Tieferes Ergebnis erwartet |
10.07.2024 17:54:00
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VW-Aktie schliesst leichter: VW senkt Prognose aufgrund von Milliardenkosten - Auch Porsche SE rudert zurück
Der Volkswagen-Konzern senkt wegen milliardenschwerer Belastungen unter anderem bei seiner Premiumtochter Audi die Ergebnisprognose für das laufende Jahr.
Laufende Restrukturierungen brächten einen zusätzlichen Aufwand in Höhe von 1,7 Milliarden Euro mit sich, schrieb Analyst George Galliers von Goldman Sachs in seinem am Mittwoch vorliegenden Kommentar. Er glaubt, dass die Ankündigung dennoch positiv ist. Sie signalisiere konkrete Massnahmen, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers zu verbessern.
Bernstein-Analyst Stephen Reitman schrieb mit Blick auf die mögliche Schliessung des Audi-Werkes in Brüssel, dass jede Reduzierung der hohen europäischen Kostenbasis von VW vom Markt allgemein begrüsst werden dürfte. Tim Rokossa von der Deutschen Bank kommentierte, dass es bei den Wertberichtigungen für die Fabrik wohl um Abfindungen für 3.000 Beschäftigte, die Produktionsanlagen und das Werk selbst gehen werde. Da eine Schliessung Zeit benötige, dürften die damit verbundenen Kosten nicht so schnell Cash-wirksam werden, so der Experte.
Volkswagen hatte am Dienstagabend überraschend mitgeteilt, dass 2024 statt 7,0 bis 7,5 Prozent vom Umsatz nun nur noch 6,5 bis 7,0 Prozent vom Umsatz als operatives Ergebnis beim Volkswagen-Konzern hängenbleiben dürften. Den Konzern träfen Belastungen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro, darunter ohnehin bereits eingeplante Rückstellungen für den Personalabbau bei der Kernmarke VW Pkw in Höhe von 0,9 Milliarden Euro.
Die restlichen 1,7 Milliarden Euro fallen unter anderem für einen Umbau oder die Schliessung des Betriebs im Audi-Werk Brüssel an. Die Nachfrage nach der dort gebauten Q8-e-tron-Modellfamilie ist schwach. Audi will am Standort in der belgischen Hauptstadt einen vorgeschriebenen Informations- und Konsultationsprozess einleiten, in dem sozialverträgliche Lösungen mit den Sozialpartnern gesucht würden. Unter anderem sei die Einstellung des Betriebs am Standort möglich, falls keine anderen Lösungen gefunden würden.
Über die Probleme bei Audi hinaus würden verschiedene Sachverhalte ebenfalls auf den Gewinnen lasten, hiess es. Unter anderem seien dies Währungsverluste wegen der Aufgabe der Geschäfte der Volkswagen Bank in Russland, aber auch die geplante Schliessung des Gasturbinengeschäfts der VW-Tochter MAN Energy Solutions. Die Bundesregierung hatte den geplanten Verkauf des Geschäfts nach China aus Sicherheitsgründen verboten.
Die Markengruppen Sport Luxury um den ebenfalls börsennotierten Sportwagenbauer Porsche AG und der Lkw-Konzernbereich um die Nutzfahrzeugholding TRATON seien nicht von den Belastungen betroffen, teilte Volkswagen weiter mit. Auch die Konzernprognose bezüglich der üblichen Kennziffern neben der operativen Marge blieben bestehen. Bei den Auslieferungen von Fahrzeugen rechnet VW demnach weiter mit einem Anstieg um bis zu 3 Prozent und beim Umsatz mit einem Plus von bis zu 5 Prozent.
Volkswagen legt am 1. August Zahlen für das zweite Quartal vor. Die Rückstellungen für Aufhebungsverträge in Höhe von 0,9 Milliarden Euro fallen bereits in das zweite Jahresviertel. Die weiteren Belastungen würden voraussichtlich im dritten Quartal verbucht.
Audi beschäftigt in Brüssel rund 3.000 Mitarbeiter. Die Ingolstädter erwägen, dort die Produktion der Modelle Q8 e-tron und Q8 Sportback e-tron vorzeitig einzustellen. Neben der schwachen Nachfrage gebe es strukturelle Herausforderungen am Standort, die zu vergleichsweise hohen Produktionskosten führten, hiess es von Audi. Aus dem VW-Konzernbetriebsrat wurde "eine zukunftsfähige Perspektive für das Werk" und die Kollegen in Brüssel gefordert. Dazu, wie lange der Prozess dauern könnte, äusserte sich Audi nicht. Vergleichbare Fälle haben in der Vergangenheit aber Zeiträume von wenigen Monaten bis zu fast einem Jahr in Anspruch genommen.
VW liefert weniger Autos aus
Der Volkswagen-Konzern hat im vergangenen Quartal weniger Autos ausgeliefert als vor einem Jahr. In den Monaten April bis Juni lieferte der Konzern weltweit 2.243.700 Fahrzeuge aller Konzernmarken aus, das waren 3,8 Prozent weniger im gleichen Monat des Vorjahres, wie die Wolfsburger mitteilten. Vor allem Audi und China belasteten.
Bei Audi brach der Absatz um 11,3 Prozent ein. Die Kernmarke Volkswagen büsste 5,2 Prozent ein. Skoda und Seat/Cupra legten dagegen zu. Vor allem in China schwächelt das Geschäft. Dort wurden in den drei Monaten insgesamt 19,3 Prozent weniger Fahrzeuge ausgeliefert. "Wie angekündigt haben wir im sehr intensiven Wettbewerbsumfeld in China bewusst nachhaltiger Wertschöpfung den Vorrang vor höheren Volumen gegeben, um unsere langfristigen strategischen Ziele zu erreichen", sagte Audi-Vertriebschefin Hildegard Wortmann laut Mitteilung. Sie ist auch im Gesamtkonzern für das Ressort zuständig.
In Westeuropa zogen die Verkäufe dagegen um 5,1 Prozent an, in Nordamerika um 10,8 Prozent. Das konnte den Einbruch in China aber nicht ausgleichen. Für den Rest des Jahres zeigte sich Wortmann dennoch optimistisch. "Für das Gesamtjahr 2024 rechnen wir aufgrund des An- und Hochlaufs zahlreicher wichtiger Modelle im zweiten Halbjahr weiter mit einem leichten Anstieg der weltweiten Auslieferungen gegenüber dem Vorjahr."
Der Konzern hatte erst am Vorabend seine Ergebnisprognose fürs Gesamtjahr nach unten korrigiert. Vor allem Audi belastet. Wegen der schwachen Nachfrage nach dem E-Modell Q8 e-tron erwägt die VW -Tochter nun, die Produktion des Modells in Brüssel vorzeitig einzustellen. Der Standort soll umstrukturieren werden. An dessen Ende kann auch die Schliessung des Werks stehen, wenn keine Alternativen gefunden werden.
So reagieren die Aktien
Die Volkswagen-Vorzüge gaben via XETRA schlussendlich um 0,33 Prozent auf 106,25 Euro nach. Porsche-Titel schlossen 3,66 Prozent fester bei 75,24 Euro. Beide Werte sind im deutschen Leitindex DAX notiert.
awp international
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