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Ausblick und Rückblick 09.01.2023 23:47:00

Volatile Märkte: Wie sind die Aussichten für Shortseller 2023?

Volatile Märkte: Wie sind die Aussichten für Shortseller 2023?

Für Shortseller war das Jahr 2022 so gut wie selten eines. Doch wie geht es 2023 weiter?

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• Shortseller blicken auf gutes Jahr 2022 zurück
• Zahlreiche Faktoren haben Shortsellern geholfen
• 2023 dürfte herausfordernder werden

Nach einem jahrelangen Bullenmarkt konnten Shortseller im Jahr 2022 endlich wieder frohlocken. Der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, das Ende des billigen Notenbankgeldes und fallende Aktienmärkte - dies alles kam ihnen zu Gute. Vor diesem Hintergrund haben Shortseller laut der "Financial Times" zuletzt mehrere neue Hedgefonds gegründet.

Gute Zeiten für Shortseller

Eine ultralockere Geldpolitik hatte Anleger in den letzten Jahren sehr risikobereit gemacht. So stürzten sie sich unter anderem auf Aktien wachstumsstarker aber verlustbringender Technologieunternehmen. Doch mit der Zinswende gerieten insbesondere solche Aktien unter Druck. Denn zum einen sind diese Unternehmen in der Regel stärker fremdfinanziert und müssen nun mit steigenden Kreditkosten klarkommen, zum anderen sinkt bei höheren Zinsen der heutige, abgezinste Barwert der für sie erwarteten zukünftigen Geldzuflüsse. "Es war so viel Fantasie im Spiel, doch nun hat diese Fantasie nachgelassen", erklärte dazu Renaud Saleur, der den Hedgefond Anaconda Invest leitet, laut der "Financial Times".

Für Shortseller war dies eine gute Entwicklung, denn sie profitieren von fallenden Kursen, indem sie Leerverkäufe von Wertpapieren tätigt. Das bedeutet, es werden Papiere verkauft, die sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht im tatsächlichen Eigentum des Verkäufers befinden - sie sind lediglich gegen eine Gebühr ausgeliehen und müssen zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt auch wieder an den Verleiher zurückgegeben werden. Der Verkäufer (Shortseller) muss sich also spätestens zu diesem Termin wieder mit der Aktie eindecken, um sie an den Verleiher zurückgeben zu können. Fällt der Aktienkurs in der Zwischenzeit, so kann der Leerverkäufer die Papiere zu einem günstigeren Kurs kaufen als er sie zuvor veräussert hat. Die Differenz zwischen dem Verkaufs- und dem niedrigeren Kaufkurs ist sein Gewinn.

Daneben helfen die steigenden Zinsen den Shortsellern auch noch auf andere Weise. Denn sie halten meist hohe Cash-Bestände bis sie ihre Trades abschliessen, das heisst im Idealfall die Aktien zu einem günstigeren Kurs kaufen. Dank der steigenden Zinsen erzielen sie nun mit diesen Cash-Mitteln höhere Erträge. Teilweise sind diese Zinserträge sogar höher als die Gebühren für das Ausleihen der geshorteten Aktien.

Ein weiterer positiver Effekt aus Sicht der Shortseller ist der Umstand, dass die derzeitige Schwäche am Aktienmarkt private Kleinanleger - insbesondere solche die sich auf sogenannte Meme-Aktien stürzen - entmutigt. Der Hype um die GameStop-Aktie beispielsweise war für Shortseller ein Fiasko, einige von ihnen gingen deshalb gar keine Wetten gegen Einzelaktien mehr ein. Doch nach Informationen der "Financial Times" werden die Shortseller nun wieder mutiger, da es im derzeitigen Marktumfeld unwahrscheinlicher ist, dass sie ins Visier der Meme-Anleger geraten.

Es wird schwieriger für Shortseller

Doch nach dem aussergewöhnlich guten Jahr 2022 dürfte es in 2023 nicht einfacher für Shortseller werden. Denn zum einen ist es wesentlich für Shortseller, die schwächsten Aktien am Markt herauszupicken und dies wird nach dem jüngsten Kollaps hochpreisiger spekulativer Aktien schwieriger im neuen Jahr werden.

Ferner stellen Bärenmarktrallys wie sie an der NASDAQ beispielsweise von Mitte Juni bis Mitte August oder auch Anfang November zu sehen waren ein Risiko für Shortseller dar. Oftmals decken sich Shortseller in solchen Fällen mit Aktien ein um ihre Verluste zu begrenzen. "Man muss die Nerven bewahren", erklärte dazu Renaud Saleur.

Daneben war 2022 eine deutlich zunehmende Korrelation zwischen dem S&P 500-Index und seinen Mitgliedsaktien zu beobachten. Dies macht es schwieriger für Fonds, die auf das sogenannte Pairs-Trading setzen, eine marktneutrale Strategie, bei der darauf gewettet wird, dass eine bestimmte Aktie steigen wird während gleichzeitig eine Wette darauf eingegangen wird, dass eine andere Aktie des gleichen Sektors fallen wird. Wenn sich Märkte jedoch in der Breite nur in eine Richtung bewegen, ist dies für diese Strategie nicht hilfreich.

Somit dürfte das Jahr 2023 auch für Shortseller eine Herausforderung werden, obwohl zahlreiche Prognosen von einer glanzlosen Entwicklung an den Aktienmärkten ausgehen. Sie könnten aber durchaus zu den wenigen Gewinnern in 2023 werden.

Redaktion finanzen.ch

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