Börsenausblick |
14.03.2016 06:45:00
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«SNB muss weiter an den Devisenmärkten intervenieren»
Die Schweizer Börse dürfte kurzfristig von der EZB-Geldschwemme profitieren, sagt Mario Geniale im Interview. Der CIO der Banque CIC erhofft sich daneben insbesondere durch einen stärkeren Ölpreis eine Beruhigung an den Märkten.
Wie geht es weiter nach den EZB-Beschlüssen von vergangenem Donnerstag?
Mario Geniale*: Die Investoren beschäftigt vor allem die Aussage, dass die EZB nicht mehr bereit sei, die Zinsen weiter zu senken. Die Märkte befürchten, dass die EZB das ganze Pulver verschossen und somit keine Möglichkeit mehr hat, in Zukunft die Wirtschaft zu stimulieren. Die Investoren blicken nun gespannt auf die Lagebeurteilung der SNB, welche diese Woche stattfindet. Wegweisend für den weiteren Marktverlauf wird aber die Reaktion der Federal Reserve sein.
Was ist von der SNB zu erwarten?
Die SNB wird nicht drum herumkommen, weiterhin an den Devisenmärkten zu intervenieren. Auch eine weitere Senkung des Franken-Libor schliesse ich nicht kategorisch aus, obwohl es nicht mein Basisszenario ist. Ich rechne aktuell damit, dass der Negativzins uns noch weitere Jahre erhalten bleibt. Dementsprechend dürfte sich der Schweizer Franken zum Euro in diesem Jahr in einem Band zwischen 1.06 bis 1.12 bewegen.
Was bedeutet der EZB-Entscheid für die Schweizer Börse?
Historisch gesehen wird eine Ausweitung der Geldmenge von höheren Aktiennotierungen begleitet. Ich gehe davon aus, dass nach der EZB weitere Zentralbanken den Märkten Liquidität zuführen werden. Die Schweizer Börse wird dementsprechend im Sog der anderen Börsen mitsteigen. Auf kurze Sicht könnte dies den SMI bis in die Region von 8‘600 Punkte führen. Ein entscheidender Faktor wird hierbei aber auch der Ölpreis sein. Dieser sollte sich auf etwas über 50 US-Dollar je Barrel erholen, was die immer noch angespannten Märkte temporär beruhigen wird.
Können Sie Ihre Prognose zum Ölpreis noch etwas ausführen?
Aktuell haben wir wie zuvor erwähnt eine Prognose für den WTI von 50 US-Dollar pro Barrel. Innerhalb einer Bandbreite von 45 bis 55 Dollar wäre der Öl-Preis wohl für den Moment für alle Player in diesem Sektor akzeptabel. Ein Preis von unter 40 Dollar hingegen würde alle Ölförderländer und Produzenten weiterhin leiden lassen und Verunsicherung in die Märkte bringen, was unter anderem auch der Grund für die seit anfangs Jahr festgestellten Verwerfungen in den Aktien war.
Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Die Märkte werden in diesem Jahr weiterhin grossen Schwankungen unterworfen sein. Nach einer allfälligen Erholung des SMI in den nächsten Monaten dürfte im Verlauf des zweiten Halbjahres der Markt von einer erneuten Schwäche erfasst werden, da das Wachstum - und in der Folge die Unternehmensumsätze und die Gewinne - nicht stark genug ansteigen werden. Somit wird der SMI in 12 Monaten im besten Fall auf dem Stand von Ende 2015 notieren.
In welchem Bereich gibt es für Anleger derzeit Chancen?
Die seit anfangs Jahr markant gestiegene Marktvolatilität bietet attraktive Chancen für das verschreiben von Optionsstrategien. So können zum Beispiel mit einem Short Put, also dem Verkauf von Verkaufsoptionen, hohe Prämien erzielt werden. Demgegenüber verpflichtet man sich, am vereinbarten Verfallstag der Option dem Käufer der Option den entsprechenden Basiswert zum festgelegten Preis abzunehmen. Somit sind tiefe Einstandspreise möglich. Für kleinere Beträge oder ungeübte Investoren bietet sich auch die Möglichkeit des Einsatzes von strukturierten Produkten. Diese profitieren ebenfalls von der hohen Volatilität, da sie normalerweise eine Kombination aus einem Derivat und einer klassischen Anlage sind.
Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Nach der Ankündigung der EZB sind die Kurse von Anleihen mit höherer Qualität, wie zum Beispiel Staatsanleihen in Europa, stark gefallen. Deshalb rate ich zur Vorsicht, insbesondere bei langlaufenden Staatsanleihen. Hingegen entwickeln sich Unternehmensanleihen, welche von der EZB neuerdings aufgekauft werden, ausserordentlich gut. Allerdings rate ich eher zu Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit, die von einem Anstieg der Zinsen weniger stark betroffen sind. Denn ich gehe davon aus, dass die Inflationserwartungen in der Eurozone steigen werden und somit auch die Zinsen Ende Jahr höher sein werden. Das aktuelle Zinsniveau in Europa und in der Schweiz ist meiner Meinung nach zu tief. Sollte sich der Ölpreis weiter stabilisieren, werden die Zinsen ansteigen.
*Mario Geniale ist als Chief Investment Officer verantwortlich für die Anlagepolitik der Banque CIC (Suisse). Der diplomierte Vermögensverwalter und Finanzexperte verfügt über langjährige Erfahrung im Portfolio Management und Advisory.
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