochtouren läuft, haben zahlreiche Strategen ihre Kursziele für Schweizer Unternehmen überprüft und auf den neuesten Stand gebracht. Diese Erwartungen haben die Experten an die heimischen Standard- und Nebenwerte.

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• Bilanzsaison kommt ins Rollen
• Zahlreiche Herausforderungen
• Fokus auf Ausblicke statt Ergebnisse

Herausforderungen im Blick

Im Umfeld von hohen Inflationsraten, Zinserhöhungen, zunehmenden Lieferschwierigkeiten sowie geopolitischen Unsicherheiten, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, dürfte die nahende Zahlenvorlage von Schweizer Unternehmen zum zweiten Jahresviertel 2022 die Anleger besonders interessieren. So stellt sich die Frage, ob heimische Konzerne die Krise im vergangenen Quartal meistern konnten oder bereits Rücksetzer einstecken mussten. Bevor die Bilanzsaison aber demnächst beginnt, haben einige Analysten die Verschnaufpause genutzt, um bei ihren Bewertungen klar Schiff zu machen.

Novartis-Aktie

Eines der ersten SMI-Schwergewichte, das Zahlen zum abgelaufenen Quartal vorlegt, ist der Pharma-Riese Novartis. Bereits morgen öffnen die Basler die Bücher. UBS-Analystin Laura Sutcliffe hält vor der Zahlenvorlage zwar an ihrer "Neutral"-Einstufung fest, senkt ihr Kursziel aber von vormals 88 Franken auf 86 Franken. Erst im April erhöhte Sutcliffe ihre Bewertung von 85 Franken auf 88 Franken. Nachdem Novartis im ersten Quartal 2022 weitgehend wie erwartet abschnitt, dürften grössere Überraschungen auch im zweiten Jahresviertel ausbleiben, wie die Strategin in einer Studie erklärt. Für die Tochter Sandoz dürfte das erste Halbjahr aber problematisch gelaufen sein, eine Anhebung der Prognose sei daher nicht zu erwarten. Zuletzt stand auch immer wieder mal ein möglicher Verkauf der Generikasparte zur Debatte, Novartis selbst erklärte kürzlich aber einen eigenen Börsengang zur wahrscheinlicheren Option. Hier dürfte das zweite Halbjahr der Expertin zufolge aber deutlich mehr Impulse liefern.

Weniger optimistisch sind jedoch Sutcliffes Kollegen von JPMorgan und der Deutschen Bank: Während Richard Vosser vom US-amerikanischen Kredithaus das Kursziel auf 80 Franken belassen hat, fuhr Deutsche Bank-Analyst Emmanuel Papadakis seine Einschätzung von 80 auf 75 Franken herunter. Mögliche Herausforderungen könnten Produktionsstörungen bei Medikamenten wie Lutathera und Pluvicto mit sich bringen.

ABB-Aktie

Kurz darauf folgt auch ABB mit der Zahlenvorlage. Am 21. Juli präsentiert der Zürcher Automatisierungstechnikkonzern sein Ergebnis für das vergangene Jahresviertel. Alexander Virgo von der Bank of America passte sein Kursziel für die ABB-Papiere laut "cash Insider" kürzlich von 35 Franken auf 29 Franken an. Riet der Stratege zuvor noch zum Kauf der Aktie, bekommt der Anteilsschein nun nur noch ein "Neutral"-Rating verpasst. Als Belastungsfaktoren nannte der Experte dem Online-Portal zufolge Verzögerungen in den Lieferketten sowie einen steigenden Preisdruck im Bereich der Rohstoffe. Zwar seien diese Faktoren weitgehend eingepreist, dennoch liege seine Einschätzung um bis zu 17 Prozent unter den Bewertungen einiger seiner Kollegen von anderen Analysehäusern. Daher rechnet der Analyst damit, dass auch diese zeitnah Anpassungen vornehmen werden.

Auch Deutsche Bank-Stratege Gael de-Bray setzte das Kursziel für ABB-Aktien kürzlich von 32 Franken auf 28 Franken herab, bleibt aber bei seiner "Hold"-Empfehlung. Zu gross seien die gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten, heisst es in einer Studie. Auch sein Barclays-Kollege Lars Brorson setzte seine Einschätzung zuletzt von 34 Franken auf 29 Franken herab. Dem Experten zufolge dürfte eine Rezession die europäische Industrie treffen und damit auch den Zürcher Konzern in Mitleidenschaft ziehen. Weniger pessimistisch zeigt sich derweil die US-Bank Goldman Sachs: Zwar kappte Strategin Daniela Costa die Prognose kürzlich von 38 Franken auf 36 Franken, beliess den Schein aber auf der "Conviction Buy List" der Bank. In einem deutlich trüberen Wirtschaftsumfeld dürfte bei der Zahlenvorlage daher nicht das Ergebnis, sondern der Ausblick besonderes Interesse finden.

Sika-Aktie

Nur einen Tag später, am 22. Juli, präsentiert auch der Bauchemiekonzern Sika sein Zahlenwerk. Zuletzt standen die Aktien des Konzern deutlich unter Druck: Seit Jahresbeginn ging es bereits um mehr als 40 Prozent abwärts. Experten der Baader Helvea setzen den Kursschwund zwar mit einer generellen Unsicherheit aufgrund steigender Zinsen sowie der Angst vor wirtschaftlicher Stagnation im Baugewerbe in Verbindung, halten das Ausmass des Wertverlusts allerdings für übertrieben, wie es bei "The Market" heisst. Der Konzern dürfte sich nach Ansicht der Analysten allerdings wieder erholen. So sprechen sie eine Kaufempfehlung aus und belassen das Kursziel unverändert bei 365 Franken.

