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17.01.2015 08:00:00
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Was bedeutet der SNB-Entscheid für Anleger?
Die Aufhebung des Mindestkurses zum Euro hat die Märkte aufgeschreckt. Doch der starke Franken könnte schon bald gut für Aktien sein.
Panik bei der SNB, Glaubwürdigkeitsverlust, Überraschung und Unverständnis - mit ihrem Entscheid, den Mindestkurs des Frankens gegenüber dem Euro aufzuheben, steht die Schweizerische Nationalbank heftig in der Kritik. Ein starker Franken schädigt die heimische Wirtschaft, der Export leidet über fallende Wettbewerbsfähigkeit.
Immerhin sprang der Franken nach dem Währungsentscheid gegenüber dem Euro um rund 20 Prozent auf weniger als die Parität nach oben. Ein Franken ist mit 0,98 nun mehr wert als ein Euro. Auch gegenüber dem Dollar ging der Franken durch die Decke und legte um rund 15 Prozent auf 0,85 zu.
Keine SNB-Panik - Mindestkurs konnte nicht gehalten werden
Viele Politiker und Unternehmer fallen jetzt über die SNB her, doch betrachtet man die Lage genau, sieht es aus, als wäre der Entscheid weder in Panik noch unbedacht gefallen. Allerdings treffen wohl auch die nach aussen hin gemässigt wirkenden Aussagen und Begründungen des SNB-Präsidenten Thomas Jordan nicht ganz den Kern des Problems: Es geht nicht um vorteilhafte Währungskurse für Schweizer Unternehmen, es geht um das Machbare.
Nächste Woche wird die EZB tagen. Nach der Befürwortung einer ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mittels Ankauf von Staatsanleihen - Quantitative Easing QE - durch den Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs - ist der Start mit QE so gut wie sicher. Und am 25. Januar ist Wahl in Griechenland. Wie das ausgehen wird, weiss niemand. Welche Folgen ein danach folgender oder nicht folgender Grexit - also ein Austritt Griechenlands aus dem Euroraum - haben wird, lässt sich nicht voraussagen. Eines dürfte aber klar sein: Wird durch die EZB bloss Quantitative Easing eingesetzt, wird dies den Euro weiter schwächen. Die SNB wäre da wohl nicht mehr in der Lage gewesen, den Mindestkurs halten zu können.
Die aktuelle SNB-Aktion ist also keine Panik-Aktion, sondern ein Vorgriff auf unabwendbare Ereignisse und von der eingetroffenen Aussenwirkung her eine schallende Ohrfeige für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, für den EZB-Chef Mario Draghi und für alle anderen Euro-Fans. Denn die Gemeinschaftswährung scheint fast unwiederbringlich abzustürzen und zeigt sich letztendlich komplett als eine Missgeburt.
Während der Franken nun explodiert, rauschen Schweizer Aktien in den Keller. Der SMI verlor gestern zeitweise weit über 10 Prozent. Die Angst geht um, dass es sein könnte, dass die Schweizer Wirtschaft nun heftig leiden müsste wegen des starken Frankens. Anleger fragen sich: Wie wird es weitergehen?
Viele Unternehmen haben schon einen Kurs von 1,10 kalkuliert
Tatsächlich könnte es sein, dass es nicht so schlimm werden wird. Viele Unternehmen hatten intern ohnehin schon längst mit einem Mindestkurs von 1,10 gerechnet. Und stark auf das Ausland fokussierte Firmen produzieren schon längst vor allem jenseits der Grenzen und sind damit von der Entwicklung des Frankens nicht mehr so sehr abhängig, weil beispielsweise Löhne in fremder Währung abgerechnet werden und auch die Preise der Waren und Güter auf den jeweiligen lokalen Markt zugeschnitten sind. Zudem: Es gibt auch Spareffekte durch billigere Rohstoffe. Öl läuft auf Dollarbasis, und wichtige Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium oder Zink werden ebenfalls billiger. Das bringt Kostenvorteile in der Produktion.
Am Ende kann der Aktienmarkt vielleicht sogar gestärkt aus der Franken-Aufwertung hervorgehen. Denn bleiben heftige Gewinnrückgänge in den nächsten Quartalen aus, sind wieder höhere Kurse zu erwarten. Dann könnte der starke Franken Aktien zusätzlichen Rückenwind geben, denn eine starke Währung zieht bekanntermassen internationale Investoren an. Das konnte zuletzt in den USA gut beobachtet werden. Seitdem die US-Notenbank Fed die Anleihenkäufe in den USA reduziert und eine Leitzinserhöhung angekündigt hat, zog es den Dollar und damit auch den Dow Jones mehr und mehr nach oben. Geld floss vom Euroraum mit seiner schlappen Währung in das erstarkte Dollargebiet und in US-Aktien. Dieses Szenario könnte in ein oder zwei Quartalen auch in der Schweiz langsam sichtbar werden.
Favoriten für den Rebound - Richemont und Swatch
Für den Ausstieg könnte es nach dem Kursrutsch vom Donnerstag also schon zu spät sein. Der Einstieg bei Titeln, die jetzt deutlich unter die Räder gekommen sind, könnte sich hingegen in einigen Monaten schon auszahlen. Zu nennen sind die Hersteller von Luxusgütern wie Richemont, mit einem Kursrückgang um 15,5 Prozent am Donnerstag. Möglicherweise wird ein Grossteil des Einbruchs auf das Konto von Gewinnmitnahmen gehen. Die Aktie des SMI-Mitglieds kletterte seit Oktober um 20 Prozent. Zwar werden wohl auch die gestern gemeldeten Verkaufszahlen die Stimmung zusätzlich belastet haben - im Dreimonatszeitraum September bis Dezember stagnierten die Umsätze lediglich. Doch Grund dafür war vor allem ein ungünstiges Marktumfeld in der wichtigen Region Asien mit einem währungsbereinigten Umsatzrückgang von 12 Prozent.
Auch bei Swatch könnte sich der Ausverkauf durch ein Kursminus von 16,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit Oktober 2012 als übertrieben herausstellen. 2011 zählte der Uhrenbauer bei Ausbruch der Euro-Schuldenkrise mit einhergehender Explosion im Frankenkurs mit einem Kursrutsch von 25 Prozent nämlich innert weniger Tage ebenfalls zu den schlechtesten SMI-Titeln. Erstaunlicherweise hat damals die Einführung des Mindestkurses im August 2011 der Aktie auf Sicht von einigen Monaten auch nicht geholfen. Dennoch notierte Swatch nach neun Monaten doch wieder da, von wo aus der Absturz losgegangen war.
Lonza - Anleger setzen auf die Jahreszahlen, die am 21. Januar gemeldet werden
Kurzfristig interessant könnte Lonza werden. Nachdem die Aktie des Biotechunternehmens zwei Jahre lang in einem steilen Aufwärtstrend mit Kursverdreifachung war, war der Titel gestern mit einem Minus von 17,8 Prozent der schwächste Wert im SPI. Etwas risikofreudige Anleger setzen darauf, dass sich der Rutsch ebenfalls als Folge von Gewinnmitnahmen zeigen wird, dass er übertrieben ist und dass der Konzern aus Basel am 21. Januar starke Jahreszahlen präsentieren wird.
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