Börsenausblick |
09.05.2016 10:52:00
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"Wir geben dem Schweizer Markt den Vorzug"
Die Schweizer Börse leidet unter den leistungsschwachen Gesundheits- und Finanztiteln. Dennoch profitiert der Markt von der überaus entgegenkommenden SNB-Politik und vom Anzeichen eines konjunkturellen Aufschwungs.
Was treibt die Finanzmärkte derzeit um?
Alan Mudie*: Die Investoren haben Anfang Jahr heftig auf eine Konstellation von Faktoren reagiert - u. a. steigende amerikanische Zinssätze im Dezember, die einen Höchstwert in der Volatilität verursachten, die Angst vor einer chinesischen Abwertung oder einer amerikanischen Rezession sowie der fallende Erdölpreis. Obschon sich diese Ängste gelegt haben und die Börsenkurse wieder stiegen, können im kommenden Quartal mehrere Risiken die Stimmung der Investoren beeinflussen: ein Brexit (oder ein Grexit), der die gesamte europäische Wirtschaft schädigen würde, ein neues Sinken des Rohölpreises oder auch die (unserer Meinung nach gerechtfertigte) Weiterführung der geldpolitischen Straffung in Übersee.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Dem Beispiel der internationalen Märkte folgend hat die Schweizer Börse sich seit Mitte Februar angesichts beschwichtigter Rezessionsängste in den USA und der harten Bruchlandung Chinas wieder erholt. Der SMI bleibt dennoch etwas zurück, die Gesundheits- und Finanztitel (zwei Sektoren mit massgeblichem Gewicht im helvetischen Index) sind leistungsschwach. Allerdings profitiert der Schweizer Markt trotz voraussichtlich reduzierter Gewinne und Risiken, die die Stimmung der Investoren in den kommenden Monaten beeinflussen können, von der überaus akkommodierenden Politik der SNB und von Anzeichen eines konjunkturellen Aufschwungs, wie die Belebung des Einkaufsmanagerindex und des KOF-Index andeuten.
Wo wird der SMI in 12 Monaten stehen?
Die Entwicklung des Schweizer Marktes sollte im Laufe des Jahres vor dem Hintergrund eines - wenn auch bescheidenen - wirtschaftlichen Aufschwungs und neuer währungspolitischer Massnahmen der SNB zulegen, insbesondere falls es sich als notwendig erweisen sollte, einem starken Wertzuwachs des Schweizer Frankens entgegenzuwirken. Die Unternehmensgewinne sollten sich dieses Jahr also im Vergleich zum Vorjahr erholen (der Konsens der Analysten sieht für 2016 einen Zuwachs von +1,8 % gegenüber einem Rückgang von -9 % 2015 vor). Im Kontext eines moderaten weltweiten Wachstums und erhöhter Risiken geben wir dem Schweizer Markt den Vorzug, der grosse qualitative Kapitalisierungen in den defensiven Sektoren Gesundheit und Basiskonsumgüter umfasst.
Was wird hinsichtlich des Erdölpreises geschehen?
Nachdem er im Januar die Schwelle von USD 30 pro Barrel unterschritten hatte, haben Rezessionsängste, der leicht gefallene amerikanische Dollar und kürzlich die Perspektive eines Abkommens zur Einfrierung der Produktion zwischen den OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten eine Erholung des Barrel-Preises zur Folge gehabt. Dennoch bleibt das Angebot überreichlich, und enttäuschte Perspektiven hinsichtlich des Weltwachstums könnten kurzfristig einen neuerlichen Preisverfall nach sich ziehen. Trotzdem denken wir, dass der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage von Erdöl, der im Wesentlichen der Produktionssenkung von Schieferöl in den USA zu verdanken ist, den Bruttopreis bis Ende 2016 bei zwischen USD 40 und USD 50 pro Barrel halten sollte.
Und was ist mit Gold?
Trotz der sinkenden Risikoaversion stellt Gold einen neuen Anreiz für die Investoren dar. Eine umsichtige amerikanische Währungspolitik und negative Zinssätze verleihen dem Gold einen neuen Reiz. Der Goldkurs bleibt allerdings hinsichtlich sich verändernder Marktprognosen bezüglich einer künftigen Leitzinserhöhung der Fed gefährdet. Trotzdem sollte die Nachfrage durch die Schwellenländer, sowohl vonseiten der Einkäufer im Einzelhandel als auch der Zentralbanken, die Preise weiterhin stützen. Wir denken, dass die Goldpreise im Lauf der nächsten Monate mit einer leichten Tendenz nach oben stabil bleiben sollten.
Wie wird sich der Schweizer Franken entwickeln?
Negative Renditen (auf Anleihen bis 10 Jahre und eine grosse Anzahl Schweizer Sichteinlagen) lösen einen Kapitalabfluss von privaten und institutionellen Investoren aus und üben so einen Abwertungsdruck auf die Devise aus. Dennoch hat der Schweizer Franken von der gestiegenen Risikoaversion anfangs 2016 profitiert, und das Andauern von politischen Risiken in der EU (politische Instabilität an der Peripherie, Referendum zum Brexit) verhindert die Schwächung des Schweizer Frankens. Wir erwarten mittelfristig eine Schwächung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro, angesichts der Wachsamkeit der SNB, die durch den deflationären Kontext und die negativen Folgen einer überbewerteten Währung auf die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft gerechtfertigt wird.
Welche Massnahmen könnten die Notenbanken ergreifen und mit welcher Folge für die Märkte?
Die EZB und die BoJ behalten eine zunehmend akkommodierende Politik bei (Kauf von Wertpapieren, negative Zinssätze, Refinanzierung der Banken), um gegen den Deflationsdruck anzugehen. Die Fed verfolgt die monetäre Normalisierung, dies jedoch angesichts der schwachen Weltkonjunktur mit Vorsicht.
Die EUR-Kreditmärkte werden von der Geldpolitik der EZB gestärkt werden. Der Aufwertungsdruck auf EUR und JPY wird fortbestehen, solange die Fed umsichtig agiert. Schliesslich können die Aktien in Verbindung mit den darauf folgenden Zinserhöhungen und der Volatilitätssteigerung Unsicherheiten erleiden.
*Alan Mudie ist seit 2014 CIO der Societe Generale Private Banking Schweiz. Er ist für die internationale Anlagestrategie zuständig. Der schweizerisch-britische Doppelbürger arbeitet seit über 20 Jahren bei verschiedenen internationalen Banken.
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