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Experten skeptisch 27.04.2022 20:39:00

Twitter-Vorstand und Elon Musk einig: Was die Twitter-Übernahme für die Tesla-Aktie bedeuten dürfte

Twitter-Vorstand und Elon Musk einig: Was die Twitter-Übernahme für die Tesla-Aktie bedeuten dürfte

Multi-Milliardär Elon Musk ist bei seiner geplanten Twitter-Übernahme am Ziel: Der Verwaltungsrat des Kurznachrichtendienstes stimmte einem Deal zu, bis zum Jahresende soll er abgeschlossen sein. Experten warnen allerdings vor negativen Konsequenzen für den E-Autobauer Tesla und dessen Anteilseigner.

• Tesla-Aktie dürfte unter Twitter-Übernahme durch Musk leiden
• Zur Finanzierung Verkauf von Tesla-Anteilen nötig
• Experten sorgen sich um Musks Zeitmanagement

Tesla-Chef Elon Musk darf den Kurznachrichtendienst Twitter kaufen. Der Verwaltungsrat stimmte am Montag seinem Angebot von 54,20 Dollar je Aktie zu, der Mikrobloggingdienst wird somit mit rund 43 Milliarden US-Dollar bewertet. Wie bereits in der vergangenen Woche bekannt wurde, hat der Multi-Milliardär für die Übernahme 46,5 Milliarden US-Dollar aufgetrieben: Dabei handelt es sich um Kreditzusagen über rund 25 Milliarden US-Dollar, weitere 21 Milliarden US-Dollar sollen über Aktien eingebracht werden. Nun müssen nur noch genug Twitter-Aktionäre Musk ihre Anteile verkaufen, damit er die Kontrolle übernehmen kann. Etwas Skepsis scheint unter ihnen jedoch noch zu herrschen, denn der Kurs der Twitter-Aktie bewegt sich weiterhin unter dem Angebotspreis. Auch für Anteilseigner von Elon Musks Elektroautobauer Tesla ist laut Experten Skepsis angesagt. Sie befürchten, dass sowohl Teslas Aktienkurs als auch dessen Geschäft unter der Twitter-Übernahme leiden könnten.

Musks Twitter-Kauf könnte Tesla-Aktienkurs belasten

Elon Musk ist laut "Forbes" mit einem Vermögen von knapp 270 Milliarden US-Dollar zwar der reichste Mensch der Welt (Stand: 26.04.2022), dieses besteht aber hauptsächlich aus Anteilen am E-Autobauer Tesla und der Weltraumfirma SpaceX. Bereits in der Vergangenheit musste Musk Tesla-Aktien verkaufen, um seine Steuerschulden begleichen zu können. "Musk ist reich, aber er hat keine unbegrenzten Mittel, und damit sein Multi-Milliarden Angebot funktioniert, müsste er wahrscheinlich einige seiner Tesla-Aktien verkaufen, um den Deal zu finanzieren", so die Analysten von Pensions & Investment Research Consultants (Pirc) laut "This is Money". Tatsächlich sieht Musks Plan offenbar vor, 21 Milliarden US-Dollar über Aktienverkäufe aufzubringen - ein Schritt, den auch weitere Analysten wie Colin Langan von Wells Fargo erwartet haben. Langan warnte laut "Bloomberg" in einer Research-Note davor, dass dies den Tesla-Aktienkurs deutlich unter Druck setzen könnte. Das Papier hat zuletzt ohnehin einen schwachen Lauf gehabt: Seit Jahresbeginn hat der Tesla-Anteilsschein rund 5,5 Prozent an Wert verloren (Stand: Schlusskurs vom 25.04.2022). Lediglich dem Kursschub nach den jüngsten Quartalszahlen ist es zu verdanken, dass das Minus aktuell nicht noch grösser ausfällt.

Laut "Reuters" dürften zudem auch bei den Kreditzusagen Tesla-Aktien als Absicherung ins Spiel kommen. Wie die Nachrichtenagentur schreibt, sei es Führungskräften von Tesla erlaubt, ihre Aktien als Sicherheit für Kredite zu hinterlegen, allerdings dürfe die maximale Kreditsumme nicht höher sein als 25 Prozent des Wertes der hinterlegten Aktien. Wenn Musk alle seine Tesla-Aktien als Sicherheit hinterlegen würde, könnte er laut "Reuters" 42,5 Milliarden US-Dollar an Krediten aufnehmen. Da der Tesla-Boss angab, er habe Kreditzusagen in Höhe von gut 25 Milliarden US-Dollar, könnte er womöglich mehr als die Hälfte seiner Tesla-Aktien als Sicherheit eingebracht haben. "Er bringt sich möglicherweise in Position für eine riesige Haftung in der Zukunft", warnte der ehemalige SEC-Berater Howard Fischer gegenüber "Reuters".

