Experten-Kolumne |
19.04.2021 15:47:40
|
Der SMI steht kurz vor einem neuen Allzeithoch
Kolumne
Der SMI kratzt aktuell an seinem Allzeithoch von 11.270 Punkten, das kurz vor dem coronabedingten Markteinbruch am 20. Februar 2020 erreicht wurde.
SNB steigt in die Top 30 auf
Um eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens zu verhindern, interveniert die Schweizerische Nationalbank weiterhin massiv. Ein Trend, der seinen Ursprung in der Finanzkrise von 2008 fand und nun durch die Coronakrise weiter verstärkt wurde. So stiegen die Währungsreserven, die überwiegend in ausländischen Aktien gehalten werden, im letzten Jahr um knapp 22%. Mit einem Volumen von aktuell über 930 Milliarden Schweizer Franken hat sich die SNB somit in die Top 30 der grössten Vermögensverwalter weltweit eingeordnet. Und ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Sollte die SNB in diesem Tempo weitermachen, dürfte bald der Einzug in die Top 20 gelingen. Das würde die Zentralbanker auf Augenhöhe mit Vermögensverwaltern wie Invesco, BNP oder der Credit Suisse bringen. Anders ausgedrückt: Schon heute entsprechen die Währungsreserven knapp 70% der Marktkapitalisierung des gesamten SMI. Aktuell scheint diese Strategie äusserst erfolgreich zu sein, wie der Jahresüberschuss der SNB aus dem Jahr 2020 in Höhe von 21 Milliarden Franken eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die Risiken werden erst dann zum Tragen kommen, wenn die Aktienmärkte nachhaltig korrigieren und die Zinsen in den USA und Europa wieder ansteigen. Die aktuell erzielten Gewinne dürften sodann zu Verlusten werden. Bis dahin scheint es jedoch noch ein weiter Weg zu sein.
Inflationsangst als Damoklesschwert
Die traditionsgemäss gerade erst von den Banken angestossene Berichtssaison in den USA verspricht positiv auszufallen und könnte den Aktienmärkten weiteren Auftrieb geben. Unterstützt wird diese Tendenz von positiven Vorgaben des US-Arbeitsmarkts. Und den aktuell anhaltenden Verhandlungen über ein 2 Billionen US-Dollar schweres Infrastrukturpaket zur Unterstützung der US-Wirtschaft. Wie fragil die Euphorie ist, zeigten die Turbulenzen am Aktien- und Renditemarkt Anfang März. Nachdem die Renditen von 10-jährigen US-Staatsanleihen innerhalb weniger Wochen um mehr als 60 Basispunkte stiegen, reagierte der Markt zunehmend nervös. Zwar sind wir aktuell nicht in der Situation, kurzfristig steigende Zinsen zu erwarten. Das Inflationsgespenst wird die Märkte jedoch weiterhin verunsichern.
Charttechnischer Ausblick
Charttechnisch steht der SMI vor der Überwindung des Allzeithochs bei 11.270 Punkten. Obwohl Trendindikatoren einen intakten Aufwärtstrend anzeigen, liegt die Distanz zwischen dem aktuellen Kurs und dem 200-Tage gleitenden Durchschnitt bei über 6.20 %. Und somit am oberen Ende des langfristigen Mittels unter Berücksichtigung der Standardabweichung. Folglich könnte der Markt kurzfristig vor einer Seitwärtsbewegung oder aber einer Korrektur stehen. Erst im Anschluss dürfte das Allzeithoch nachhaltig überwunden werden können. Die Volatilität dürfte im Zuge der auch in der Schweiz beginnenden Berichtsaison tendenziell zunehmen.
Christos Maloussis ist Market Analyst - Premium Client Manager bei IG Bank S.A.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.