Galoppierende Inflation |
01.06.2022 23:00:00
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Scharfe Kritik von Bill Ackman: Verfehlte Fed-Geldpolitik ist Schuld an Börsenturbulenzen
Bereits seit längerem belehrt Hedgefonds-Manager Bill Ackman die US-Notenbank Federal Reserve darüber, wie sie ihre Geldpolitik ausrichten sollte, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Bei Twitter forderte er nun einmal mehr ein aggressiveres Vorgehen - und fand dabei drastische Worte.
• Entweder aggressivere Geldpolitik oder wirtschaftlicher Zusammenbruch werden Inflation stoppen
• Märkte werden steigen, sobald galoppierende Inflation besiegt ist
Bereits im Februar - und damit noch vor der ersten Leitzinsanhebung der US-Notenbank - forderte der Milliardär und Hedgefonds-Manager Bill Ackman die Fed auf, den Markt mit grossen Zinsschritten zu schockieren. Nur so könne die Zentralbank ihre Entschlossenheit unter Beweis stellen, Glaubwürdigkeit zurückerlangen und den Kampf gegen die Inflation möglicherweise noch gewinnen. Doch obwohl die US-Währungshüter den Leitzins inzwischen mehrfach - und zuletzt in einem historischen Schritt sogar um 50 Basispunkte - angehoben haben, ist der Hedgefonds-Manager nicht zufrieden. Auf Twitter zeichnete er ein düsteres Zukunftsszenario und forderte die Fed erneut zu einem aggressiveren Vorgehen auf.
Bill Ackman fordert erneut aggressivere Geldpolitik
Nach Ackmans Ansicht ist die Fed immer noch zu zögerlich und tut nicht genug, um die hohe Inflation zu bändigen. "Die Inflation ist ausser Kontrolle. Die Inflationserwartungen geraten gerade ausser Kontrolle. Die Märkte implodieren, weil die Anleger nicht zuversichtlich sind, dass die Federal Reserve die Inflation stoppen wird", schrieb der Milliardär kürzlich in einer Reihe von Tweets.
Inflation is out of control. Inflation expectations are getting out of control. Markets are imploding because investors are not confident that the @federalreserve will stop inflation. If the Fed doesn’t do its job, the market will do the Fed’s job, and that is what
- Bill Ackman (@BillAckman) May 24, 2022
Tatsächlich geht es an den US-Märkten - und auch andernorts - seit einiger Zeit abwärts: Der breite US-Index S&P 500 hat seit Jahresbeginn rund 12,7 Prozent an Wert verloren, beim Dow Jones ging es 2022 bisher um gut 8,60 Prozent abwärts, während der NASDAQ Composite um rund 22,4 Prozent abstürzte (Stand: Schlusskurse vom 30.05.2022). Laut Ackman ist ein Ende der Talfahrt an den Märkten momentan noch nicht abzusehen. Die Fed könnte die Abwärtsspirale jedoch beenden, indem sie "der Inflation einen Strich durch die Rechnung macht und sagt, sie werde 'alles tun, was nötig ist'", so Ackman weiter. Dazu gehöre auch, dass die Notenbank demonstriere, wie ernst sie es meint, indem sie die Zinsen sofort auf neutrales Niveau anhebe und sich auf weitere Zinsschritte festlege, bis der "Geist der Inflation wieder in der Flasche" ist.
Dass einige Fed-Mitglieder bereits wieder nur moderate Zinsanhebungen fordern oder gar von einer Pause in Bezug auf die Straffungen im Herbst sprechen, gefällt dem Hedgefonds-Manager indes gar nicht. Die Fed habe bereits an Glaubwürdigkeit verloren, weil sie die Inflation falsch interpretiert und zu spät darauf reagiert habe, kritisiert Ackman. Für die aktuelle wirtschaftliche Situation gäbe es keinen Präzedenzfall, warnt er. Eine anhaltende zweistellige Inflation könne seiner Meinung nach nur auf zwei Arten verhindert werden: durch eine massive Zinserhöhung oder einen Marktzusammenbruch, der passieren werde, wenn die Fed weiterhin ihren Job nicht richtig mache.
Ackman kritisiert: Fed giesst Öl ins Feuer
Während einer Investorenkonferenz einen Tag vor Ackmans Twitter-Tirade ging der CEO von Pershing Square Capital sogar noch einen Schritt weiter und warf der Fed vor, mit ihrer aktuellen Geldpolitik noch Öl ins Feuer zu giessen. "Es wütet ein Feuer, und wir glauben, dass die Federal Reserve bisher nicht aggressiv genug versucht hat, dieses Feuer zu löschen", so Ackman laut "Institutional Investor". "Die ganze Nachbarschaft steht in Flammen, und statt die Flammen zu löschen, versprüht die Fed immer noch Benzin", sagte er mit Bezug auf einen US-Leitzins von unter einem Prozent. Aktuell liegt der wichtige Zinssatz in den Vereinigten Staaten in der Spanne von 0,75 bis 1 Prozent - die Inflation aber bei 8,3 Prozent. Laut der Nachrichtenwebseite schloss Ackman bei der Telefonkonferenz daher nicht aus, dass letztlich eine "Paul Volcker-Antwort" notwendig werden würde. Volcker war ab 1979 Fed-Chef und hob die Zinsen während seiner Amtszeit dramatisch an, um die damalige Hyperinflation mit zweistelligen Teuerungsraten zu bekämpfen - mit Erfolg aber auf Kosten der Wirtschaft, die in eine Rezession rutschte.
Auch heute könnte die Wirtschaft seiner Meinung nach zusammenbrechen - falls die US-Notenbank nicht handle. "Die einzige Möglichkeit, die aktuell wütende Inflation zu stoppen, ist durch eine aggressive Straffung der Geldpolitik oder durch einen Zusammenbruch der Wirtschaft", schrieb Ackman auf Twitter. In der aktuellen Situation bestehe "keine Aussicht auf einen wesentlichen Rückgang der Inflation, es sei denn, die Fed erhöht die Zinsen aggressiv oder der Aktienmarkt bricht zusammen, was als Katalysator für einen wirtschaftlichen Zusammenbruch und die Zerstörung der Nachfrage fungieren würde", so der Experte. "Wenn die Fed ihre Aufgabe nicht erfüllt, wird der Markt die Aufgabe der Fed erfüllen, und das ist das, was gerade passiert", schrieb er mit Blick auf die seit Wochen fallenden Aktienkurse.
Doch der Hedgefonds-Manager sieht auch ein Licht am Ende des Tunnels. Denn seiner Meinung nach würden es die Anleger begrüssen, wenn die Fed die Zinsen schneller und aggressiver anhebt - und dann wieder in Scharen an den Markt zurückkommen. "Die Aktien (von richtigen Unternehmen) sind wieder billig. Die Märkte werden steigen, sobald die Anleger sicher sein können, dass die Tage der galoppierenden Inflation vorbei sind", so Ackman, der seine Serie von Tweets mit den Worten abschloss: "Hoffen wir, dass die Fed es richtig macht".
Redaktion finanzen.ch
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