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10.05.2019 17:53:45
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thyssenkrupp-Aktie schiesst hoch: Geplante Aufspaltung gestoppt - thyssenkrupp will tausende Stellen streichen
thyssenkrupp bläst nach Medieninformationen seine im vergangenen Herbst vorgestellten Pläne zur Aufspaltung des Industriekonzerns in zwei Teile ab.
Als Begründung führt thyssenkrupp an, dass die geplante Fusion ihres Stahl-Geschäftes mit Tata scheitern wird. Nach einem Gespräch mit der EU-Kommission in Brüssel habe sich gezeigt, dass die Wettbewerbsbedenken trotz weiterer Zugeständnisse nicht ausgeräumt seien. Weitere Zusagen seien nicht mehr möglich, ohne die wirtschaftliche Logik zu gefährden.
Per April werden die Stahlaktivitäten damit wieder in den Konzern eingegliedert. Die Prognose müsse deshalb angepasst werden. Aus heutiger Sicht werde - inklusive Stahlbereich - ein bereinigtes EBIT von 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro erwartet und unter dem Strich ein Verlust. Der Free Cashflow vor Fusionen und Übernahmen wird in Höhe eines dreistelligen Millionen-Euro-Bereichs negativ erwartet.
thyssenkrupp erhöhte Rückstellung für Kartellbusse
thyssenkrupp erhöht die Rückstellungen für ein Kartellverfahren gegen das Unternehmen wegen Preisabsprachen im Geschäft mit Grobblechen um 100 Millionen Euro. Damit sei die Gesamtsumme jetzt so hoch angesetzt wie das erwartete Bussgeld, heisst es in einer Mitteilung des Essener Konzerns. Die Gespräche mit dem Bundeskartellamt sind nach Darstellung von thyssenkrupp weit fortgeschritten und dürften zeitnah einvernehmlich beendet werden.
In Sachen Qualitätsflachstahl sei das Verfahren mittlerweile eingestellt worden. Das Bundeskartellamt prüft seit 2013. thyssenkrupp soll jahrlang mit Konkurrenten wie Salzgitter und Voestalpine in verbotener Weise Absprachen über Preise für Grobblech getroffen haben.
In der angepassten Prognose sei die zusätzliche Rückstellung bereits enthalten, erklärte thyssenkrupp. Sollte die Busse noch bis Ende September fällig werden, könnte dies den Free Cashflow zusätzlich belasten. Bereits jetzt erwartet der Konzern hier einen negativen hoch dreistelligen Millionen-Euro-Betrag.
thyssenkrupp will 6'000 Stellen streichen
Für die Beschäftigten bei thyssenkrupp ist das vom Konzern erwartete Veto der EU-Kommission zur Stahlfusion mit Tata ein harter Schlag. Der Konzern will 6000 Stellen streichen und schliesst Kündigungen nicht aus.
Der Industriekonzern thyssenkrupp will nach der geplatzten Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata in den kommenden drei Jahren 6000 Stellen abbauen. Davon entfallen etwa 4000 Stellen auf Deutschland, sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff am Freitag.
Betriebsbedingte Kündigungen könnten bei einem Abbauprogramm dieser Grössenordnung nicht ausgeschlossen werden, ergänzte Personalvorstand Oliver Burkhard. In der Gesamtzahl seien 2000 Stellen enthalten, die auch bei der Stahlfusion mit Tata gestrichen werden sollten. "Es ist ein recht tiefgreifender Einschnitt", sagte Burkhard.
Für die rund 27'000 Stahlarbeiter von thyssenkrupp sei das Veto der EU-Kommission "ein harter Schlag", sagte Kerkhoff. Ihnen hätten die Fusion mit Tata "eine Zukunftsperspektive gegeben". Die IG Metall hatte eine Beschäftigungsgarantie bis zum 30. September 2026 sowie eine langfristige Standortsicherung erreicht. Dieser Tarifvertrag werde jetzt nicht in Kraft treten, sagte Burkhard.
Laut dem jüngsten Geschäftsbericht arbeiten bei dem Konzern weltweit rund 161'000 Menschen. Das Unternehmen ist in der Schweiz insbesondere im Aufzugs- und Fahrtreppengeschäft sowie im Materialhandel tätig. Hierzulange beträgt die Zahl der Mitarbeitenden laut einem Sprecher insgesamt rund 600. "Was das konkret für welches Geschäft und welche Standorte bedeutet, müssen wir noch detaillieren," hiess es in einer Stellungnahme gegenüber AWP.
Krupp-Stiftung muss Strategieschwenk noch bewerten
Die Krupp-Stiftung als größter Einzelaktionär von thyssenkrupp hat derzeit noch keine Bewertung für die geplanten Pläne zum Börsengang der Aufzugssparte. In einer Mitteilung der Stiftung, die rund 21 Prozent der Aktien an dem Traditionskonzern hält, heißt es: "Die Stiftung möchte, dass das Unternehmen in allen Geschäftsfeldern wettbewerbsfähig aufgestellt ist, mit zukunftssicheren Arbeitsplätzen und einer nachhaltigen Dividendenfähigkeit. Vor diesem Hintergrund werden wir die neuen Vorschläge bewerten."