Besonders aufgrund der Preismacht des Konzerns werde das Ergebnis zum zweiten Quartal 2022 daher positiv ausfallen, glauben die Strategen laut dem Online-Portal. So könne Sika die Wachstumsprognose nach der Zahlenvorlage am 22. Juli gar auf mehr als 20 Prozent aufstocken. Das Unternehmen könne seine Verkaufspreise schneller anpassen als die Kosten steigen würden, sodass die Marge trotz des hohen Preisdruckes weiter zunehme, so die Experten der Baader Helvea, die Sika-Aktien als "attraktive Einstiegsgelegenheit" einschätzen.

Credit Suisse-Aktie

Am 27. Juli folgt dann auch die zweitgrösste Bank der Schweiz, die Credit Suisse. Zuletzt stand das Finanzinstitut aufgrund zahlreicher Skandale in der Kritik. Laut cash Insider rechnen zahlreiche Analysten damit, dass die Bank das "Übergangsjahr 2022" mit einem Minus abschliessen dürfte, worauf auch der Aktienkurs hindeutet, der seit Jahresbeginn bereits deutlich belastet ist. Auch Anke Reingen von der Royal Bank of Canada beobachtet die Entwicklungen der Grossbank skeptisch. So prognostiziert die Expertin für die von ihr beobachteten Investmentbanken, zu denen auch die Credit Suisse zählt, einen durchschnittlichen Rückgang der Erträge aus dem Kapitalmarktgeschäft um 12 Prozent, wie es in einer Branchenstudie heisst. Reingen senkte das Kursziel von 7,20 auf 6,50 Franken, beliess ihre Einschätzung aber auf "Sector Perform". Während ihre Kollegen von der UBS und Jefferies ihre Kursziele zwar ebenfalls schmälerten, aber an ihrer "Neutral"- bzw. "Hold"-Einstufung festhielten, stufte JPMorgan-Stratege Kian Abouhossein das CS-Papier auf "Underweight". So dürfte das Institut von einer starken Entwicklung des Finanzmarkts profitiert haben, was sich vor allem im Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen zeigen dürfte, wobei der Aktienhandel etwas zurückgefallen sei. Branchenseitig dürfte dem Experten zufolge aber die grosse Schwester UBS die Nase vorn haben.

Sulzer-Aktie

Zwei Tage später, am 29. Juli, folgt der Winterthurer Industriekonzern Sulzer mit Zahlen zum vergangenen Quartal. Vontobel-Analyst Arben Hasanaj reduzierte das Kursziel für Sulzer-Aktien kürzlich von 74 Franken auf 65 Franken und belässt seine Einschätzung bei "Hold". Hasanaj zufolge könnte das derzeitige Risikoumfeld negative Folgen für die Margen des Konzerns nach sich ziehen. Für belastende Impulse sorgte zuletzt auch die Verbindung des Unternehmens sowie der Tochter Medmix zum russischen Grossaktionär Viktor Vekselberg, wie die "NZZ" berichtete. Der Unternehmer griff Sulzer 2018 unter die Arme, als der Pumpenhersteller ins Straucheln geriet. Bereits damals litt das Unternehmen unter Sanktionen gegen Vekselberg von Seiten der USA. Mitte Mai wurden sowohl Sulzer als auch Medimix mit Sanktionen der polnischen Regierung belegt und mussten ihre Geschäfte in Polen damit einstellen, so das Blatt. "Seit 2018 hiess es von Sulzer, dass das Geschäft durch die Verbindung mit Vekselberg nicht beeinträchtigt sei. Jetzt hat ein neues Kapitel begonnen", gab Hasanaj gegenüber der NZZ zu bedenken. "Es wäre für das Management schwer zu rechtfertigen, nichts zu tun." Und auch ein anonymer Anleger des Konzerns äusserte gegenüber der Zeitung Kritik an der Vorgehensweise der Vertragspartner: "Sulzer und Vekselberg sollten jetzt handeln und nicht warten, bis in einem weiteren Land ein Bann ausgesprochen wird."

VAUDOISE VERSICHERUNGEN-Aktie

Besonders starke Anpassungen von Seiten der Analysten sind laut cash Insider bei VAUDOISE VERSICHERUNGEN zu beobachten gewesen. Die Aktien der Versicherungsgesellschaft wurden von Analysten der Bank Vontobel von zuvor 507 Franken auf 479 Franken herabgestuft, die Einschätzung aber bei "Hold" gelassen. Jüngst machten die Lausanner unter anderem mit der Übernahme der KMU-Crowdlending-Plattform Neocredit.ch von sich reden.

Bis es zur Zahlenvorlage kommt, müssen sich Anleger aber noch etwas gedulden. Die Bücher zum zweiten Quartal 2022 öffnet das Unternehmen erst am 31. August.

Redaktion finanzen.ch

Dieser Text dient ausschliesslich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquelle: metamorworks / Shutterstock.com,Fedor Selivanov / Shutterstock.com

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