Börsenausblick |
18.05.2015 06:45:00
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«Risiko sind die Zinsen»
Was erwartet Anleger diese Woche, wo bieten sich Chancen und wo Risiken? Jeden Montag gibt an dieser Stelle ein anderer Experte eine Einschätzung über die aktuelle Börsenwoche - heute Philipp Grüebler, Geschäftsführer der Grüebler Vermögensverwaltung.
Gibt es Einflüsse der Vorwoche, welche an der Börse nachwirken werden?
Philipp Grüebler*: Griechenland zahlte am letzten Montag einen Kredit über 750 Mio. € an den IWF zurück. Diese Rückzahlung wurde jedoch durch die Auflösung des griechischen Bestandes an Sonderziehungsrechten beim IWF im Umfang von 650 Mio. € finanziert. Griechenland verfügt somit über keine nennenswerten Barbestände mehr und steht mit dem Rücken zur Wand.
Für die Märkte waren jedoch Bewegungen an den Obligationenmärkten wichtiger: In den USA und stärker noch in Deutschland korrigierten die Kurse der Staatsanleihen markant, ausgelöst durch ein höheres Wirtschaftswachstum in Europa und einen höheren Ölpreis. Da höhere Zinsen die relative Attraktivität von Aktienanlagen reduzieren, gaben in der Folge die Aktienmärkte nach. Zusätzlich notierte der US Dollar gegenüber dem Euro tiefer, was die europäischen Aktien ebenfalls drückte.
Welche Ereignisse werden die Woche prägen?
Die kurzfristige Zinsentwicklung wird auch diese Woche für die Aktienbörse bestimmend sein. Wahrscheinlich war ein mässiger Anstieg der rekordtiefen Zinsen in Europa überfällig.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Ich erwarte, dass die technische Korrektur an den Zinsmärkten diese Woche endet und sich die Schweizer Börse erholt. Sollten die Anleihenrenditen und der US Dollar jedoch weiter sinken, bleiben die Aktien unter Druck.
Welche Schweizer Unternehmen/Branchen stehen in nächster Zeit besonders im Fokus?
Spannend ist der weitere Verlauf des Übernahmeangebotes von Monsanto für Syngenta. Zur Erinnerung: Das Angebot von Monsanto von CHF 449.- lag 36% über dem Kurs vor dem Angebot. Nachdem das Angebot vom Management von Syngenta als zu tief abgelehnt wurde, könnte Monsanto das Angebot erhöhen, wobei Monsantos Spielraum sicher begrenzt ist. Denkbar ist auch, dass die bestehenden Aktionäre Druck auf Syngenta ausüben, dieses attraktive Angebot anzunehmen.
Ihr Ratschlag für Anleger - wo bieten sich Chancen?
Syngenta notiert zurzeit um CHF 405.-, also immer noch wesentlich unter dem Angebot von Monsanto. Die Chancen stehen gut, dass sich der Kurs in den kommenden Wochen auf CHF 449.- erhöht.
Sobald sich die Situation an den festverzinslichen Märkten beruhigt, werden die Aktienmärkte insgesamt profitieren. Ein höheres Wirtschaftswachstum wird zusätzlich zyklische Aktien beflügeln, welche im Gegensatz zu defensiven Titeln wesentlich günstiger zu kaufen sind.
Und wo sehen Sie Risiken?
Sollten die Zinsen weiter steigen, kommen die Aktien generell wieder unter Druck. Allerdings bin ich der Ansicht, dass die Zinsen aufgrund des nach wie vor schwachen Wirtschaftswachstums nicht stark ansteigen dürften. Zudem sind viele Staaten wegen ihrer starken Verschuldung auf tiefe Zinsen angewiesen, die ihren Haushalt nicht zu stark belasten. Die Notenbanken werden deshalb darauf achten, dass die Zinsen entlang der gesamten Zinskurve auf niedrigem Niveau verharren. Staatsanleihen bergen aber dennoch ein hohes Rückschlagpotential aufgrund ihrer immer noch extrem hohen Notierungen. Dieses Risiko wird nicht durch die tiefen Renditen aufgewogen.
Die mangelnde Zahlungsfähigkeit und der fehlende Reformwille Griechenlands werden auch in Zukunft für Unruhe und Volatilität an den Finanzmärkten sorgen. Der Austritt Griechenlands ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, kann aber nicht mehr ausgeschlossen werden. Die Marktteilnehmer sind zwar mittlerweile auf den Exit Griechenlands aus dem Euro besser vorbereitet als vor drei Jahren, doch ist nicht klar, ob es in bei einem solchen Szenario noch zu Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen könnte. Eine grössere Finanzkrise wird jedoch bei einem "Grexit" nicht erwartet.
Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Schweizer Börse über die nächsten 12 Monate ein?
Aufgrund der stattlichen Bewertungen sehe ich kein grosses Aufwärtspotential. Allerdings sind die Aktien nicht so teuer, dass wir von einer Blase sprechen müssten. Die Kurse dürften in den nächsten 12 Monaten leicht höher notieren. Scharfe Korrekturen und erwarte ich aufgrund einer weiterhin expansiven Geldpolitik der Notenbanken nicht.
*Philipp Grüebler ist Portfolio Manager und Geschäftsführer der Grüebler Vermögensverwaltung AG. Bevor er im Jahr 2000 zur Grüebler Vermögensverwaltung AG stiess arbeitete er bei UBS und Credit Suisse. 1995 schloss er das Betriebswirtschaftsstudium mit dem Lizenziat ab und 2000 den Chartered Finanicial Analyst (CFA).
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