Experten-Kolumne |
15.07.2021 13:24:58
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Die suggerierte Sicherheit von Stablecoins
Kolumne
Während Bitcoin, Ether und Konsorten die Schlagzeilen der Medien und Blogs mit wilden Kurssprüngen füllen, fristeten Stablecoins bislang ein eher bescheidenes Dasein. Doch spätestens mit dem Zusammenbruch des Titanium-Tokens im Juni rücken die vermeintlich sicheren und wertstabilen Anlagen in das Zentrum des öffentlichen Interesses.
Stablecoins: eigentlich sicher und wertstabil
Stablecoins dienen in erster Linie dazu, eine sichere und wertstabile Anlage im Kryptoversum zu bieten. Investoren tauschen die Fiatwährung, z.B. US-Dollar, in einen Stablecoin und verwenden den Stablecoin dann, um andere Kryptowährungen zu handeln. Der Stablecoin dient quasi dazu, Fiatwährungen vermeintlich sicher in der Kryptowelt zu parken. Der Umstand, dass IRON nicht wie üblich zu 100 Prozent die Fiatwährung in US-Dollar gehalten hat, machte den Stablecoin anfällig für Kursschwankungen und demzufolge unsicher.
Trotz des Booms leidet die Akzeptanz von Kryptowährungen in der breiten Bevölkerung unter der hohen Volatilität und Unberechenbarkeit. Stablecoins wurden entwickelt, um genau dieses Problem zu umgehen. Sie sollen eine stabile Wertanlage darstellen, die an Fiatwährungen gekoppelt ist, um die Kommerzialisierung des Kryptomarktes voranzutreiben.
Die Einführung von Stablecoins auf dem Kryptowährungsmarkt leitete eine neue Liquiditätswelle ein, da die Börsen Handelspaare mit Tokens versorgen konnten, die traditionelle Fiatwährungen repräsentieren.
Unterschiedliche Designformen von Stablecoins
Die «Reserve-Backed» Stablecoins sind Kryptowährungen, die an den Wert einer Fiatwährung gebunden sind, die von einem Unternehmen oder Konsortium in Reserve gehalten wird. Beispiele dieses Designs sind Tether (USDT), USD Coin (USDC) und Paxos Standard (PAX).
Die «Collateralized» Stablecoins (z.B. Dai und BitUSD) sind Token, die durch andere Kryptowährungen gedeckt sind. Dank der Übersicherung behalten sie einen Eins-zu-Eins-Wert mit einer Fiatwährung, um die potenzielle Volatilität der zugrunde liegenden Vermögenswerte zu absorbieren. «Algorithmische» Stablecoins verwenden keine Reserve oder Besicherung, um einen stabilen Wert zu erhalten, sondern spiegeln die Rolle der Zentralbanken durch eine automatisierte Expansion und Kontraktion des Geldangebots wider. Als Beispiel dafür dient der Stablecoin Basis.
Risiken von Stablecoins
Welche Gefahr von Stablecoins, nicht nur für die Investoren der Coins, sondern auch für den Gesamtmarkt ausgehen, legt ein Bericht der Ratingagentur Fitch nahe. Dieser macht deutlich, dass aufgrund der Grösse der Einlagen in Stablecoins, ein Zusammenbruch eines Coins auch zu starken Kursverwerfungen am kurzfristigen Anleihenmarkt führen dürfte.
Die von den Stablecoins eingesammelten Fiatwährungen werden nämlich überwiegend in Anleihen investiert, um eine sichere Rücklage zu schaffen. Fitch geht zudem davon aus, dass die zuständigen Behörden bei einem Zusammenbruch der Stablecoins den Investoren nicht zur Seite springen werden, um die Einlagen zu sichern. Um das gesamte Kryptosegment stärker zu regulieren, existieren bereits Regulierungsvorlagen.
Auch wenn Stablecoins eine sichere Anlageform in der Kryptowelt suggerieren, hat das Beispiel Titanium gezeigt, dass es sehr wohl auf die Zusammensetzung des Stablecoins ankommt. Neben einer genauen Auswahl des passenden Stablecoins sollten Investoren zudem beachten, dass die Anlage nicht von der Einlagensicherung abgesichert ist und somit per se ein risikobehaftetes Investment darstellt. Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client M
Christos Maloussis ist Market Analyst - Premium Client Manager bei IG Bank S.A.
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