Börsenausblick |
27.06.2016 12:40:00
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«Schweizer Markt dürfte besser abschneiden»
Nach dem deutlichen Votum der Briten ist die Unsicherheit gross. «Sie wird über Stimmungseffekte deutlich negative Folgen zeitigen», ist Anja Hochberg von Credit Suisse überzeugt. Für sie wird sich die Schweizer Börse im Vergleich verhältnismässig gut halten.
Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Anja Hochberg*: Ganz klar - und auch noch für längere Zeit - das doch relativ deutliche Votum der Briten, die Europäische Union zu verlassen. Das markiert nicht nur einen Einschnitt in der europäischen Geschichte, sondern stellt auch Grossbritannien vor grosse ökonomische und politische Herausforderungen. Die direkten ökonomischen Folgen von möglichen Handelseffekten dürften zwar eher gering sein. Die Unsicherheit, die sich in der aktuellen Marktkorrektur zeigt, kann aber über Stimmungseffekte deutlich negative Folgen zeitigen. Die Notenbanken werden daher in einer koordinierten Weise versuchen, diese Effekte zu dämpfen.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Auch wenn der Schweizer Markt defensiver aufgestellt ist, als zum Beispiel der Weltmarkt oder die Eurozone, dürfte er sich der allgemeinen Unsicherheit nicht entziehen können. Wie stark die Korrektur insbesondere im relativen Vergleich ausfällt, hängt sehr stark von der Entwicklung des Schweizer Frankens ab. Gelingt der SNB die Stabilisierung auf oder um das aktuelle Niveau herum, dürfte der Schweizer Markt relativ gesehen besser abschneiden.
Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Ich halte es in der aktuellen Situation mit massiv erhöhter Volatilität nicht für opportun, konkrete Kursziele anzugeben. Das sollte man sinnvollerweise erst dann tun, wenn sich die Unsicherheit etwas gelegt hat. Gleichwohl sollte man einen Blindflug vermeiden. Ein wichtiger Anker sind zum einen die langfristigen Renditeprognosen. Um kurzfristig zu navigieren, sollte man versuchen, das Korrekturpotenzial auszuloten. Da haben wir den Tiefpunkt wahrscheinlich noch nicht gesehen, insbesondere, da die Korrektur ja auch bei deutlich erhöhten Bewertungen ausgelöst wurde. Wenn die globalen ökonomischen Folgen beispielsweise durch das Eingreifen der Notenbanken eher nur gedämpft sind, sollten wir auch wieder in der Lage sein, einen Aufwärtstrend einzuschlagen.
Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Wir haben bereits vor dem Referendum unsere Aktienquote sichtbar reduziert. Dieses Aktienuntergewicht würden wir auch aktuell beibehalten, aber die Regional- und Sektoraufteilung defensiver gestalten. Wir würden daher Aktien in der Eurozone reduzieren und in US-Aktien wandeln. Auf Sektorebene dürften zumindest kurzfristig die Zykliker leiden. Ich präferiere hier Healthcare als defensive Alternative.
Wie geht es weiter beim Ölpreis?
Nach der jüngsten Rally beim Ölpreis halte ich diesen im aktuellen Umfeld für anfällig. Fundamental haben sich im Markt zwar deutliche Verbesserungen gezeigt, die grosse Kluft zwischen Angebot und Nachfrage hat sich etwas abgebaut. Aber zum einen ist diese Rally von einem starkem Anstieg der spekulativen Positionen begleitet worden, die in diesem Umfeld natürlich anfällig sind. Zum anderen dürfte die angestiegene makroökonomische und politische Unsicherheit das Öl belasten.
Lohnt es sich, aktuell in Gold zu investieren?
Im Rahmen unserer vorsichtigen Strategie und den Aussichten auf eine spätere Zinserhöhung in den USA haben wir unsere Goldquote jüngst von untergewichtet auf neutral angehoben. Wir würden, nach der post-Referendum Rally, die Quote jetzt nicht nochmals erhöhen. Zum einen könnte ein etwas stärkerer US-Dollar einen weiteren Anstieg dämpfen, zudem ist Gold bereits teurer geworden und im
Übrigen keinesfalls immun in Zeiten erhöhter Finanzmarktvolatilität.
Kann sich der Franken wieder abschwächen?
Aktuell ist der Fokus eher darauf gelegt, ob der Schweizer Franken sich nicht weiter aufwertet. Im Vergleich zu anderen Währungen - beispielsweise zum britischen Pfund oder dem US-Dollar - ist die aktuelle Bewegung im Euro/Franken von 1.09 auf 1.07/1.08 eher moderat ausgefallen und deutet auch darauf hin, dass die SNB sich aktiv engagiert. Davon gehe ich auch weiter aus und erwarte eine Stabilisierung auf aktuellem Niveau. Sollte die Aufwertung stärker ausfallen, dann könnte die SNB auch eine weitere Zinssenkung von 0,5 Prozent in Betracht ziehen.
*Dr. Anja Hochberg ist Chief Investment Officer für die Region Schweiz und Europa bei der Credit Suisse. Vor ihrem Eintritt in die Bank 2001 war Anja Hochberg in der Volkswirtschaftsabteilung der Landesbank-Hessen Thüring als Analystin tätig. Anja Hochberg hat nach ihrem Studium in Berlin und einem Nachdiplomstudium in Brügge ein Doktorat an der University of Wales gemacht, wo sie auch während vier Jahren als Dozentin im Bereich internationale Finanzmärkte tätig war.
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