Twitter könnte Elon Musk zu sehr von Arbeit bei Tesla ablenken

Doch auch abgesehen von diesen eher direkten Auswirkungen auf den Kurs der Tesla-Aktie dürften sich durch die Übernahme von Twitter auch unmittelbare Konsequenzen für das Unternehmen Tesla ergeben - die sich in der Folge auch auf den Aktienkurs auswirken dürften. Denn zahlreiche Experten befürchten, dass Elon Musk durch seine Pläne für Twitter zu sehr von seinen anderen Aufgaben abgelenkt werden könnte.

"Elon Musks Angebot, Twitter zu kaufen, ist die jüngste Entwicklung in einer wochenlangen Saga, die einfach nur eine Ablenkung von den vielen Herausforderungen ist, denen Tesla selbst gegenübersteht" schrieb etwa David Trainer, CEO der Research-Firma New Constructs, in einer Mail, die "CNN" und "Bloomberg" vorliegt. Tatsächlich gibt es beim E-Autobauer aktuell einiges zu tun: In den neuen Gigafabriken in Texas und Grünheide muss die Produktion hochgefahren werden - und vor allem bei den Autos aus letzterer beschwerten sich die ersten Kunden bereits über zahlreiche Mängel. Zudem bekommt Tesla immer mehr Konkurrenz auf dem Sektor der E-Mobilität - sowohl durch Newcomer als auch durch etablierte Autokonzerne. "Tesla ist mit einer ernsthaften Konkurrenz im Segment der elektrischen Fahrzeuge konfrontiert. Die grossen Autobauer holen auf und produzieren innovative Elektrofahrzeuge", so Trainer weiter. "Als CEO eines Billionen-Dollar-Unternehmens sollte Elon Musk sich auf Tesla konzentrieren und keine Zeit damit verschwenden, eine 43 Milliarden US-Dollar schwere Firma zu erwerben und zu führen", lautete daher Trainers Fazit.

"Elon ist abgelenkt. Er hat eine Menge Sachen am Laufen. Er ist bei vielen verschiedenen Unternehmungen involviert", äusserte sich auch der bekannte Analyst Gene Munster gegenüber "Reuters" und warnte vor einem "ein- bis dreimonatigen Gegenwind für die Tesla-Aktie". So ist Musk nicht nur bei Tesla in alle Produktentscheidungen involviert - er beschrieb sich laut "Bloomberg" einmal als "Nano-Manager", der keine Entscheidungen aus der Hand gibt -, sondern auch bei seinen weiteren Firmen SpaceX, Neuralink und The Boring Company. Ausserdem mischt er mitunter kräftig im Kryptobereich mit und arbeitet bei Tesla auch an der Entwicklung eines humanoiden Roboters namens Optimus. Zu all diesen Projekten kommt nun mit Twitter noch eine weitere Firma hinzu, die Musk führen muss - und offenbar auch führen will. Denn er drückte bereits aus, dass er dem aktuellen Twitter-Management nicht vertraut. Also wird er wohl nach Abschluss des Kaufs selbst die Zügel in die Hand nehmen wollen. Doch bei Twitter handelt es sich um eine voll entwickelte Firma - und der Kurznachrichtendienst befindet sich auf einem ganz anderen Level als viele der anderen Musk-Unternehmen. Die Leitung von Twitter würde voraussichtlich viel von Elon Musks Zeit einfordern - auf Kosten von Tesla.

"Musk ist Tesla, und die Investoren wollen nicht dabei zusehen, wie Tesla diese Führungsstärke verliert", warnte Craig Irwin von Roth Capital Partners laut "Reuters". Denn Teslas-Führungsriege ist dünn besetzt: Dem Unternehmen fehlt ein COO und ansonsten werden auf der Webseite neben Elon Musk nur Andrew Baglino und Zachary Kirkhorn als Mitglieder der Geschäftsführung aufgelistet. Auch die Analysten von Pensions & Investment Research Consultants (Pirc) sehen laut "This is Money" "diese neueste Episode der Elon-Musk-Show" und eine mögliche Ablenkung von der Arbeit bei Tesla als Risiko für die Aktionäre des E-Autobauers an. Dass die Tesla-Aktionäre nicht sonderlich davon begeistert sind, dass Elon Musk bald auch bei Twitter das Sagen hat, zeigte sich auch an der Reaktion der Tesla-Aktie nachdem bekannt wurde, dass der Twitter-Verwaltungsrat seinen Widerstand aufgegeben hat: Die sank am entsprechenden Tag nämlich um 0,7 Prozent.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: VCG/VCG via Getty Images,Kevork Djansezian/Freier Fotograf/Getty Images,Quka / Shutterstock.com

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