Weiterhin stehe die Stiftung aber "an der Seite des Unternehmens und seiner Mitarbeiter".
thyssenkrupp-CEO stellt Mehrheiten an Industriegeschäften infrage
thyssenkrupp wird sich im Zuge der neuen strategischen Ausrichtung des Konzerns möglicherweise Partner für einzelne Geschäftsfelder in seinen Industriegeschäften suchen, die dabei dann auch eine Mehrheit bekommen. "Wenn das in Partnerschaften besser geht, sind wir für solche Lösungen offen", sagte Konzernchef Guido Kerkhoff in einer Telefonpressekonferenz. Zu den Industriegeschäften gehören unter anderem der Anlagenbau und das Geschäft mit Fahrzeugkomponenten.
Nach der Abspaltung des Aufzugsgeschäftes werden Stahl- und Materialhandel den Kern des Konzerns ausmachen. "Hier kennen wir uns aus", sagte Kerkhoff. Auch hier kann er sich weitere Konsolidierungsschritte vorstellen, allerdings würde thyssenkrupp hier immer die Mehrheit behalten wollen.
Ziel sei es, dass alle Geschäfte zu den besten in ihren Branchen gehörten. Es sei Zeit für einen "neuen disruptiven Ansatz", so Kerkhoff. thyssenkrupp will sein lukrativstes Geschäft, die Aufzugssparte an die Börse bringen, um seine Eigenkapitalbasis substanziell zu stärken. "Der erwartete Erlös gibt uns die Flexibilität, alle Geschäfte konsequent weiterzuentwickeln, zu restrukturieren, aber auch Bestehendes in Frage zu stellen", sagte Kerkhoff.
Derzeit liegt die Eigenkapitalquote nach Kerkhoffs Worten unter 10 Prozent. An der Börse war deshalb zuletzt spekuliert worden, die jetzt abgesagte Aufteilung des Konzerns werde womöglich eine Kapitalerhöhung nötig machen. Derzeit sind die Margen in vielen Geschäftsbereichen niedrig, einige verdienen ihre Kapitalkosten nicht. Kerkhoff kündigte an, dass die langfristigen Ziele auch unter der neuen Strategie gälten. Performance sei das oberste Ziel.
thyssenkrupp will Mehrheit an Aufzugssparte behalten
thyssenkrupp will nach den Worten von CEO Guido Kerkhoff beim geplanten Börsengang der Aufzugssparte eine Mehrheit an der margenstärksten Sparte des Konzerns behalten. Die Voraussetzungen für die Börsenfähigkeit würden jetzt "zügig" geschaffen, sagte der Vorstandschef in einer Telefonpressekonferenz. Zu einem möglichen Zeitpunkt für ein IPO oder möglichen Erlösen daraus wollte sich Kerkhoff nicht äußern.
Auf die Frage, ob gegebenenfalls auch ein Verkauf der Sparte denkbar sei, ging Kerkhoff nicht ein. Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Vorbereitung eines Elevator-Börsengangs der richtige Schritt. Dass dieser Schritt nicht früher gekommen sei, erklärte Kerkhoff mit der bisherigen Strategie, thyssenkrupp schrittweise zu einem starken Industriekonzern entwickeln zu wollen, "mit Elevator als elementarem und unverzichtbarem Kern".
Investoren hatten schon länger von thyssenkrupp gefordert, die Aufzugssparte zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Im Konzern werde der Wert des Kronjuwels von thyssenkrupp vom Konglomeratsabschlag verdeckt, schreiben die Analysten von Jefferies in einer Schnelleinschätzung. Die Aufzugssparte könnte verglichen mit vergleichbaren Wettbewerbern wie Kone und Schindler an der Börse 14 Milliarden Euro auf die Waage bringen. Derzeit ist der gesamte thyssenkrupp-Konzern ungefähr die Hälfte wert.
Kerkhoff sagte, eine Aufstellung als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen erlaube der Sparte Elevator "bessere Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten". Überdies könnte der Börsengang Katalysator "für die bereits angestoßenen Performance-Verbesserungen" sein.
Cevian fordert fundamentale Neuausrichtung bei thyssenkrupp
Nach der Ankündigung eines Börsengangs für die Aufzugssparte von thyssenkrupp hat der zweitgrößte Aktionär, Cevian Capital, Konzerchef Guido Kerkhoff aufgefordert, alles auf den Prüfstand zu stellen. "Es ist klar, dass thyssenkrupp mit seiner bisherigen Strategie gescheitert ist", sagte Cevian-Gründungspartner Lars Förberg. "Alle Beteiligten sind sich bewusst, dass eine fundamentale Neuausrichtung jetzt dringend notwendig ist, um den Geschäftssparten von Thyssenkrupp eine Zukunft zu geben."
Wenn thyssenkrupp die Geschäfte ernsthaft zurück auf Wachstumskurs bringen wolle, dürfe es "keine historischen oder politischen Tabus mehr geben." Cevian hält rund 18 Prozent an dem Mischkonzern und kritisiert dessen schwache Geschäftsentwicklung schon lange.
Zum Handelsschluss gewannen thyssenkrupp-Titel im XETRA-Handel 28,17 Prozent auf 14,40 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones) / ESSEN (awp international)
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